Squealer-Rocks.de CD-Review
Ascension Of The Watchers - Numinosum

Genre: Ambience-Rock
Review vom: 06.04.2008
Redakteur: Langemann
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: 13th Planet Records



Ein Jedermann kennt diese bestimmten Filmszenen: Der Darsteller wacht mit schmerzendem Kopf auf, hält sich den Schädel und während er unter dem Einfluss einer unbekannten Droge steht versucht er sich zu erinnern, was geschehen ist. Ich habe mich bei solchen Sachen immer gefragt: " Wo bekommen die immer diese Hintergrundmusik her? Gibt es eine Hotline für solche Fälle?" Falls es sie geben sollte steht eins fest: Ascension of the Watchers haben sie wohl das ein oder andere Mal konsultiert.

Das Duo, bestehend aus John Bechdel und Burton C. Bell, hat sich nichts geringeres auf die Fahne geschrieben als Musik, welche ( dem Promotext entliehen ) uns die Möglichkeit geben soll unsere Herzen, Geister und Sehnsüchte auf eine höhere Ebene des Denkens und Fühlens zu bringen und zwar durch das Feiern und Betrachten der Schönheit des Lebens und der Spiritualität - allein durch die Musik und Wörter der Künstler.

Nehmen wir also diese Ton gewordene Vision des Glücks einmal genauer unter die Lupe. Der ehemalige Shouter der Band Fear-Factory hat sein rockiges Jagdgebiet verlassen um sich in die Gefilde der melodiösen und zum Teil auch extrem psychedelischen Synthie- und Ambiencemusik aufzumachen. Natürlich ist solch ein Stilwechsel nicht immer von musikalischem Erfolg gekrönt, wie wir zum Beispiel am guten Ritchie Blackmore sehen durften, der statt Metal lieber mit seiner Gattin im ZDF Fernsehgarten zu Gast war und Scharen seiner alten Anhänger mit diesen musikalischen Querschlägern in die Lager der modernen New-Metal Kapellen trieb.
Zum Glück kann man eine Sache vorweg nehmen: Ascension of the Watchers machen ihre Sache wirklich gut.
Man bewegt sich musikalisch so gut wie ausnahmslos am untersten Ende der Temposkala. Das Intro besteht zum größtem Teil aus einem langsamen Herzschlag und dieses Tempo kann man sich in etwa als Taktstock der Platte vorstellen. Die Instrumentalisierung besteht aus Akkustikinstrumenten und Synthies, wobei man an manchen Stellen einfach nicht identifizieren kann, welcher Klangkörper gerade benutzt wird.
Der Gesang von Burton C. Bell ist erstaunlicherweise sehr passend und angenehm. Er versucht sich auch nicht in selbherrlichen Soloeinlagen, sondern ordnet seine Stimme ( und die streckenweise wunderbar erkennbaren Stimmungen ) immer dem Gesamtbild unter.

Die Scheibe beginnt mit dem bereits erwähnten Herzschlag-Intro und gewinnt dann durch die sehr beschaulichen Songs "Evading" und "Residual Presence" an Fahrt. Das vierte Stück, "Canon For My Beloved", beginnt mit einem Wolfsgeheul und wird durch einen sehr jazzartigen Schlagzeugsound dominiert. Natürlich ebenfalls sehr schleppend und ruhig. Beim ersten Durchhören der Scheibe ist es mir in etwa nun, beim fünften Song passiert, daß mir gewahr wurde, wie entspannend diese Musik tatsächlich auf mich wirkt. Man achtet einfach nicht mehr auf einzelne Instrumente oder die Qualität der Produktion, sondern lässt sich einfach auf die Musik ein. So kann man dann auch mit ruhigem Gewissen sagen, daß "Moonshine" an mir vorbei zog ,ebenfalls sehr ruhig, am Ende etwas schneller werdend, aber stets ohne Hektik. Als würde die Musik gemütlich zum nächsten Stück spazieren. Nach "Mars Becoming", welches auch sehr solide und keineswegs zu gestreckt oder einfältig wirkt, trifft man allerdings mit "On The River" auf den schlechtesten Song des Longplayers. Viel zu schnelle und hektische Keyboards und eine Art schneller Marschtakt auf der Snare wirken zu diesem Zeitpunkt viel zu hektisch und wollen so garnicht ins Gesamtkonzept des Albums passen.

Es ist natürlich sehr schwer ein Fazit für eine solche Art von Musik zu finden, oder Vergleichsmöglichkeiten. Dem einen werden manche Stücke zu langgestreckt sein, ein anderer hätte vielleicht gerne etwas mehr Rockanteile in der Musik. Auch ich habe natürlich einige Dinge zu bemängeln, die anderen wahrscheinlich sehr gut gefallen. So finde ich es beispielsweise überhaupt nicht gut, daß mit "Sound Of Silence" von Simon und Garfunkel ein Stück gecovert wird, welches in meinen Augen viel zu heilig ist, um es zu verändern. Auch wenn man hier wirklich gute Arbeit leistet und den ( wohl jedermann bekannten ) Klassiker nicht allzu stark verändert.

Fazit: Mit Numinosum ist die Musikwelt wieder um eine exotische Erscheinung reicher geworden. Jeder, der auf ruhige Klänge und schöne Klangwelten steht könnte hier eine durchaus gelungene Scheibe finden. Menschen, die aufgrund des Sängers einen hohen Rockanteil oder zumindest rockige Balladen erwarten sollten sich jedoch genauso auf eine Enttäuschung einstellen wie diejenigen, die Erleuchtung oder Aufsteigen in eine höhere Dimension des Glücks suchen. Denn den Lottogewinn kann die Scheibe wohl irgendwie doch nicht so ganz ersetzen.


Anspieltipps: Evading, Violent Morning



Soundtüftler:

John Bechdel
Burton C. Bell



Tracklist:

1. Ascendant
2. Evading
3. Residual Presence
4. Canon For My Beloved
5. Moonshine
6. Mars Becoming
7. On The River
8. Violent Morning
9. Like Falling Snow
10. Sounds Of Silence
11. Quintessence

DISCOGRAPHY:

2005 - Iconoclast (EP)
2008 - Numinosum

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Ascension Of The Watchers - Numinosum (CD-Review)

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