Squealer-Rocks.de CD-Review
Agrypnie - Exit

Genre: Avantgarde Black Metal
Review vom: 02.08.2008
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 08.08.2008
Label: Supreme Chaos



Förmlich auf den musikalischen Ruinen seiner früheren Band Nocte Obducta baute Torsten Hirsch Agrypnie, welche zunächst als Soloprojekt und Ideenauffangbecken gedacht war, auf. Spätestens nach dem Debüt Album F51.4 wurde aus diesem Projekt jedoch eine richtige Band gegossen, die uns heute mit ihrer Musik den „Ausgang“ weisen will. Wohin uns dieser führen wird, der uns vom sterilen, zellartigen Raum auf dem Albumcover anlacht, und was für eine musikalische Welt die Düstermetaller hier aufgebaut haben, werden die nächsten, auf rotierendes Metalloxit gebannten Minuten offenbaren.

Die gefühlte Kälte einer Isolation, ob psychischer oder physischer Natur, schwingt in den Kompositionen, die sich standesgemäß in den doomigen und düsteren Gefilden des Black Metals herumtreiben, auf EXIT in verstörender Weise durchweg mit. Der Schwermut eines industriellen Herbsts, von jenen Lyriker wie Trakl bereits Anfang des letzten Jahrhunderts beschrieben, zieht sich so wie der eiserne Faden durch die fensterlose Einsamkeit, die Agrypnie mit ihrem avantgardistischen Metal erschaffen haben. Dennoch verstrickt sich das Album zu keinem Zeitpunkt in unzugängliche Songstrukturen wie das neuste Werk von Subconscious sondern wartet mit einer unglaublich melodischen Eingängigkeit auf, die einen auf erschreckende Weise einfängt. Im unteren Tempobereich angesiedelt brechen die Stücke nur selten aus diesem aus, wobei jedoch selbst nach mehrfachem Hören keine Langeweile aufkommt.

Man gewöhnt sich mit der Zeit ja daran, dass Texte im Metal und insbesondere im klassischen Black Metal kaum Aussagekraft entwickeln – meist liegt das wohl daran, dass man zwischen Kreischen, Growlen und Schreien so wie so nichts raushört, falls sie denn einmal mit Inhalt behaftet sein sollten – Agrypnie stellen darin aber eine Ausnahme da, denn die ausnahmslos in deutscher Sprache verfassten Lyrics sind zu einem Großenteil tatsächlich verständlich intoniert und erzeugen eisige Schauer am ganzen Körper. Denn fügen sie sich wie das letzte Steinchen eines großen Mosaiks in diese agonisierte Stimmung ein, die das Album prägen.
Als kleines Beispiel soll eine Zeile aus „R40.2“ dienen: „Wenn dein Geist immer weiter in die Leere versinkt und der Weg zurück für dich nicht mehr begehbar ist.“
Aber auch die Gedanken an einen Ausbruch aus diesem mentalen oder räumlichen Käfig werden in den Stücken thematisiert. So stehen sich die entfremdende Hoffnungslosigkeit des Eingesperrtseins und der wage Schimmer der Hoffnung auf Freiheit in den Liedern von EXIT gegenüber.

Fazit: Manchmal vergisst man fast, dass Musik eine Form der Ausdruckskunst ist, jedoch wenn man EXIT von Agrypnie hört, kann man von formvollendeter Kunst sprechen. Wunderbare, aufwühlende Texte von hoher lyrischer Qualität treffen auf finstere Melodien, die sich wie eine unsichtbare Schlinge um den Hörer zusammen ziehen. Die Gesamtheit seiner Komponenten lässt dieses Album zu etwas Ungewöhnlichem und Besonderen avancieren.

Tracklist:
1. Mauern
2. Die Last Der Erinnerung
3. Zivilisation
4. 0545
5. Fenster Zum Hof
6. Wohin
7. Während Du Schläfst
8. Schwarz
9. R40.2
10. In Den Weiten
11. Exit

Anspieltipps: Die Last der Erinnerung, Fenster Zum Hof... eigentlich alle

Line-Up:
Torsten Hirsch – Gesang
Andreas Ballnus – Gitarre (live)
Domenik Papaemmanouil – Gitarre (live)
Carsten Pinkle – Bass
René Schott – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 – F51.4
2008 – Exit


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