Squealer-Rocks.de CD-Review
KTU - Quiver

Genre: Experimental Rock
Review vom: 05.03.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 06.03.2009
Label: Westpark Music



Experimentelle Rock Musik steht oftmals im Ruf mit Songstrukturen, Instrumenten und dergleichen zu spielen, bis man den Song als solchen schon gar nicht mehr zu erkennen vermag, gehört man nicht selbst zur Gattung der vollblütigen, technisch versierten Musiker, denen es ein Bedürfnis zu sein erscheint, Musik zu erschaffen, die mehr als einfache Kost von der Stange ist. Insbesondere instrumentalen Scheiben wird somit von weniger versierten Zeitgenossen nur wenig Spiel- und Entwicklungsraum eingestanden – eigentlich schade, denn ermöglichen manches Mal gerade jene Scheiben den faszinierenden Blick über das eigene limitierte Können hinaus. Der Zweitling QUIVER von KTU dem Projekt von Kimmo Pohjonen, Trey Gunn und Pat Mastelotto ist ein solches, weit jenseits jeglichen Standards gelegenes Album, vor dem man aber keines Falls ehrfürchtig zurückschrecken muss.

Wie schon angedeutet, erscheint QUIVER – anders als das doch sehr nüchterne blaue Cover mit einer Libelle und simplem Schriftzug vermuten lässt – wie ein Puzzle, ein Mosaik aus viel musikalischer Stilistik und Detailverliebtheit. Quiver zu Deutsch „Köcher“ trifft das Gefühl, das sich während des Hörens in seinem Hörer breitmacht sehr gut – ist man doch geneigt nach den vorbeifliegenden Songfragmenten wie mit einem Köcher zu haschen, bevor sie unwiederbringlich vorbeigeflogen scheinen. Obwohl man also einerseits spürt, dass man wohl nicht bis zum tiefsten Kern von QUIVER vorzudringen in der Lage sei, da dieser so flatterhaft wie Schmetterlinge im Winde ist, so genügt es alleine über die Wasseroberfläche zu schreiten und auf eine faszinierende, musikalische Reise zu gehen, die einen schnell in ihren Bann schlägt.

KTU beschreiten mit QUIVER einen schmalen Pfad zwischen vertrackter Eingängigkeit und jazziger Virtuosität, auf dem einen Dinge begegnen, die man so nicht erwarten würde. In „Nano“ blickt man wie hinter einem Vorhang stehend hinaus auf eine düstere Bühne auf der der böse Bruder des Phantoms der Oper aufgeführt zu werden scheint, ähneln doch einige Passagen dieses Liedes dem allseits vertrauten Hauptthema jener Oper. Gleichzeitig aber sorgt das teuflisch, ausgelassene Akkordeon für eine surreale Atmosphäre.

Atmosphäre ist auch, was sich wie der rote Faden durch das stilistisch freizügige Album zieht, denn jedes einzelne Lied versprüht seinen ganz eigenen Charme, der wie im Falle von „Purga“ auch durchaus einmal nordisch mythisch sein kann - alle die das norwegische Projekt Wardruna kennen, die wissen was ich meine. Schamanischer Gesang (der einzige Gesang auf dem Album) trifft auf ein schaurig schönes, hypnotisches Klanggewand, dessen Wirkung man sich als aufgeschlossener Musikfan nicht entziehen kann. Ein Hauch von Orientalik streift einen dagegen auf den „Wasabi Fields“. Wohingegen das nachfolgende „Jacaranda“ fast wie der Sound eines Acarde Games aus den 80ern klingt, gleichzeitig sich aber in Jazz Gefilden austobt.

Fazit: Oftmals ist die Grenze zwischen experimentellem Rock und Jazz fließend auch bei KTU, wodurch sowohl Fans des atmosphärischen Rocks, als auch jene des rockigen Jazz bedient werden. Aber, obgleich QUIVER ein nahezu rein instrumentales Album ist und Leichtgeistern durchaus schwer im Magen liegen dürfte, verliert man sich nur selten in Passagen, wo Musik nur der Musik Willen inszeniert wird. Alleine der Einsatz des Akkordeons als songtragendes, jenseits der korpiklaanischen und finntrollischen Verwendung sorgt für das gewisse Etwas, was KTU mit QUIVER zu etwas ganz Besonderem werden lässt.

Tracklist:
1. Fragile Sun
2. Kataklasm
3. Nano
4. Quiver
5. Purga
6. Womb
7. Wasabi Fields
8. Jacaranda
9. Aorta
10. Miasmaa
11. Snow Reader

Anspieltipps: Nano, Purga, Wasabi Fields, Snow Reader

Line-Up:
Kimmo Pohjonen – Akkordeon, Gesang
Trey Gunn – Gitarre
Pat Mastelotto – Rhythmic Devices, Beats, Noises, Samples

DISCOGRAPHY:

2004 – 8 Armed Money
2009 – Quiver


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