Squealer-Rocks.de CD-Review
Whitecross - Nineteen Eighty Seven

Genre: Hardrock / Heavy Rock
Review vom: 03.04.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 28.03.2008
Label: Retroactive Records



Nach dem tollen Album „Full Steam Ahead“ von Titanic liegt mir nun erneut ein Output des amerikanischen Labels Retroactive Records vor. Wieder handelt es sich um eine christliche Band und wieder können mich die White Metal Jünger vollends überzeugen. Außer den lyrischen Glaubensbekenntnissen und der unbestreitbaren Qualität haben beide Alben allerdings wenig gemeinsam. Im Gegensatz zu den true - metallischen Seeleuten sind Whitecross nämlich eine typische Poser Band, wie sie im (heiligen) Buche steht. Der einzige Unterschied zu ihren musikalischen Verwandten / Vorbildern Ratt und Mötley Crüe besteht darin, dass sie statt über Titten und Bier zu singen, lieber die frohe Botschaft verkünden.
Die markante 80er Schlagseite erklärt sich aber schnell: Der Albumtitel ist kein Tribut an die güldene Zeit, er ist Fakt. Die Scheibe ist eine Art Re- Release; die Jungs haben ihr Debut von 1987 noch einmal komplett neu eingespielt. Dies ist zwar schon Anfang 2005 passiert, hier bei uns kommt das Teil jedoch erst jetzt auf den Markt.

Glaubt man dem Label Info und sieht sich die Bilder im Booklet an, so scheinen Whitecross Ende der 80er eine ziemlich große Nummer in den Staaten gewesen zu sein. Stadion - Konzerte mit den Kollegen von Stryper müssen wohl auf der Tagesordnung gestanden haben. Zu den Vergleichen mit den Gestreiften kann ich leider gar nix sagen, da es seinerzeit verboten war, diese Truppe zu hören, wenn man hinten auf der Kutte einen Venom Aufnäher hatte.
Aber all die anderen Poser Bands waren erlaubt, auch wenn man Rebell war. Und an die denkt man unwillkürlich bei Songs wie dem schmissigen Opener „Who Will You Follow“. Der Vergleich mit Ratt ist hier nicht einfach da, er ist schon penetrant.
Ein Song wie „Enough Is Enough“ ist nicht nur wegen des identischen Titels fast schon als Plagiat anzusehen. Das Eröffnungsriff bei „He Is The Rock“ ist sogar dermaßen frech bei „Lay it Down“ vom „Invasion Of Your Privacy“ Album geklaut, dass die hoffentlich bald wiedervereinigte Truppe um Stephen Pearcy eigentlich Tantiemen dafür bekommen müsste.
Zudem ist bei Stücken wie „Seein Is Believin'“ nicht nur das Songwriting absolut identisch mit dem der Ratten, auch der tolle Sänger Scott Wenzel schafft es, wie sein Idol zu klingen.

Doch, Stop! Was sich hier vorwurfsvoll anhört, ist gar nicht so gemeint. Bei Ratt zu klauen, ist die eine Sache. Wen man es aber so gut macht, wie die Kirchgänger von Whitecross, ist das nicht nur legitim, nein, es hört sich auch verdammt gut an. Denn erstens steht die musikalische Klasse der Band außer Frage, vor allen Dingen Gitarrero Rex Carrol ist ein Virtuose, wie er nicht nur in diversen Soli, sondern auch in den Instrumentals „Nagasake“ (erinnert an „Eruption“ von Van Halen) und „ReAnimaze“ (mit Industrial / Nu Metal Elementen) unter Beweis stellt.
Und Zweitens besitzt „Nineteen Eighty Seven“ immer noch genügend Abwechslung, um nicht als pure Ratt - Kopie betitelt zu werden. „Love On the Line“ kommt extrem schleppend mit rotziger Attitüde um die Ecke und klingt weniger nach Hair - Metal, als nach australischer Kneipe.
Auch „All I Need“ lässt eher an Johnny Crash oder Rose Tattoo als an hübsch gefönte Boys denken.

Unterm Strich bleibt dennoch eine Scheibe, die mindestens zu zwei Dritteln extrem an Ratt erinnert.
Und das ist auch gut so. Es gibt keinen Ausfall, alles ist fett produziert und eigentlich sind Whitecross fast genauso gut wie ihre großen Vorbilder.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich die christliche Metal -Szene etwas öffnet und sich auch mal live hier sehen lässt.
Denn: mancher Text der White Metal Truppen mag kitschig klingen, aber wenn ich mir als zahlender Festival - Besucher Bands antun muss, die darüber grunzen wie toll es ist, Kirchen anzuzünden, dann will ich, um der Gerechtigkeit Willen, mir auch mal eine Kapelle ansehen, die über den Frieden auf Erden singt (der Venom Backpatch bleibt trotzdem drauf!).

Tracklist:
1.Who Will You Follow
2.Enough Is Enough
3.He Is The Rock
4.Looking For A Reason
5.No Way I'm Going Down
6.Seein' Is Believin'
7.All I Need
8.Nagasake
9.Sings Of The End
10.Love On The Line
11.ReAnimate

Line Up:
Scoot Wenzel – Lead Vocals
Michael Feighan – Drums
Rex Carroll – Guitar and Bass


DISCOGRAPHY:

1987 - Whitecross
1988 - Hammer And Nail
1989 - Triumphant Return
1991 - At Their Best
1991 - In The Kingdom
1992 - High Gear
1993 - To The Limit
1995 - Equilibrium
1996 - Flytrap
1998 - One More Encore
2005 - Nineteen Eighty Seven

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