Squealer-Rocks.de CD-Review
True Symphonic Rockestra - Concerto In True Minor

Genre: Symphonic Rock / Metal
Review vom: 13.03.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 28.03.2008
Label: Fastball Music/ NEO/ Sony BMG



Der Blick aufs Cover und den geschwungenen Schriftzug „The 3 Rock Tenors“ lassen zunächst an eine Verarsche denken. Bei einer Tracklist, die sämtliche Gassenhauer aus dem Repertoire des Original Trios (Pavarotti, Carreras, Domingo) enthält, liegt dieser Verdacht auch auf der Hand.
Doch wir haben es hier mit einem hoch ambitionierten, sehr anspruchsvollen Projekt zu tun. Und genau diese Ernsthaftigkeit ist es, die sowohl Kritiker wie auch Fans mal wieder in 2 Fraktionen aufspalten wird.
Das eine Lager ruft verzückt: „Geniestreich“, die andere Partei wird Gift und Galle versprühen, und Vokabeln wie „Mist“ dürften wohl noch die harmlose Variante der Unmutsbekundungen sein.
Zunächst war ich in diesem Fall in der glücklichen Lage, die ganze Geschichte eher objektiv sehen zu können, da ich das Album weder peinlich oder unfreiwillig komisch gefunden hab', mir aber auch kein „Bravissimo“ entfleucht ist. Optimale Bedingungen eigentlich, um ein neutrales Review zu verfassen. Doch mit jedem weiteren Hördurchlauf tendiere ich immer mehr dazu, mich den Befürwortern der CD anzuschließen.

Die 3 „Rock Tenors“ sind Dream Theater Sänger James LaBrie, sowie die beiden Klassik Tenöre Thomas Dewald und Vladimir Grishko. Ganz egal, wie man zu der Sache steht: Wenn auch nicht zwingend als revolutionär, so muss doch auch der größte Zweifler dieses Projekt zumindest als höchst originell bezeichnen.
Die Idee: Die bekanntesten Stücke aus dem Repertoire der originalen „3 Tenöre“ werden weiterhin größtenteils mit Operngesang intoniert, auch Elemente des symphonischen Orchesters fungieren erneut als Begleitung, allerdings mit kräftiger Unterstützung von saftigen Rock und Metal Klängen.
Die Palette der Songs reicht dabei von Oper / Operette bis hin zu Musicals, bzw. Filmklassikern. Der Vorteil hierbei: Jeder – wirklich jeder – hat diese Melodien schon mal irgendwann gehört;
sei es im Original, in der Werbung oder in bierseligen Blödelversionen. So ein Wiedererkennungswert macht das Hören einer solch exotischen Mixtur natürlich zu einer entspannten Angelegenheit.

Die 46 Minuten sind in 4 Rubriken unterteilt, wobei jedem Themengebiet noch ein paar, meist italienische, Opern - Klassiker folgen.
Den Anfang macht aber zunächst „Nessun Dorma“ von Puccini, an dem sich ja seinerzeit auch die Warriors von Manowar versucht haben.
Mal ganz davon abgesehen, dass es sich hier um eines der schönsten Stücke Musik aller Zeiten handelt, wird sofort deutlich welch großartiger Sänger James LaBrie ist. Natürlich unterscheidet sich sein Gesang erheblich von dem der beiden Tenöre, doch das gibt der Sache zum Einen eine ordentliche Dosis Abwechslung und außerdem macht er neben den Barden der E- Musik eine absolut gute Figur.

„A Tribute To Hollywood“: Mit Double Bass und Stakkato Riffing dröhnt „My Way“ aus den Boxen, das in dieser Form wenig mit der bekannten Version von „Ol' Blue Eyes“ Sinatra zu tun hat. Klar, Rock - Adaptionen dieses Songs gab's schon Hunderte, aber eine, in der sich zwei Opern Tenöre mit einem Metal Vokalisten den Gesang und ein Orchester mit einer Metal Truppe den isntrumentalen Part teilen, wohl noch keine. Leider gibt’s bei dieser Episode auch die einzige Fast – Peinlichkeit zu vermelden: Wenn „Singing In the Rain“ mit derbem osteuropäischen Akzent und rollendem „RRRR“ vorgetragen wird, ist die Grenze zur Realsatire nicht mehr weit.

„Cat Stories From The Westside“: Während das nervige „Memories“ aus „Cats“ wohl ewig Geschmackssache bleiben wird, fährt „Tonight“ aus „West Side Story“ richtig schwermetallisches Geschütz auf, wird aber von einer Passage aus einer Verdi Oper noch übertroffen. Speed Metal meets Klassik. Geil. Zumal die Tenöre hier das Tempo doch etwas hochschrauben mussten.

„Solo Songs“: Hier darf jeder der drei Barden mal einen Song ganz alleine präsentieren. Und das Highlight dieses Dreierpacks stammt überraschenderweise nicht von Mr. LaBrie, sondern von Thomas Dewald mit „Dein ist mein ganzes Herz" (Kein Witz!). Ein Stampfer, der irgendwo zwischen „Music“, „Wasted Years“ und dem Original mit authentischem Joopi Heesters Flair liegt. Hier darf gerne der Begriff „Kult“ verwendet werden. Auch die russische (Original) Version des altbekannten „Those Were The Days“ mit seiner Vielfältigkeit aus wimmernder Violine, der fantastischen Stimme von Vladimir Grishko und einer tiefer gestimmten Death Metal Klampfe ist ein echtes Highlight.

„Around The World“: Die dezente Party Stimmung erreicht nun ihren Höhepunkt. Das mit Vollgas gezockte „America“, das, trotz der Streicher, fast thrashige, „Funiculi, Funicula“ und das mit durchgehender Double Bass gezockte „Brazil“ sind drei Killer vor dem Herrn, bei denen sogar zum Headbanging eingeladen wird.
Als Abschluss wird's mit „Pourquoi Me Reveiller“ noch einmal besinnlich bis ergreifend, gänzlich ohne Rock / Metal Faktor. Und – es sei nochmal gesagt: Was James LaBrie sich hier aus den Rippen leiert, ist schlicht phänomenal!

Wer allein bei der Beschreibung dieses Albums einen Brechreiz bekommt, dem werfe ich keine mangelnde Toleranz vor; dieses Projekt ist nun mal extrem grenzwertig.
Doch wer beim ersten Reinhören noch halbwegs die Fassung behält, der muss sich dieses Teil zulegen. Selten habe ich eine CD gehört, die sich bei jedem Hören dermaßen steigert. Es gibt eine Menge zu entdecken und ständig eröffnen sich neue Perspektiven. Zudem ist es wirklich mal spannend zu hören, was ein ausgebildeter Tenor so alles drauf hat. Fast noch spannender ist es festzustellen, was die klassische E- Musik und die weniger klassische U -Musik an faszinierenden Melodien zu bieten haben.
Komisch, dass wir das erst merken, wenn uns die Songs im Metal Gewand präsentiert werden...

Tracklist:
1.Nessun Dorma
2.A TRIBUTE TO HOLLYWOOD (My Way; Moon River; Singing In The Rain; Granada; Tu, ca nun chaigne)
3.CAT STORIES FROM THE WEST SIDE (Ochi tchornye; Memories; Cielito lindo; Tonight; Libiamo ne' lieti calici; La dona e mobile; Non ti scordar di me; O sole mio)
4.SOLO SONGS (Dein ist mein ganzes Herz; With A Song In My Heart; Dorogoi dlinnoyu)
5.AROUND THE WORLD(America; Funinculi Funincula; Brazil)
6.Pourquoi me reveiller






DISCOGRAPHY:

2008 - Concerto in True Minor

SQUEALER-ROCKS Links:

True Symphonic Rockestra - Concerto In True Minor (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren