Squealer-Rocks.de CD-Review
Svarrogh - Kukeri

Genre: Folk / Black Metal
Review vom: 31.12.2007
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Heavy Horses



Im Süd-Osten Europas zwischen Mazedonien, Rumänien und Griechenland gelegen, begrenzt im Norden von der Donau und im Osten vom Schwarzen Meer liegt Bulgarien. So wechselhaft die Geschichte der Regionen an der Grenze zu Vorderasien im Verlauf der Jahrhunderte gewesen sein mag, so vielfältig zeigt sich die Musik, die Dimo Dimov mit seinem Projekt Svarrogh geschaffen hat. Taucht also mit mir ein in die düsteren Sagen und Melodien des Ostens.

Dabei deutet schon der Name des Albums KUKERI auf das hin, was den Hörer unausweichlich in den nächsten gut 70 Minuten erwarten wird, denn Kukeri ist der Name der alten, slawischen Gottheit des Feuers, der Sonne und der Fruchtbarkeit. Auch heute noch wird vor allem im ländlichen Bulgarien ein der alemannischen Fasnacht nicht ganz unähnliches Brauchtum gepflegt, bei dem mit gehörnten Masken und Schafsfellen verkleidete und mit Glocken behangene Gestalten, Kukeri genannt, die Dämonen und Geister des Winters vertreiben und so die Gunst einer guten Ernte erbitten. Das archaisch Düstere und zugleich ausgelassen Fröhliche jener alten Bräuche spiegelt sich auf nahezu ungeschliffene, rohe Weise in den Melodien des Albums wieder.

Dunkel und kahl wie die winterliche Landschaft in den rauen Berggegenden der Stara Planina (Balkan Gebirge) und der Rohdopen und voller Leben wie die schwarzen Böden des Ostens in den weiten fruchtbaren Ebenen ist das Album, das Dimov mit KUKERI kreiert hat. So bewegen sich die einzelnen Stücke zwischen düsteren Klängen traditioneller akustischer Instrumente und blackmetallischen Geschwindigkeits- und Blastbeatattacken, ohne dass ein Lied dem anderen gleichen würde, viel mehr bilden die sanften Töne von Flöten und Schellen ein symbiotisches Gleichgewicht, wie es die Mächte der Finsternis und des Lichts in altertümlichen Religionen taten. Gleich zur Eröffnung des Albums erklingen im Stück „The Pashovi Cliffs“ schwermütige, slawisch folklore Töne, die von einem finsteren, dämonischen Gesang begleitet werden, welcher unheimlich beschwörend an die finnischen Dämonen von Ajattara erinnert. Jedoch belässt es Dimo, der sich alleine für alle Instrumente und Gesangslinien verantwortlich zeigt, nicht bei jenem Gesangsstile, sondern darunter mischen sich im steten Wechsel tiefe Growls oder gar klare Gesangslinien, in welchem die Melodie der bulgarischen Sprache auf subtile Weise ungewohnt und doch angenehm hervorsticht.

Vielfalt und stilistische Umbrüche kennzeichnen die Lieder, bei denen wie in „Mourning Mill“ nach einem vollen Break alle donnernden Black Metal Einflüsse einer traurig schönen Tanzmelodie weichen können, um dann wie in „Wind Hunter“ deutlich stürmischer und schwungvoll mit symphonischer Untermalung beginnend, plötzlich für einen Moment atemlos innezuhalten.
Es sind eben jene Spannungsbögen, die den besonderen Charme und Reiz von KUKERI ausmachen. Eisige Schauder ausgelöst durch das Geräusch von aufeinander treffendem Metall zu Anfang von „My Dinasty“, das in das scheppernden Geräusch der Becken übergeht, und finster gesprochenen, beschwörenden Formeln begleitet von Schlaghölzern und anderer Percussion, fesseln den Hörer, der unvermittelt von einem metallischen Sturm hinweggefegt wird.
Wer nun aber glaubt, dass die ruhigen Momente einzig dem Atemholen zwischen den scharfen Gitarren und mächtig, doch teils nicht ganz druckvollen, Drums dienen, der irrt. Denn in Stücken wie „The Solitude Of Stara Planina“ und „Sun, I Pray To Thee“ tritt der Black Metal fast vollkommen zurück und lässt Raum für ambientischen Folk, der atmosphärisch dicht und düster auf wunderbare Weise erklingt.

Fazit: Stilvoll verschmelzen auf KUKERI diverse balkantypische, d.h. slawische und leicht orientalische, Klänge mit hartem, schneidendem Black Metal, so dass das Album eine ganz besondere Freude für alle Freunde und Anhänger des geschwärzten Folk Metals sein dürfte, die sich gerne auf die Reise durch fremde Länder begeben.

Tracklist:
1. The Pashovi Cliffs
2. Mourning Mill
3. Wind Hunter
4. Kukeri Towards The Sea
5. My Dinasty
6. The Solitude Of Stara Planina
7. Rhodopean Winter
8. Kukeri In The Snow
9. Somewhere In The Woods
10. Memories In The Dark Of The Ages
11. Sun, I Pray To Thee
12. Kukeri Of The Sun

Anspieltipps: My Dinasty, Rhodopean Winter, Somewhere In The Woods, Sun, I Pray To Thee

Line-Up:
Dimo Dimov – Gesang, Instrumente

DISCOGRAPHY:

2001 – Welkes Schwarz, Jaroviths Reise
2002 – Demo Session
2003 – Baxas Xebesheth 1883
2003 – Lady Vitosha
2006 – Kukeri


SQUEALER-ROCKS Links:

Svarrogh - Kukeri (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren