Squealer-Rocks.de CD-Review
Harlots - Betrayer

Genre: Noisecore
Review vom: 04.03.2008
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Lifeforce



Die Leipziger von Lifeforce Records sind ja bekannt dafür extravagante Extreme Metal Bands unter Vertrag zu nehmen. Mit den in Ohio ansässigen Harlots dürfte sich nun mit das wirrste, kränkste und vielleicht auch abenteuerlichste der letzten Jahre eingefunden haben. Deren neuester Rundling, BETRAYER, denkt nur insofern an Schubladen, wenn man sie alle aus dem Schreibtisch rausreißt. Freut euch auf einen opulenten, nervenaufreibenden Ritt, der einem alles abverlangt.

Entsprechend schwer fällt es einem, diesen unaufhaltsamen Vierer vollständig ins richtige Licht zu rücken. An dieser Vielzahl von zusammen geketteten und ineinander undurchdringbar verschachtelten Strukturen scheitern selbst die aufrichtigsten und auf nahezu alles vorbereiteten Schreiber, die mangels Erfolgserlebnisse BETRAYER erst einmal für einige Wochen auf die Seite legen, ehe sie einen neuen Versuch wagen.

Und der hat es wahrlich in sich: Ohne Rücksicht auf etwaige Verluste und vorgeschriebenen Dezibelhöchstwerten versohlen einem die Amis mit ihrem „läppische“ 100 Sekunden dauernden Opener „The Weight Unweighable“ so was von den Hintern, dass jedes Nudelholz zu Streicheleinheiten degradiert wird. Blastbeats, in den höchsten Tongefilden angesiedelte, filigran vorgetragene Gitarrenlicks und animalische und impulsive Hardcore-Shoutings bestimmen die – vielleicht etwas zu einseitig gestaltete – Eröffnungsszenerie, die auch im direkten Anschluss mit dem todesmetallisch veranlagten Donnergrollen „Avada Kedavra“ mit voller Breitseite attackiert wird.

Dabei bauen Harlots in ihrem Hochgeschwindigkeitsgourmet, das es selbst mit dem der Mathcore-Kollegen von War From A Harlots Mouth oder Converge aufnehmen kann, auf unzählige Breaks, die im weiteren Verlauf von BETRAYER auch mal die von Cult Of Luna und Neurosis bestimmten Postcore-Regionen heimsuchen und mit sphärischen, beinahe doomigen und progressiv anrüchigen Einfärbungen glänzen („Dried Up Goliathan“ und „Suicide Medley“). Es gibt nur wenige Bands, in diesem „schnelllebigen“ Geschäft, die sich die Zeit nehmen und intensive Acht- oder gar Zwölfminüter an den Mann bringen. Traumhaft!

Virtuosität trifft auf Brutalität.
Subtilität trifft auf Grobheit.
Schönheit trifft auf Hässlichkeit.
Oder anders gesagt: Vier junge Amerikaner veröffentlichen mit BETRAYER das Album ihres Lebens.

Na, mutig genug für diese Herausforderung?

Tracklist:
1. The Weight Unweighable
2. Avada Kedavra
3. Full Body Contortion
4. Dried Up Goliathan
5. Building An Empire Towards Destruction
6. Consensus For The Locus Of Thought
7. This Is A Test, No Flesh Should Be Spared
8. The Concept Of Existence
9. Suicide Medley

Anspieltipps: Full Body Contortion, Dried Up Goliathan, The Concept Of Existence

Band Line-Up:
Christian Fillippo – Gesang
Eric Dunn – Gitarre
Joshua Dillon – Bass
Jeff Lohrber – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2004 – The Woman You Saw Is The Great City That Rules Over The Kings Of The Earth
2006 – This Is The Second Death
2007 – The Human War Machine (EP)
2008 – Betrayer


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