Squealer-Rocks.de CD-Review
Los Angeles - Los Angeles

Genre: AOR
Review vom: 10.07.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 06.07.2007
Label: Frontiers Records



„Na, einen Preis für den originellsten Bandnamen werden die Kameraden wohl kaum bekommen“, ging es mir durch den Kopf, als ich das Los Angeles Logo erblickte. Sich nach Städten, Ländern oder Kontinenten zu benennen, ist eigentlich ein Relikt aus den 70ern und 80ern. Doch auf den zweiten Blick offenbart sich die vermeintliche Einfallslosigkeit als perfekte Bezeichnung für das, was hier musikalisch geboten wird. Mit der Westküsten Metropole verbindet man landläufig wohl kaum sperrigen Prog Rock oder Death Metal. Da beamt die Assoziationskette schon eher die typischen Hochglanzbilder von sonnigen Stränden und blonden Schönheiten auf Roller Blades ins Hirn.

Los Angeles hören sich also genauso an, wie man es vermutet. Umso erstaunlicher, dass der Initiator dieses Projekts Italiener ist, der zudem hauptamtlich in einer Combo singt, die mit Weichspüler Rock aus L.A. recht wenig zu tun hat. Stimme und prägendes Element ist nämlich Michele Luppi von Vision Divine, die eher in der IG Metall zu Hause sind. Aber gerade das ist es ja, was Solo Ausflüge interessant macht: die altbekannten Pfade mal zu verlassen.
Wobei Los Angeles noch nicht mal mit den typischen Poser Bands wie Ratt oder Warrant zu vergleichen sind. Die elf Nummern dieses selbst betitelten Scheibchens sind noch eine ganze Ecke softer. Richard Marx, Journey, Jefferson Starship oder Heart dienen hier als Wegweiser.

Auf so einer Baustelle gehört es natürlich zum guten Ton, massig Kitsch und Herzschmerz in den Mischer zu schaufeln. Was wiederum die Gefahr birgt, dass eine eklig - klebrige Masse als Endprodukt entsteht, die in ihrer Süße unerträglich ist.
Michele hat aber zum Glück nur hochwertige Zutaten verwendet, wobei die wichtigste wohl sein Gesang ist.
Keine Ahnung, wie viele Oktaven der Gute so erklimmt, aber man hat streckenweise schon den Eindruck, hier wären mehrere Sänger am Werk. In ruhigen Passagen tönt der Südeuropäer schon fast rauchig - bluesig, während er bei so manchem Chorus derartige Höhen erreicht, dass ich schon beinahe Parallelen zu Ann Wilson von Heart ziehen möchte (Echt!). Bei den - natürlich – am häufigsten vertretenen mittelhohen Parts kann er locker mit Toby Hitchcock von Pride Of Lions mithalten, auch in punkto Charisma.
Es ist absolut hörbar, dass Luppi mehrere anerkannte Musikschulen besucht hat.

Die zweite gelungene Komponente sind die extrem geilen Melodien und das Songwriting an sich. Die Tracks sind dermaßen catchy, dass der Plüsch Faktor keineswegs nervig wirkt. Selbst die obligatorischen Balladen werden stets mit ein paar kleinen, aber feinen Raffinessen versehen.
Womit wir nahtlos zur dritten Ingredienz übergehen; der Truppe, die hier an den Instrumenten famose Arbeit abgeliefert hat.
Klar, es macht sich gut, wenn ein paar bekannte Namen das Booklet schmücken. Doch ironischerweise ist gerade bei dieser vermeintlich simplen Art von Musik immer wieder zu beobachten, dass die „Großen“ auch konstant hochklassiges Material abliefern.
Einige Nummern würden garantiert weniger geil rüberkommen, wären da nicht die tollen Gitarrenparts von Tommy Denander, das dezente, aber dennoch wirkungsvolle Keyboardspiel von Greg Giuffria oder das sehr ungewöhnliche Drumming von Frankie De Grasso, der auch die perfekte Produktion übernommen hat, die dem Mischverhältnis seinen letzten Schliff verleit.
Alles in allem ein mehr als nur nettes Album, das Freunde von radiotauglichem Rock immer wieder gerne hören werden.

Tracklist:
1. I Will Carry You
2. I Must Be Blind
3. Thanks To You
4. Edge Of Forever
5. Last Chance
6. Run
7. When You Think Of Me
8. One More Try
9. The Other Side
10. Caroline
11. Measure Of Man

Line Up:
Michele Luppi – All Vocals
Frankie De Grasso – Drums
Fabrizio Grossi – Bass
Tommy Denader – Guitars
Greg Giuffria & Jamie Teramo – Keyboards

Mordi Hauser & Joey Sykes – Additional Guitars

DISCOGRAPHY:

2007 - Los Angeles
2009 - Neverland

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Los Angeles - Los Angeles (CD-Review)
Los Angeles - Neverland (CD-Review)

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