Squealer-Rocks.de CD-Review
Netherbird - The Ghost Collector

Genre: Black Metal
Review vom: 09.07.2008
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 18.07.2008
Label: Pulverised Records



Netherbird, das sind zwei Herren aus Schweden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihre eigene Vorstellung von grenzenlosem Extreme Metal fernab allgemeiner Genregrenzen in die Tat umzusetzen. Mit THE GHOST COLLECTOR kommt nun nach diversen EPs und Single Veröffentlichungen das erste Album des „Tre Kronor“ Gespanns und nach dieser Vorankündigung darf man auf das Ergebnis gespannt sein, denn unsere Freunde aus Skandinavien versprechen im Allgemeinen nichts, was sie nicht halten können.

Nennt es Zufall oder Bestimmung, dass ich im letzten Monat bereits in den Genuss des zweiten Solowerks des Norwegers Ihsahn kam, denn auf einer ähnlichen, ebenso beeindruckenden Schiene fahren Netherbird. Noch während die Klänge von „Dead Grid Incantation“ aus den schwarzen Boxen schallen, wird daher klar, was einen hier gleich in voller Länge erwarten wird. Da heißt es, sich zurücklehnen und die Reise genießen. Wie ein in dunklen Farben gemaltes Gemälde erscheinen die Kompositionen tiefgründig und geheimnisvoll, so dass man nicht einfach an ihnen vorübergehen kann. Unweigerlich wird man in diese in Musik gefassten Abgründe hinab gezogen, in denen sich teils symphonischer Black Metal auf unheilige Weise mit melodischem Death Metal paart, um dezent von leichtem Gothic und Doom Gewand umspielt zu werden. Kaum fassen kann man die Vielfalt der verwendeten stilistischen Merkmale, die das ganze Album ungemein variationenreich gestaltet. So scheint THE GHOST COLLECTOR in seinen finsteren Farben eine Geschichte zu erzählen, die sich mittels fesselnder Melodien tief ins Bewusstsein des Hörers eingräbt und einen jedes Mal aufs Neue erschaudern lässt.

Jeder Song spielt derart mit den Stilelementen der verschiedenen Extreme Metal Genre, dass es fast unmöglich erscheint die einzelnen Lieder in ihre Bestandteile zu zerlegen. So kommt das Album zu keinem Zeitpunkt langweilig oder vorhersehbar daher – und das ist die einzige Konstante, die Netherbird uns geben.
Man bekommt alles geboten von melodisch, stampfendem Death Metal über ganz ruhige instrumentale Zwischenspiele bis hin zu von Schlagzeugsalven und Schreien begleiteten blackmetallischen Passagen. Auch die Gesangsdarbietung deckt dieses weite Feld, in dem auch orchestrale Klänge nicht fehl am Platz oder überzogen wirken, ab und reicht von tiefem Growlen bis zu fiesem Kreischen. In „Carcass Symphony“ greifen Netherbird sogar auf Chöre zurück, die in die auffallend vielfältigen Themenwechsel, sowohl in gesanglicher als auch melodischer Hinsicht hinein passen.

Kunstvoll verstehen es Nephente und Bizmark für eine stimmungsvolle Atmosphäre zu sorgen. So erinnern die beiden instrumentalen Stücke „Adrift On The Sea Of Misery“ und „Adrift Towards Eternity“ vor dem Hintergund donnernder Brandungswellen an den Soundtrack eines Fantasy Films, während „Hidden Beneath Flesh Pest Ridden“ durch seinen gesprochenen, Liturgie ähnlichen Text eine fast hypnotische Wirkung erzielt. Wer aber nun glaubt, dass er nach den ersten neun Stücken bereits alles gehört hätte, was Netherbird in ihrem Repertoire auf zu weisen haben, der irrt sich. Denn ab „Blood Orchid“ erfasst einen das Gefühl, dass das Duo, das sich einige prominente Verstärkung in Form von Gastmusikern ins Boot geholt hat, nun erst so richtig loslegt, denn mit einem Mal gewinnen die Lieder an Epik im besten Sinne und steigern sich, wo man zuvor bereits den Höhepunkt erreicht zu haben glaubte. In unbeschreiblich packender Weise präsentiert sich mit „Ashen Nectar“ ein Lied, das in seinem gekonnten Wechseln von Tempo, hymnisch melodischem Refrain und Härte elektrisierend wirkt. Das Beste aber kommt auch auf THE GHOST COLLECTOR zum Schluss in Form des epischen, zweiteiligen „Boulevard Black“, das noch einmal alle Stärken zu einem großen Ganzen zusammenfügt.

Fazit: Nein, die Schweden haben nicht zu viel versprochen. THE GHOST COLLECTOR ist wahrlich ein Werk der finstren Metalkünste, das auch nach zig Durchläufen noch nicht all seine Facetten offenbart hat. Wer bereits vor Freude tanzte, als er sich ANGL von Ihsahn anhörte, der sollte sich das Debütalbum der beiden Schweden von Netherbird nicht entgehen lassen.

Tracklist:
1. Dead Grid Incantation
2. The Blackest Breed
3. Carcass Symphony
4. Adrift On The Sea Of Misery
5. Lighthouse Eternal (Laterna Magika)
6. Hidden Beneath Flesh Pest Ridden
7. The Beauty Of Bones
8. Forever Mournful
9. Adrift Towards Eternity
10. Blood Orchid
11. Ashen Nectar
12. Boulevard Black
13. Boulevard Black (Reprise)

Anspieltipps: Carcass Symphony, The Beauty Of Bones, Blood Orchidee, Ashen Nectar, Boulevard Black


Line-Up:
Nephente – Gesang
Bizmark - Gitarre, Keyboards, Piano, Gesang

DISCOGRAPHY:

2005 - Boulevard Black Promo (Single)
2006 - Boulevard Black (Single)
2007 - Blood Orchid (EP)
2007 - Lighthouse Eternal (Laterna Magika) (EP)
2008 - The Ghost Collector
2009 - Covered In Darkness (EP)


SQUEALER-ROCKS Links:

Netherbird - The Ghost Collector (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren