Squealer-Rocks.de CD-Review
Martyr - Fear The Universe

Genre: Heavy Metal
Review vom: 19.02.2009
Redakteur: Colin
Veröffentlichung: 20.02.2009
Label: Rusty Cage Records



Die Reunion-Welle ist noch immer nicht zu stoppen und so kommen heuer immer mehr Bands wieder ans Tageslicht, die schon in den 80ern nicht wirklich was zu melden hatten. Okay, vielleicht haben eine der zwei von diesen Bands hier und da recht brauchbare Scheiben veröffentlicht. Das war es dann meistens aber auch schon und die Bands verschwanden wieder in der Versenkung. Das war in manchen Fällen berechtigt, in manchen wiederum auch nicht. Mit MARTYR aus den Niederlanden schickt sich nun eine weitere wiedervereinigte Undergroundband an, uns mit einem neuen Album zu beglücken.

„Fear“ kommt via Rusty Cage Records im schönen Digipack (leider ohne Booklet) zusammen mit dem ´85er „For The Universe“ Album als Bonus daher. „Fear The Universe“ heißt das Ganze dann und hat auf jeden Fall den Vorteil, dass man die Musik, die MARTYR damals und heute machen exzellent vergleichen kann. Beginnen werden wir hier natürlich bei der Kamelle aus den glorreichen 80ern. „For The Universe“ wusste damals offensichtlich nicht nur die Jungs von HAMMERFALL (sie sprechen in Interviews hin und wieder mal von MARTYR) zu begeistern, sondern auch eine ganze Reihe weiterer Metalheads. Somit dürfte das Album also zu Recht Kultstatus genießen. Da ich die Schallplatte vorher nicht kannte, muss ich sagen: wirklich zu Recht. Der traditionelle Metal, den das Quintett bietet, ist anspruchsvoll komponiert, melodisch und hart. Also genau die Zutaten, die ein gutes Metal Album braucht.


Nach einem atmosphärischen Intro legen MARTYR mit „Speed Of Samurai“ gleich ordentlich los. Ein speediger Opener, der irgendwo in der Schnittmenge von OMEN, LIEGE LORD und MEDIEVAL STEEL liegt. Hinzu kommt noch ein Schuss Metal europäischer Prägung und schon beginnt man unweigerlich mit dem Kopf zu wackeln (im Takt versteht sich). Quasi ohne Unterbrechung geht es mit dem starken Instrumentalstück „The Eibon“ weiter, das sich nicht großartig von seinem Vorgänger unterscheidet. Etwas langsamer im Tempo, aber technisch ebenso anspruchsvoll wie „Speed Of Samurai“ ist das Lied trotz des fehlenden Gesangs nicht langweilig, oder wirkt wie ein Lückenfüller. Nein, der Song hat seinen rechtmäßigen Platz auf der Scheibe. Die restlichen drei Songs bieten Metal auf demselben Niveau. „Four Walls“ kommt ebenfalls recht flott aus den Boxen und kann mit schönen IRON MAIDEN-artigen Gitarrenlicks glänzen. Das folgende „The Awakening“ zeigt MARTYR dann von ihrer epischen Seite, die sie ein wenig in Richtung alte FATES WARNING bringt. „Black Sun“ ist dann als letzter Song eine Mischung aus „The Eibon“ und „Four Walls“. Ein perfekter Abschluss einer großartigen Scheibe. Da ärgert man sich direkt, dass einem die Band vorher nicht geläufig war, beziehungsweise nie wirklich zu (offiziellen) CD-Ehren gekommen ist. Der Rezensent ist sichtlich beeindruckt, hört die Scheibe direkt nochmal und vergisst darüber völlig, dass mit „Fear“ noch das Comebackalbum von MARTYR auf seine Begutachtung wartet.


Nachdem ich mich dann doch endlich von „For The Universe“ losreißen konnte, läuft nun das aktuelle Album „Fear“ im CD-Player. Wenn man die Scheibe so hört, fällt einem logischerweise sofort die wesentlich bessere Produktion auf. Internationalen Ansprüchen genügend, kommt „Fear“ ordentlich druckvoll und differenziert aus den Boxen. Das ist zwar ein schöner Nebeneffekt, doch das Wesentliche ist der musikalische Unterschied zwischen „For The Universe“ und „Fear“. Wo früher, sprich 1985, noch speedige Passagen und zweistimmige Gitarren das Bild der Band prägten, stehen heute schwere Riffs und moderne Einflüsse. Man kann sogar von einem richtig krassen Stilbruch sprechen. Die vormals positiv aufgefallenen Songstrukturen werden auf „Fear“ komplett außen vor gelassen. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum?


Warum verzichtet eine Band beim Komponieren eines Comebackalbums darauf ihre Trademarks zu verwenden? Da würden mich wirklich mal die Beweggründe interessieren. Wenn die die Jungs jetzt andere Musik machen wollen, kein Problem. Aber warum muss da denn unter dem alten Bandnamen sein? Um es auf den Punkt zu bringen: „Fear“ hat mit der musikalischen Klasse von „For The Universe“ nicht das Geringste zu tun. Die Musik auf dem aktuellen Album kann man zumeist in die Nähe modernen Hard Rocks stellen, ohne dabei die Qualität von, sagen wir, MARYS CREEK zu erreichen. Handwerklich geht das Album natürlich in Ordnung. Spielfehler oder ähnliches findet man auf „Fear“ nicht. Auch haben die Kompositionen die richtige Länge und kommen auf den Punkt. Was der Scheibe fehlen sind die zündenden Ideen und die Melodien, die sich im Ohr festsetzen. Zudem hat Sänger Rop van Haren das Problem, dass er an manchen Stellen („Take Me Home“) die Töne nicht richtig trifft, was das Gesamtbild natürlich schwächt.


Fans der Band können "Fear" gerne eine Chance geben. Wer allerdings „For The Universe“ liebt, sollte beim Kauf auch eine Packung Baldrian mit einrechnen. Schlecht ist „Fear“ nicht, aber auch nicht gut. Und ob es so klug war „For The Universe“ mit auf das Digipack zu nehmen, lasse ich mal dahin gestellt. Eine separate Veröffentlichung hätte wahrscheinlich mehr Sinn gemacht. Daumen hoch für „For The Universe“. „Geht so“ für „Fear“.



Tracklist „For The Universe”:
1. For The Universe – Theme
2. Speed Of Samurai
3. The Eibon
4. Four Walls
5. The Awakening
6. Black Sun
7. For The Universe – Requiem


Tracklist „Fear“:
1. The Most Evil
2. Fear
3. Different Kind Of Rain
4. Take Me Home
5. Eaten Alive


Line-Up (aktuell):
Rop van Haren – Vocals
Rick Bouwman – Guitars
Marcel Heesakkers – Guitars
Toine van der Linden – Bass
Wilfried Broekman - Drums

DISCOGRAPHY:

Sorry, noch keine Discography eingestellt.

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