Squealer-Rocks.de CD-Review
Silentium - Amortean

Genre: Dark Symphonic Metal
Review vom: 09.02.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 20.02.2009
Label: Dynamic Art Records



Ich muss ja zugegeben, dass ich der neuen Scheibe von Silentium mit einigem Argwohn entgegen getreten bin, denn die ersten, zugegebenermaßen kurzen Höreindrücke ließen Schlimmes erahnen. Die Finnen, die mit AMORTEAN ihr mittlerweile fünftes Album veröffentlichen, treiben schon seit mehr als einem Jahrzehnt ihr musikalisches Unwesen in den düsteren Gefilden des symphonischen, klassizistischen Melodic Metals und darüber hinaus waren sie seiner zeit die erste Band, die vom heute renommierten finnischen Label Spikefarm gesignt wurden. Viel Geschichte also, die da im Hintergrund des Albums steht. Und vielleicht trog der erste Höreindruck ja.

Das erste Stück von AMORTEAN „Leave The Fallen Behind“ jedoch scheint meine ersten Befürchtungen zu bestätigen und ich fühle mich erinnert an das letztjährige Knock-out Festival in Karlsruhe und seinen Headliner Within Temptation. Damals schafften diese es tatsächlich, dass ich in einer Ecke der Europahalle wegdöste und genauso ergeht es mir hier nun in den heimischen aparallelen Wänden ich döse langsam ein. Nun gut einwenig erinnert diese Eröffnungsnummer auch an die finnischen Coverkönige von den Northern Kings aus dem letzten Frühjahr. Lassen wir also die plakativen Scherze beiseite. Die ersten beiden Stücke des Albums sind poppige Melodic Metal oder Melodic Power Pop Metal Nummern mit extensivem Keyboardeinsatz, die problemlos in jedem etwas rockigerem Radio laufen könnten und sich somit voll und ganz als massentauglich erweisen.
Was diese beiden Stücke aber schon unmissverständlich klar machen, ist, dass diese Finnen sich auf das Schreiben von wunderbaren Melodien, die jeden soften Metaller oder zarten Rocker womöglich mit sich zu reißen vermögen, insofern diese den songtragenden Einsatz von Keyboards nicht von vorne herein ausschließen, verstehen.

Dennoch kann man bis hier hin etwas ernüchternd feststellen, dass man diese Art des Metals schon zu genüge gehört hat und auch die obligatorischen Biesteinlagen von Sänger, Bassist Matti Aikio bleiben da nicht aus. Also alles nach Schema F?
Nicht ganz. Zwar wandeln Silentium beständig auf dem schmalen Grad zwischen zuckersüßer Rührseeligkeit und tragischem Schwermut und sind teils bis an die Zähne mit Klassikeinschlag bewehrt, doch scheint es, als würde AMORTEAN nach diesem doch etwas schwachen Beginn mit jedem folgenden Stück besser werden.
So laufen Band und Sängerin Riina Rinkinen allmählich zur Hochform auf, was sich insbesondere in den düsteren und bedrückend schönen Momenten des Albums zeigt.

„The Fallen Ones With You Tonight“ ist eines dieser vielschichtigen Lieder, das bedrückend düster ist und mit unglaublich gefühlvollem Gesang aufwartet. Unterschiedliche Tempi und Stimmungen lassen im Kopf das Bildnis einer Wanderung im Neuschnee entlang eines zugefrorenen Sees bei Nacht und Mondschein entstehen.

Normalerweise bin ich kein Freund der gesanglichen Gleichberechtigung im Metal, wohl aus unzähligen schlechten Erfahrungen heraus und womöglich auch aufgrund der Tatsache, dass bis auf einige teils verstörende Ausnahmen Sängerinnen meist in den hohen Tonlagen anzutreffen sind. Jedoch Riina weiß durchgängig zu überzeugen, indem sie immer den richtigen Ton trifft, ob nun in der unglaublich herzergreifenden Balladen „The Fallen Ones With You Tonight“, wo sie tiefe Trauer in ein melodisches Gewand zu kleiden vermag, in den poppigen Eingangsnummern oder den überragenden Opern oder Musical ähnlichen Stücken „The Cradle Of Nameless“ und „La Fin Du Monde“, selbst Ausflüge in den poppig bluesigen Bereich wie in „Storm Sight Solicitude“ überzeugen in erstaunlicher Weise. Was aber umso erstaunlicher erscheint, ist die Tastsache, dass Matti Aikio auch durchaus zu richtigem Gesang greift und nicht einzig das klassische Biest mimt.

Die Kompositionen auf AMORTEAN bieten für nahezu jeden Symphonic Metal Geschmack das Passende, denn so anpassungsfähig die Stimme der Sängerin, so vielseitig das Songwriting und die anfänglichen Befürchtungen verflüchtigen sich zusehends. Obwohl kaum ein Lied kürzer als vier Minuten ist und doch eine Menge Klassikelemente eingebaut werden, wirken die Stücke zu kaum einem Zeitpunkt sperrig, viel mehr taucht man ein in eine düstere, teils gotisch angehauchte Musikwelt, die einen zu verzaubern weiß und selbst den sonst eher in Black Metal Gefilden wandernden Redakteur in Verzückung versetzen.

Fazit: Was soll ich noch sagen? Ich war wirklich mehr als nur angenehm überrascht, ob der Klasse, die AMORTEAN zu bieten hat. Nach schwachem Start wird das Album der Finnen mit jedem Lied besser und beeindruckt durch seine stimmigen und stimmungsvollen Kompositionen, sowie einer Sängerin, die nicht durch hochfrequente Töne an den Nerven des Hörers zehrt. Allen Freunden des düsteren Symphonic Metals, Metals mit klassischer Schlagseite, oder poppiger Note sei dies neue Album von Silentium wärmstens ans Herz gelegt.

Tracklist:
1. Leave The Fallen Behind
2. The Messenger
3. A Knife In The Back
4. The Fallen Ones With You Tonight
5. My Broken Angel
6. The Cradle Of Nameless
7. Storm Sight Solicitude
8. Embrace The Storm
9. La Fin Du Monde

Anspieltipps: A Knife In The Back, My Broken Angel, The Cradle Of Nameless, La Fin Du Monde

Line-Up:
Riina Rinkinen – Gesang
Matti Aikio – Bass, Gesang
Toni Lahtinen – Gitarre
Juha Lehtioksa – Gitarre
Sami Boman – Keyboards
Jari Ojala – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1996 – Illacrimó (Demo)
1998 – Caméne Misera (EP)
1999 – Infinita Plango Vulnera
2001 – Altum
2001 – SI.VM E.T A.V.VM (EP)
2003 – Sufferion
2006 – Seducia
2009 – Amortean


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