Squealer-Rocks.de CD-Review
Dead Soul Tribe - A Lullaby For The Devil

Genre: Progressive Metal / Rock
Review vom: 21.08.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 24.08.2007
Label: Inside Out



Es ist wohl sehr selten heutzutage, dass all das, was Musiker im Vorfeld über ihr neues Album so von sich geben, dann auch tatsächlich auf das kommende Langeisen zutrifft. Dass die Musikusse von der innovativsten, tollsten und besten Scheibe ihrer Karriere reden, gehört zum guten Promoton. Von daher nahm ich die Äußerungen des Dead Soul Tribe Chefs Devon Graves auch gelassen, als dieser von einem massiven Richtungswechsel sprach. Seine Stimme wäre das einzige, was noch an die alten Dead Soul Tribe erinnern würde. Starker Tobak, also. Aber: es entspricht, leider oder Gott sei Dank, je nach Sichtweise, der Wahrheit. Mit dem, was Dead Soul Tribe auf den letzten Alben geboten haben, hat das hier fast gar nichts mehr zu tun.
Als logische Konsequenz dieser rabiaten Kurskorrektur wird sich die Fanbasis natürlich in die berühmten zwei Lager aufspalten. Lieben oder hassen? Das ist hier die Frage.

Ich für meinen Teil sehe mich als Wanderer zwischen den Welten und komme mit der Metamorphose mal mehr, mal weniger gut klar.
Keine Frage: der erste Durchlauf des diabolischen Schlaflieds wirkt verstörend. Der sehr rohe und harte Opener „Psychosphere“ kommt gar einem Kulturschock gleich. Eine psychopatische (!) Mischung aus Prog und thrashigem Metal bestimmt die wilde Szenerie.
Etwas leichter verdaulich ist das nachfolgende „Goodbye City Life“, das zumindest in Ansätzen an die gewohnte Kost erinnert. Überhaupt ist dem Mann, der früher Buddy Lackey war, hier ein ganz großes Stück Musik gelungen. Das gut 8 - minütige Epos ist ein Wechselbad aus Melancholie und Aggression, eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Leise, unglaublich schöne Gesangspassagen, nur von Flöte oder Piano getragen, werden von Anthrax mäßigen Wutausbrüchen weggefegt.

Solche großartigen Hymnen gibt es auf dem Album immer wieder zu hören. „Any Sign At All“ ist auch so ein Kandidat, der uns das Blut in den promillehaltigen Adern vor Ehrfurcht gefrieren lässt. Alleine der Gag, die Gitarre am Anfang des Songs wie eine klassische Fanfare klingen zu lassen, riecht meilenweit nach Geniestreich.
Ebenso darf sich das leicht psychedelische „Fear“ mit seinem dezenten Queen Verweis das Prädikat „Besonders wertvoll“ ans Revers heften.

Dem gegenüber stehen allerdings ein paar Momente, die den Gesamteindruck etwas trüben. Das chaotische, thrashige „Here Come The Pigs“ mit teilweise geflüsterten, elektronisch verzerrten Vocals ist eigentlich nur nervig. Genauso wie das Instrumental „The Gossamer Strand“, was eigentlich nichts anderes als ein Flötensolo mit Begleitung ist, etwas zu egozentrisch ausgefallen ist. Auch scheint mir die eine oder andere Melodielinie schon mal an anderer Stelle das Licht der Welt erblickt zu haben (das Gitarrenthema im Titelsong bspw. ist eine klare Adaption von „Perfect Strangers“).
Ob dies so gewollt ist, bleibt natürlich Ansichtsache.

Wie eben das gesamte Machwerk. Eine Abkehr vom typischen „Tribal Metal“, der ja zwangsläufig irgendwann in einer Sackgasse gelandet wäre, war sicherlich keine falsche Entscheidung. Jedoch sind da noch ein paar Schönheitsfehler im neuen Stil dieser großartigen Band. Man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.

Tracklist:
1. Psychosphere
2. Goodbye City Life
3. Here Come The Pigs
4. Lost In You
5. A Stairway To Nowhere
6. The Gossamer Strand
7. Any Sign At All
8. Fear
9. Further Down
10. A Lullaby For The Devil

Line Up:
Devon Graves – Vocals, Flutes, Bass, Keyboards
Adel Moustafa – Drums

DISCOGRAPHY:

2002 - Dead Soul Tribe
2003 - A Murder of Crows
2004 - The January Tree
2005 - The dead Word
2007 - A Lullaby For The Devil

SQUEALER-ROCKS Links:

Dead Soul Tribe - The Dead Word (CD-Review)
Dead Soul Tribe - A Lullaby For The Devil (CD-Review)

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