Squealer-Rocks.de CD-Review
Sick - Satanism. Sickness. Solitude.

Genre: Cyber Black Metal
Review vom: 25.10.2008
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 31.10.2008
Label: Spikefarm



Überlassen wir zu Beginn dieses Reviews einmal der Band das Wort und zitieren von deren Homepage:
„Sei willkommen Fremder…
Wer bin ich? Was bin ich? Das spielt keine Rolle… nur eine Sache ist wichtig. Ich bin krank… Bis dahin… Lass mich dir meine Krankheit zeigen. Folge mir durch die Landschaften meiner Albträume. Wandere vorsichtig am rutschigen Rande des Abgrundes. Wandere vorsichtig auf der scharfen Schneide der Rasierklinge… Hüte dich davor die schlafenden Dämonen in nebligen Tiefen zu wecken…“

Es scheint fast so, als hätten Sick ihren eigenen Ratschlag nicht befolgt und befreien die schlafenden Dämonen postwendend von ihrer Kette. „Welcome“ ist eine Serenade aus den Abgründen der Hölle auf Erden entfesselt, in der sich die Geräusche einer großen, blechwalzenden Maschine mit einem dämonisch verzerrten Sprechgesang, der vollkommen irre irgendwo zwischen Robocop und Heath Ledgers Joker schwankt, vermischen.
Sick gelingt es ein ums andere Mal den Scharm einer preapokalyptischen Zukunftsvision der 50er oder 60er Jahre mit ihren riesigen Röhrencomputern und deren schrill ratternden Schaltkreisen heraufzubeschwören, diese aber gleichzeitig mit dem Hauch von Kälte und industrieller Fertigungsmaschinerie zu koppeln, so dass einem unter dem irren, verstörenden Gesang von „Voice Of God“ kalte Schauer über den Rücken jagen. Besonders „Hellsicker“ haucht dem gedanklichen Konstrukt eines industrialisierten Black Metals wahrhaft Leben ein – oder sollte man nicht besser sagen: Fährt die Maschine hoch, die dann fast technoide, hypnotische Blastbeats in süßem Nebel fertigt. Dazu gesellen sich in „The Light Of The End“ und „Emptiness“ die obligatorischen Symphonien des Untergangs in nuklearem Winter und Granatenhagel, die von unheilvollen schiefen Samples begleitet werden.

Meist aber bewegen sich die Weißrussen mit ihren kybernetisch elektronischen Klängen in düsterem Midtempo Black Metal, der jedoch ab und an in doomige Regionen abgleitet und nur selten Organisches zwischen der Monotonie einer Maschienenhalle einfängt, dabei erinnert gerade das Ende von „Helios“ ein wenig an alte Bathorywerke in einer in Blei gegossenen Atmosphäre. Irgendwo auf dem schmalen Grad zwischen absoluter Genialität und Bedeutungslosigkeit wandert SATANISM.SICKNESS.SOLITUDE. – genial, wenn man den Kompositionen seine ganze Aufmerksamkeit zukommen lässt und sich ihnen ausliefert – bedeutungslos, wenn man die düsteren Klänge als Hintergrundbeschallung einsetzt und einzig an ihrer Oberfläche kratzt. Kaum verwundert es einen daher, dass „Wandering Star“ ein Cover des Portishead Hits der wohl griffigste Song des Albums ist. Zumindest stellt dieser den einzigen da, der hängen bleibt, ohne dass man ihm seine volle Aufmerksamkeit widmet.

Fazit: Besser und zugleich nebulöser als mit den eingangs zitierten Worten kann man die Musik des Trios aus Weißrussland nicht beschreiben. Dabei scheint der Titel nur in seinen Schlagworten das widerzuspiegeln, was man hier tatsächlich geboten bekommt. SATANISM.SICKNESS.SOLITUDE. ist zwar ein Black Metal Album, aber wird dieser auf befremdliche Weise von kybernetischen Samples zersetzt und zu einem maschinellen Organismus zusammengesetzt, der sich in eine vom nuklearen Winter heimgesuchte Welt ausbreitet. Wer seine Freude an derart postapokalyptischen Albträumen hat, der sollte sich einmal den Erstling von Sick zu Gemüte führen.

Tracklist:
1. Welcome
2. Helios
3. The Way
4. Hellsicker
5. Alone
6. The Light Of The End
7. Emptiness
8. Wandering Star
9. Hologram

Anspieltipps: Helios, Hellsicker, Wandering Star

Line-Up:
Voice Of God – Gesang
Spiritus Sancti – Gitarren, Sampling
Virgin Mary – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2008 - Satanism. Sickness. Solitude.

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Sick - Satanism. Sickness. Solitude. (CD-Review)

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