Squealer-Rocks.de CD-Review
PowerWorld - PowerWorld

Genre: Melodic Metal
Review vom: 22.03.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 28.03.2008
Label: Metal Heaven



Hand aufs Herz: Der dritte Teil der Avantasia Saga war trotz der unbestreitbaren musikalischen Klasse, der tollen Produktion und den beteiligten Ausnahme - Muckern nicht unbedingt das, was man erwartet hatte. Zu weit weg von den ersten beiden Akten der Metal Oper klingt die CD, um bei den Altfans für Begeisterungsstürme zu sorgen. Da kommt das selbstbetitelte Debut unserer Landsmänner von PowerWorld gerade recht. Nicht, dass ich so vermessen wäre und die Scheibe mit den ersten beiden Sammet Solo Werken auf eine Stufe stellen möchte. Doch so manche Nummer auf diesem absolut gelungenen Erstling lässt den Freund des guten alten Melodic Metals und eben den Avantasia Werken 1+2 wieder jubilieren.

Auch wenn der Name PowerWorld neu ist, bei den Bandmembers handelt es sich teilweise um gestandene Recken der Szene. Basser Ilker Ersin dürfte allen Kundigen durch seine Arbeit bei Freedom Call ein Begriff sein und Gitarrero Barish Kepic hat auf zahlreichen Jaded Heart Alben bewiesen, welch begnadetes Talent er ist.
Beim Name Freedom Call zuckt selbstredend jeder erst einmal zusammen; der Eine aus Angst, der Andere voll freudiger Erregung. Nun, den bangen Bangern kann ich die Angst nehmen: Den Kitschfaktor von Freedom Call erreichen PowerWorld zu keiner Sekunde. Dennoch regiert hier das typische Klischee eines fast schon ausgestorbenen Genres mit hymnischer Hand. Tralala - Refrains, die bereits nach 10 Sekunden mitgeschmettert werden können und mächtige Chöre, die auf scheinbar etlichen tausend Spuren aufgenommen worden. Vor etwa 10 Jahren, als jede zweite Truppe so etwas unter die Leute gebracht hat, wäre mir das am verlängerten Rücken vorbei gegangen. Doch heutzutage, wo selbst gestandene Helden von einst in pseudo - progressiven / harten Trends ihr verkaufstechnisches Eldorado suchen, da fungiert eine Band wie PowerWorld als Fels in der Brandung.

Eine Schunkel Nummer wie „Dancing With The Angels“ hält locker mit dem Avantasia Klopper „Farewell“ mit und wird Standard bei jeder bierseligen Runde von Männern meines Alters jenseits der großen 3 werden. Herrlich! Auch ein Verdienst des großartigen Sängers Steffen Brunner, der nicht eine Spur von Höhenangst zeigt. Seine tolle Performance veredelt Perlen wie das epische „Lake Of Eternity“, den vielleicht besten Track des Albums, und lässt unweigerlich Vergleiche mit dem Ruhrpott Melodic Metal Flaggschiff Custard und deren „Wheels Of Time“ Album aufkommen.
In den mittleren Lagen auch absolut sicher, verleiht er einem Stampfer wie „Your World Is Not Mine“ die nötige rauhe Attitüde. Lediglich bei düsteren Passagen wie in „Breaking The Silence“ fehlt dem Guten noch etwas die Durchschlagskraft, aber das sind Luxusprobleme.

Den größten Pluspunkt dürfen sich die Herrschaften aber zweifellos für ihre Melodien ins Buch schreiben. Der hymnische Satzgesang beim Rauschmeisser „Our Melody“ ist die perfekte Mischung aus Axxis, Gamma Ray, Stratovarius und was weiss ich noch alles. Auch der speedige Opener „Creatures“, Stratovarius in Reinkultur, macht selbst beim 15. Hören noch Spaß (im Selbstversuch getestet). Eine weiteres Sternchen gibt es für die streckenweise Genre untypischen Keyboard Parts, die leicht proggig klingen, aber niemals den Gesamtkontext des Songs zerstören.
Lobenswert auch die Coverversion des Cutting Crew Smashers „I Died In Your Arms“. Das Ding ist zwar relativ nah am Original angesiedelt, was aber nur beweist, dass in den 80ern nicht nur sowieso alles generell, sondern sogar die Pop Musik besser war.

Logisch, so ganz ohne Verwarnung gehen die Jungs dann doch nicht vom Platz. Klischee hin oder her, aber wenn das „Reim – Dich - oder - ich- fress' - Dich“ Spielchen bei „Fight Fire With Fire“ dermaßen Überhand nimmt, dann muss schon eine Menge Bier her, damit man diese Geduldsprobe ertragen kann. Auch sind die vielen „Zitate“ der teilweise genannten Bands ganz nett für ein Debut, bei Album No. 2 sollte aber schon ein wenig mehr Innovation präsentiert werden.
Zudem ist der Gesang im Verhältnis zur Gitarre wesentlich zu laut produziert.

Dennoch bleibt eine sehr, sehr unterhaltsame Platte, von denen es heute nur noch wenige gibt. PowerWorld haben keine Angst vor Kitsch, keine Angst vor Plattitüden. Und das ist gut so.
Jede Band, siehe Airbourne, die drei AC/DC Riffs geradeaus spielen kann, wird als DIE Sensation gehandelt. Von daher bin ich dankbar für dieses Album und das sollte auch jeder sein, der Stratovarius, Axxis oder Gammy Ray gut findet.

Tracklist:
1.The Dark
2.Creatures
3.Lake of Eternity
4.Fight Fire With Fire
5.Signs In the Sand
6.I Reach the Light
7.Dancing With The Angels
8.Your World Is Not Mine
9.I Died In Your Arms
10.Breaking the Silence
11.Don't Walk On Broken Glass
12.Our Melody

Line Up:
Steffen Brunner - Vocals
Barish Kepic - Guitar
Ilker Ersin - Bass
Nils Neumann - Keyboards
Jürgen „Lucki“ Lucas - Drums

DISCOGRAPHY:

2008 - PowerWorld

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