Squealer-Rocks.de CD-Review
Deadsy - Phantasmagore

Genre: Gothic Rock
Review vom: 11.07.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 27.07.2007
Label: Tiefdruck-Musik/Universal



Als Sohn der nicht altern wollenden Cher und des einst tief im Drogensumpf steckenden Gregg Allman hat man es nicht leicht. Zu sehr schießt man sich, ohne auch nur eine leise Ahnung davon zu haben, was der umtriebige Elijah Blue Allman musikalisch überhaupt auf CD presst, auf das Treiben der Schlagzeilen machenden Eltern ein. Andererseits kann man dies auch als netten Beigeschmack ansehen, der insbesondere bei großen Plattenfirmen auf viel Gegenliebe stößt. Ob’s wirklich an den musikalischen Fertigkeiten des „blauen“ Jünglings liegt, dass sich die Subs der Major-Labels in Scharen um seine Unterschrift reißen, darf ganz plump und lapidar dahingestellt sein.

Nach langem Hin und Her steht jetzt voraussichtlich Ende Juli (wenn sich da nicht doch noch etwas, wie in den letzten drei Jahren, verzögert) PHANTASMAGORE, das zweite Album der 1995 gegründeten Band Deadsy, in den Plattenläden. Und, allzu viel hat sich (mal abgesehen vom Labelwechsel zu Tiefdruck-Musik, einem Subsidiary von Universal) seit dem Debüt COMMENCEMENT, das auch schon wieder fünf Jahre auf dem Buckel hat, nicht verändert: Gothic Rock eben – wie er leibt und lebt!

Dazu gehören selbstredend die einfach gestrickten, generell sehr eingängigen, zumeist auch radiotauglichen, jedoch mindestens zehnmal durch den depressiven Fleischwolf gedrillten Melodien, ein der allgemeinen Stimmung angepasster und lethargisch agierender Sänger und lukrative New Wave Einsprengsel. Ja, der von Carlton Megalodon bediente Synthesizer verlangt genügend „Sendezeit“, um den The Cure Einflüssen jene von Bauhaus und Konsorten anzugliedern. Auf einen knackigen Song, wie „Carrying Over“ einer ist, warte ich bei The Cure allerdings seit dem 2000 eingeläuteten Neubeginn vergeblich.

Und weil es so schön... äh, Moment – wir befinden uns noch immer im Gothic-Metier; also traurig... ist, darf auch die 666. Version des, sich mittlerweile in jeder nur denkbaren Sparte niederlassenden, Rolling Stones Klassikers „Paint It Black“ nicht fehlen. Immerhin: Deadsy machen ihre Sache recht ordentlich und lassen das Original – gottlob – nahezu unverändert, intonieren es lediglich nach ihren Möglichkeiten.

Indes fungieren der in der Pop-Szene alles andere als unbekannte Multiinstrumentalist Marty O'Brien (spielt den Bass-Part des Titeltracks und von „Carrying Over“) sowie kein Geringerer als Korn-Frontmann Jonathan Davis (Zweitsänger in „The Last Story Ever“) als prominente Gastmusiker, die PHANTASMAGORE nicht ausschließlich auf dem Papier schmackhafter machen sollen.

Das hört sich für den subtilen Metaller alles recht langweilig an – ist es mit Verlaub gesagt auch, wenn man selbst keine Affinität zu dunkel-düsteren Songs und den auf dem Cover bereits offen zur Schau gestellten Gothic-Klischees aufbauen kann. Gelingt einem dies, kann man schon mal darüber hinwegsehen, dass sich das ansonsten spartanisch ausgestattete „Time“ recht unbeholfen beim „Immigrant Song“ von Led Zeppelin bedient oder, dass die Single „Book Of Black Dreams“ nicht einmal ansatzweise dieses Prädikat verdient hat.

Fazit: Wie gesagt: Mit PHANTASMAGORE sprechen Deadsy einzig und allein die Gothic Puristen unter den Musikfans an. Während sie eine der besten Veröffentlichungen ihrer Zunft bestaunen können, kann der Rest gut und gerne zum nächsten Review übergehen!
Sad but true... kleiner Gothic-Scherz am Rande.

Tracklist:
1. Razor Love
2. Carrying Over
3. Babes In Abyss
4. Paint It Black
5. Better Than You Know
6. Book Of Black Dreams
7. Asura
8. The Last Story Ever
9. Phantasmagore
10. Time
11. Health & Theory

Anspieltipps: Carrying Over, Paint It Black, Better Than You Know

Band Line-Up:
Phillips Exeter Blue I - Gesang, Gitarre
Jens Funke - Bass
Alec Püre - Schlagzeug
Carlton Megalodon - Synthesizer
Dr. Nner - Keyboards

DISCOGRAPHY:

2002 - Commencement
2007 – Phantasmagore


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