Squealer-Rocks.de CD-Review
Bon Jovi - Lost Highway

Genre: Pop/Rock
Review vom: 23.06.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Island Records



Wäre meine bescheidene Meinung so etwas wie der Initialzündungsgeber für das Kaufverhalten der Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland, dann würden die werten Herren von Bon Jovi ihre Platten am Notausgang der Plattenläden wiederfinden und Konzerte im Eingangsbereich eines Altersheims wahlweise auch im Abendprogramm von Neun-Live geben. Das musikalisch Dargebotene, wenn man denn davon sprechen kann, gleicht nach den letzten hart rockenden Aufbäumungsversuchen (Stichwort: BOUNCE) allerhöchstens einer Lachtablette. Die Realität sieht anders aus: Gerade seit jener BOUNCE-Veröffentlichung erfährt die Combo, die vor grauer Vorzeit mit Alben wie SLIPPERY WHEN WET das Rockzepter in die Hand genommen hat, Hierzulande einen ungemeinen Hype, der sich in Dauersongrotationen und immensen Plattenverkäufen äußert. Solange die Frisur sitzt, stimmen auch die Umsätze der Band aus New Jersey. So auch im Falle der nächsten Einwegscheibe, LOST HIGHWAY.

OK, OK, der Traum aller Hausfrauen (anderswo auch bekannt als Sänger und Rhythmusgitarrist), Jon Bon Jovi, ließ im Vorfeld ganz kess verlauten, dass sich der Fünfer mit LOST HIGHWAY neue Gebiete erschließt. Neue was? Nun gut, auf seinem 1990 erschienenen Soloalbum BLAZE OF GLORY beschäftigte sich unser im stolzen Alter von 45 Jahren befindliche und stets gut frisierte Jon bereits mit dieser markanten Stilvermengung. Und, weil man sich mit dem „Nashville“ Etikett noch immer gut schmücken kann, soll die Platte den guten alten Country-Sound heraufbeschwören. Wie gesagt, soll. Wer sich jemals mit dem kommerziellen Einheitsbrei von THIS LEFT FEELS RIGHT und insbesondere HAVE A NICE DAY beschäftigt hat, weiß wohin Richie Sambora und Co. abdriften werden – nämlich in Belanglosigkeiten, Kitsch und Schmalz, was einem letztlich auch beim Frühlingsfest der Volksmusik begegnen könnte.

Wer hiermit Legenden wie George Jones oder Johnny Cash in Verbindung bringt, hat in seinem verhunzten Leben wohl noch nie etwas von Anstand und Moral gehört. Dem in der deutschen Musikszenerie etwas bewanderten Zeitgenossen dürfte das Ganze vielmehr an die Trucker- und Western-Hobbyisten und Country-Schlager-Fetischisten Truck Stop und Tom Astor erinnern. „Ich sitze hier mit meiner Pulle Veltins am Schreibtisch der Sechsmannfirma und träume von einer Fahrt auf dem Highway quer durch die USA.“ Da wirken Slayer authentischer, wenn sie Michael Jackson‘s „Heal The World“ mit einer Kreissäge einspielen. Meine Güte, Jon, was tust du den Fans der ersten Stunde nur an?

Ganz viel Pop trifft auf ganz wenig Country und ganz, ganz wenig Rock und zwischendurch gibt’s eine Ballade, bei der nur derjenige heult, der seine Augen bereits vor dem Ertönen in solch emotionale Gefilde hochstimuliert hat. Wem das nichts ausmacht, kann mit viel Wohlwollen und dem Außerachtlassen jeglicher Hard Rock Epochen das eine oder andere jenseits von Gut und Böse liegende Highlight ausmachen. Da wäre zum Beispiel der seichte, mit unzähligen Hey-Rufen ausgestattete Titeltrack, die Pseudococktailhymne „Summertime“, die mich in die Lethargie treibenden Balladen „(You Want To) Make A Memory“ und „Seat Next To You“ oder das aus Gotthard- und Krokus-Elementen zusammengeschusterte „We Got It Going On“. Die noch immer in den obersten Regionen angesiedelte Gesangsleistung und der kurze Auftritt von Leann Rimes interessieren dabei herzlich wenig.

Fazit: Eigentlich könnten Bon Jovi auch Rohlinge verkaufen. Das Volk würde weiterhin blind zugreifen und meine krampfhaften Versuche zur einstigen Lieblingsband zurückzufinden würden endlich ein passendes, nicht mehr zu toppendes Ende finden.
Na dann Mädels, stopft euch Watte in die Ohren. Zu den Konzerten geht ihr sowieso aus anderen Gründen.

Tracklist:
1. Lost Highway
2. Summertime
3. (You Want To) Make A Memory
4. Whole Lot Of Leaving
5. We Got It Going On
6. Any Other Day
7. Seat Next To You
8. Everybody's Broken
9. Till We Ain't Strangers Anymore (feat. Leann Rimes)
10. The Last Night
11. One Step Closer
12. I Love This Town

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Band Line-Up:
Jon Bon Jovi – Gesang, Gitarre
Richie Sambora – Gitarre
David Bryan – Keyboard
Hugh McDonald – Bass
Tico Torres – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1984 – Bon Jovi
1985 – 7800° Fahrenheit
1986 – Slippery When Wet
1988 – New Jersey
1990 – Blaze Of Glory
1992 – Keep The Faith
1994 – Crossroad / Greatest Hits
1995 – These Days
2000 – Crush
2001 – One Wild Night
2002 – Bounce
2003 – This Left Feels Right (Unplugged)
2004 - 100.000.000 Bon Jovi Fans Can’t Be Wrong
2005 – Have A Nice Day
2007 - Lost Highway

SQUEALER-ROCKS Links:

Bon Jovi - Bounce (CD-Review)
Bon Jovi - Lost Highway (CD-Review)

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