Squealer-Rocks.de CD-Review
Morian - Sentinels Of The Sun

Genre: Melodic Metal
Review vom: 15.06.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 23.06.2007
Label: Dynamic Arts Records



Liegt es an der übermäßig langen und besonders bissigen Kälteperiode, dem dort gebrannten Schnaps, an den fast schon übernatürlichen Fähigkeiten der Einwohner oder warum avanciert das gute drei Autostunden nördlich von Helsinki gelegene Jyväskylä allmählich zur neuen finnischen Metal-Hochburg? Die Gründe hierfür sind wahrscheinlich zahlreicher als die zwischen Schweden und Finnland umherziehenden Elche. Fakt ist, dass sich nach Excalion, die mit WATERLINES eines der besten Power Metal Alben der letzten fünf Jahre ablieferten, eine weitere hochgelobte Band namens Morian aufmacht, die weltweiten Metallerherzen im Sturm zu erobern. Mit dem im Heimatland bereits in die Top 30 vorstoßenden Debüt SENTINELS OF THE SUN strecken sie ihre Fühler nun in alle Richtungen aus.

Wie bei so vielen Landesgenossen stellt sich auch SENTINELS OF THE SUN in die typisch nordische Melodic Metal Ecke, die sich seit eh und je als äußerst hörerfreundlich erweist und deren Veröffentlichungen eigentlich während der ersten, allerspätestens bei der zweiten, Umdrehung zünden. Nicht nur ein Verdienst des klanglich superb aus den Boxen schallenden Soundteppichs oder des angenehmen, nicht abheben wollenden und vor stimmlichen Höhenflügen Abstand nehmenden Gesangs des Frontmannes Janne Siekkinen, der ein ähnliches Charisma wie Samu Haber (Sunrise Avenue), Jarmo Pääkkönen (Excalion) oder Tony Jelencovich (Angel Blake, Ex-Transport League) besitzt. Bei aller Eingängigkeit darf nur eines nicht zu kurz kommen: der Metalfaktor, der mittels wuchtigem Drumming oder stürmischen Gitarrenbreitseiten eine regelrechte Wechselwirkung erschafft, was so erst die breitgefächerte Kaufempfehlung des Albums ermöglicht.

Den sich mit Singlecharts beschäftigenden Kiddies (Cheffe, lesen die überhaupt auf unserer Seite?) sei Folgendes mit auf den Weg zum Plattenladen gesagt: Nehmt die vor einigen Monaten rauf- und runtergespielte Lovex Single „Guardian Angel“, packt dazu die Melancholie und Dunkelheit, welche von guten H.I.M. Platten der Marke DEEP SHADOWS AND BRILLIANT HIGHLIGHTS und LOVE METAL ausging, und gießt das Ganze in eine anständige Metal-Backform, mit der bereits Sonata Arctica oder Stratovarius ihre besten Kuchen formten.

Denn, und somit verlesen wir das zweite ungeschriebene finnische Melodic Metal Gesetz, bei aller Katalogisierung lässt sich das Debüt von Morian nicht als klassischer Einheitsbrei, der drei bis vier gute Lieder abwirft, abstempeln. Das Erfolgsformelzeichen lautet „Tristesse“ und färbt jeden der elf Tracks ein. Neben dem behutsamen Vokalisten darf sich vor allem Antti Simonen Auslöser des Ganzen schimpfen. Seine oft zur Rate gezogenen und stark in das Geschehen eingreifenden Keyboardklänge verpassen dem Sound eben jene triste – um nicht zu sagen gen Gothic tendierende – Grundstimmung. Von wegen auf Frohsinn getrimmter Melodic Metal – Pustekuchen.

Mit dem semiballadesken „Away From The Sun“ (trug nicht ein Album von 3 Doors Down denselben Titel?) kann der junge Sechser bereits auf einen signifikanten Song, bei dem man auch die eine oder andere (Freuden-)Träne nicht verheimlichen muss, blicken. Eine Nummer, wie geschaffen für das Radio. Doch auf diesen Lorbeeren ruhen sich die Nordmänner nicht allzu lange aus. Und so lässt sich selbst nach zig Durchläufen kein billiger Abklatsch ausmachen... selbst dann nicht, wenn wie bei dem mit zu vielen Facetten ausgestatteten Opener „Firewalkers“ und dem etwas uninspiriert wirkenden, den Schalthebel nie umlegenden „Smoke And Mirrors“ zwei kleine Schwachpunkte in der Tracklist auftauchen.

Stattdessen schlägt man im recht zügigen „Flak Jacket“ unweigerlich auf den Power Metal Putz und bittet zum kollektiven Headbangen. Umgeben von einem ans Herz gehenden Ambiente entpuppt sich dagegen der Fünfminüter „Recoil“ zeitweise als gekonnter Metal-Stampfer, der sich wie ein ganzer Stosstrupp auf einen zu bewegt und mit dem Verweis auf die im Endteil einsetzende Rapeinlage nicht zu Unrecht als das abwechslungsreichste Stück von SENTINELS OF THE SUN bezeichnet werden darf.

Fazit: Jo, so muss ein Debüt klingen: Frisch, kräftig und qualitativ in den oberen Regionen angesiedelt. Trotz dem eher schwachen Einstieg (siehe „Firewalkers“) ließen sich Morian in der Folgezeit nicht lumpen und setzten so einige Akzente... nicht zuletzt durch das Aushängeschild „Away From The Sun“. SENTINELS OF THE SUN, ein rundum gelungenes Bewerbungsschreiben an die weltweite Metalszene.
Sonata Arctica’s Tony Kakko muss inzwischen einen weiteren schlagkräftigen Kontrahenten im Kampf um die finnische Vorherrschaft fürchten.

Tracklist:
1. Firewalkers
2. The Legion Of Two
3. Away From The Sun
4. The Rats In The Walls
5. Tomorrow She Comes
6. Flak Jacket
7. Sleep Of The Just
8. Recoil
9. Warmongers Ball
10. Smoke And Mirrors
11. Remains (To Be Seen)

Anspieltipps: Away From The Sun, Flak Jacket, Sleep Of The Just, Recoil

Band Line-Up:
Janne Siekkinen - Gesang
Sami Niittykoski - Gitarre
Mika Laitinen - Gitarre
Jaakko Niemi - Bass
Joonas Juutilainen – Schlagzeug
Antti Simonen – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2007 – Sentinels Of The Sun

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Morian - Sentinels Of The Sun (CD-Review)

Janne Siekkinen von Morian (Interview)
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