Squealer-Rocks.de CD-Review
Hardingrock - Grimen

Genre: Mystic Folk Rock/Metal
Review vom: 02.11.2007
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 09.11.2007
Label: Candlelight



Denkt man an Norwegen, dann fällt einem in musikalischer Hinsicht sofort die dort ansässige Black Metal Szene ein, die sich aus einer Handvoll Musikern in unterschiedlichen Bandkombinationen zusammensetzt. Aber es gibt sehr viel mehr zu entdecken in den weiten, menschenleeren Wäldern, Bergen und Fjorden dieses Landes. Wer bei den sanften Tönen des letzten Lumsk Werkes DET VILDE KOR ins verzückte Schwelgen geriet, der wird von Hardingrock und deren Erstling GRIMEN hellauf begeistert sein, denn besser kann man den Mystic Folk kaum spielen.

Bei Hardingrock handelt es sich um das Projekt des Emperor Masterminds Ihsahn alias Vegard Tveitan, seiner Frau Heidi und dem im Booklet mit „einer der besten Geiger Norwegens“ betitelten Knut Buen. Wenn sich drei Musiker, die in ihren Bereichen bereits außerordentliche Leistungen vollbracht haben, zusammenschließen, um aus etwas Altem etwas Neues zu machen, dann klingt dies schon mehr als viel versprechend. Dieses spiegelt sich im Falle von Hardingrock in der Verflechtung von norwegischen Geigenthemen, der so genannten Hardingfele, mit modernen Rock und Metal Einflüssen wider, welche sich in einer höchst atmosphärischen Weise zu einem Gesamtwerk vereinigen, das alle gewöhnlichen Rahmen sprengt. Eigentlich könnte das Review über GRIMEN an dieser Stelle bereits zu ende sein, denn die reichhaltige Fülle an musikalischen Eindrücken, die dieses Album beinhaltet, würde ansonsten ganzen Romanen genügen.

Doch lasst uns stattdessen eintauchen in die Welt der norwegischen Volkssagen, die von unheimlichen und blutigen Begebenheiten berichten. So erzählt „Daudingen/Fanitullen“ die Geschichte einer Feier, bei der es, unter den vom Teufel persönlich gespielten Geigenklängen, zu einer Messerstecherei mit Todesfolge kommt. Das erste Stück des Albums „Daudingen“ stellt als Einleitung zu „Fanitullen“ in ruhigen, auf Norwegisch vorgetragenen Worten, die von atmosphärischen Klängen untermalt werden, die Begebenheiten dieses Abends in der Geschichte da. Gegen Ende wird die Stimme des Erzählers (Knut Buen) von Heidis Gesang abgelöst, der leicht und doch prägnant über dem musikalischen Gerüst schwebt. In „Fanitullen“ gipfelt die Erzählung, immer weiter an Tempo aufnehmend, in den von Hardingfele (Geige) getrieben und von E-Gitarren und Schlagzeug unterstützten Höhepunkt, um dann abrupt zu enden.

Thematisch schließt sich „Faens Marsj“ an. Das als Reiselied Luzifers benannte Stück, wird stilecht von Herrn Tveitan eingeschrieen, so dass man zu keiner Zeit die Frage stellt, bei welchen Bands dieser Mann wohl beheimatet ist. Das Lied wird von Vegards kreischendem Gesang eingeleitet und schließlich von Knuts Hardingfele abgelöst, deren Thema schlussendlich von den Gitarren aufgegriffen wird. All dies zusammen mit dem marschartig aufspielenden Schlagzeug, das von Asgeir Mickelson bedient wird, erzeugt tatsächlich das Gefühl sich auf eine Reise ohne Wiederkehr zu begeben, wodurch „Faens Marsj“ das bis zu diesem Zeitpunkt temporeichste Stück auf GRIMEN darstellt.

Doch mit Tempo alleine geben sich die Norweger nicht zufrieden und so folgen mit „Margit Hjukse“ und „Den Bergtekne“ erneut zwei Stücke, die zusammen die tragische und mystische angehauchte Geschichte einer jungen Frau namens Margit erzählen, die eines Tages auf dem Weg zur Kirche von dem Bergkönig in sein Reich unter den Bergen entführt wurde. Ersteres der beiden Lieder erzählt hierbei die Legende, wobei Knuts Stimme von Kirchenglocken und leisen Pianoklängen gedeckt wird. So tragisch die Legende ist, so abwechslungsreich und unheimlich klingt „Den Bergtekne“, in welchem zunächst die auf GRIMEN dominierende Hardingfele im Vordergrund steht, bis Heidis Gesang einsetzt.

In „Faen På Bordstabelen“ zeigt sich erneut der Teufel von seiner musikalischen Seite, was durch ein fast leichtfüßiges Geigenthema verdeutlicht wird. Bei dem erzählenden, fast sprechenden Gesang von Knut landet dann sogar ein Rabe vor meinem Fenster.
An dieses Stück schließt sich der unheimlich ambientische Titeltrack „Grimen/Fossegrimen“ an, der in seinem ersten Teil durch sphärische Geigenklänge und dem Rauschen eines Wasserfalls untermalt, die Legende vom Lehrmeister der großen norwegischen Geiger erzählt. Schließlich geht das ruhige „Grimen“ in das metallisch angehauchte „Fossegrimen“ über, das alles an Tempovariationen vereint, was man sich nur wünschen kann. So verlieren sich schnelle, von Geige, Gitarre und Schlagzeug getriebene, Passagen in langsamen, ruhigen, von Pianos bestimmten Momenten. Das Stück schafft somit den nötigen Raum für alle drei Musiker ihren Gesang zu platzieren. Der erneut von Asgeir Mickelson gespielte Rhythmus erinnert dabei stellenweise sogar an jene ungewöhnlichen Rhythmen, wie sie des Öfteren bei den Färöern von Týr zu finden sind.

Wer nach so viel Tempo und Abwechslung nach Ruhe sucht, dem bieten Hardingrock genau das Richtige, denn mit „Nykken“ folgt ein wunderbar episches Instrumental mit Geige, Piano und Ambienteklängen, so dass man sich schnell zurücklehnt, die Augen schließt und sich in die weiten Wälder Norwegens versetzt fühlt.
Jedoch ist GRIMEN damit noch nicht ganz zu ende und in ebenso ruhiger, atmosphärischer Weise klingt es mit „Huldreslåtten (Bygdatråen)“, das untermalt wird von wäldlichen Geräuschen und Pianos, aus. Da wundert es wenig, dass dieses Stück ursprünglich von einer Waldfee stammen soll.

Viel zu schnell ist das Album zu ende und unversehens betätige ich auch schon den Repeatknopf meines CD-Players…

Tracklist:
1. Daudingen
2. Fanitullen
3. Faens Marsj
4. Margit Hjukse
5. Den Bergtekne
6. Faen På Bordstabelen
7. Grimen
8. Fossegrimen
9. Nykken
10. Huldreslåtten (Bygdatråen)

Line-Up:
Vegard „Ihsahn“ Tveitan
Heidi „Starofash” Solberg Tveitan
Knut „Grimen“ Buen

DISCOGRAPHY:

2007 - Grimen

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