Squealer-Rocks.de CD-Review
Ken Hensley - Blood On The Highway

Genre: Rock
Review vom: 13.06.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Politur



Das gibt es auch nicht alle Tage: ein Musiker, ein Urgestein und eine Legende zudem, der sein Leben vertont. Nein – nicht in einem schnöden Hörbuch; das tun nur Leute, deren Zielgruppe nicht lesen kann und nichts von guter Mucke versteht. Wir haben es hier mit der Autobiographie eines Mannes zu tun, der wirklich was zu erzählen hat, der den Rock der 70er Jahre maßgeblich mitgeprägt hat. Die Rede ist von Ken Hensley, der bis 1980 Keyboarder, Sänger und Songwriter bei Uriah Heep war und sich solche Ewigkeitswerke wie „Easy Livin’“ oder „July Morning“ ans Revers heften darf.

Doch nicht nur die großen Hits haben das Leben des mittlerweile 60 – jährigen Genies begleitet. Ken hat auch all die Schattenseiten wie Drogen, chronische Erfolglosigkeit und den damit verbundenen gesundheitlichen wie gesellschaftlichen Absturz erlebt.
Über all diese positiven wie negativen Dinge erzählt Mr. Hensley auf „Blood On The Highway“, dessen Untertitel „When Too Many Dreams Come True“ schon ein wenig erahnen lässt, dass das Leben eines Superstars auch ein Leben mit falschen Freunden und Heuchelei bedeutet.
Dennoch resümiert der Brite ohne gekünstelte Melancholie oder Bitternis. „Es ist halt so, wie es ist“, scheint sein Lebensmotto. Auch werden hier textlich keine pseudo - literarischen Metaphern verbraten. Die Lyrics beschreiben ein bewegtes Leben sehr anschaulich und einfach und sind auch ohne Textblatt in der Hand gut zu verstehen.

Soviel zur Geschichte, wie klingt diese denn nun aber? Tja, und nun wird es ganz schwer, nicht in Superlative zu verfallen: 5 Songs werden von Jorn Lande gesungen, wobei dieser Name an sich ja schon ein Superlativ ist. Der Opener „Just The Beginning“ dürfte bereits ein Lächeln auf jedes Gesicht zaubern, dessen Besitzer etwas mit richtig geilem und richtig schönem Rock der Marke Whitesnake / Uriah Heep anzufangen weiß.
„Na, so kann’s weitergehn’“, denkt sich der freudig erregte Altrocker. So geht’s aber nicht weiter! Denn Lied Nr. 2 mit dem Titel „We’re On Our Way“ blockiert erstmal den CD Player!
Es wird keinen – KEINEN – Rockfan geben, der nach dem ersten Hören dieses Megasongs nicht die Repeat Taste drückt. Altmeister Hensley teilt sich den Gesang mit Jungmeister Lande und die beiden intonieren den ultimativen Rock - Party Hit 2007: eine Wahnsinns - Gute – Laune - Hymne, mit einem Schuss Country, ein bisschen „Whiskey In The Jar“ und überaus gekonnt eingestreuten Zitaten aus „Lady in Black“ und „Free me“, die das Stimmungsbarometer für mindestens drei Monate oben hält.

Gut, damit ist zwar der Mitgröhl Hit der Scheibe ziemlich früh verheizt, was aber nicht heißt, dass der Rock’n’Roll nun schwachbrüstig geatmet wird. Manch einer findet sein persönliches Highlight vielleicht erst später. Beispielsweise im düster – bluesigen Titelsong oder dem von Ex - Uriah Heep Frontman John Lawton eingesungenen, passend mit „July Morning“ Keyboards unterlegten, epischen „It Won’t Last“.
Die größten Chancen, Airplay im Radio zu bekommen, dürfte wohl das leichtfüßige, mit einem Refrain a la Meat Loaf ausgestattete, „Think Twice“ besitzen. Hier gibt es auch das einzige Mal weiblichen Gesang zu bestaunen – und das ist wörtlich zu nehmen. Eve Gallagher klingt wie eine Melange aus Tina Turner und Marianne Faithful; von dieser Dame hätte man gerne noch ein oder zwei Songs mehr gehört. Fantastisch!

Womit keineswegs die gesangliche Leistung von Meister Hensley selbst geschmälert werden soll. Die zwei ruhigen Stücke „There Comes A Time“ und „I Did It All“ präsentiert er mit schöner, klarer Stimme und ohne kitschigen Pathos. Trotzdem – oder gerade deswegen, vor allen Dingen in Verbindung mit den persönlichen Lyrics – sind diese Stücke extrem ergreifend.

Abgesehen vom fetzigen „Okay (This house Is Down“) – bei dem Jorn Lande mal wieder beweist, dass er der bessere Coverdale ist -, ist die 2. Hälfte des Albums wesentlich ruhiger und nachdenklicher als die erste, was bei der Geschichte ja nur logisch ist.
Um die Gefühle auszudrücken, die das „Schwarze Loch“ nach dem großen Erfolg mit sich bringt, wurde Glenn Hughes ausgewählt, der „What You Gonna Do“ gewohnt intensiv intoniert, und sich beim Abschluss „The Last Dance“, begleitet von Streichern, sogar noch steigern kann, ehe diese Story in einem furiosen Finale endet und mich auch nach dem zehnten Durchlauf noch sprachlos zurücklässt.

Ken Hensley ist es gelungen, die 70er Jahre absolut authentisch wieder zu beleben, ohne das die Sache in irgend einer Form konstruiert oder gar peinlich wirkt.
Er zitiert sich selber, ohne sich zu kopieren; er lässt den Hörer teil an seinem Leben, seinen Höhen und Tiefen haben, wird hierbei aber nicht übertrieben gefühlsduselig.
Auch technisch hat er alles richtig gemacht: angefangen bei der Wahl seiner Sänger, bis hin zur von ihm selbst übernommenen Produktion, die sauber, aber nicht zu klinisch ist.

Es ist sehr, sehr lange her, dass ich ein Album mit so viel Herzblut gehört habe.
Übrigens: Im Juli soll das Buch mit dem gleichen Titel erscheinen.

Tracklist:
1. (This Is) Just The Beginning
2. We’re On Our Way
3. Blood On The Highway
4. You’ve Got It
5. Doom (Scene 1)
6. I’t Won’t Last
7. Thin Twice
8. Doom (Scene 2)
9. There Comes A Time
10. Okay (This House Is Down)
11. What You Gona Do
12. Postscript
13. I Did It All
14. The Last Dance

DISCOGRAPHY:

1973 - Proud Words On A Dusty Shelf
1975 - Eager To Please
1980 - Free Spirit
1990 - The Best Of Ken Hensley
1994 - From Time To Time
1999 - A Glimpse Of Glory
2000 - Ken Hensley Anthology
2002 - Running Blind
2003 - The Last Dance
2004 - The Wizard's Diary - Volume 1
2005 - Cold Autumn Sunday
2006 - Elements - Anthology 1968 To 2005
2006 - Inside The Mystery
2007 - Live Fire (DVD)
2007 - Blood On The Highway

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Ken Hensley - Blood On The Highway (CD-Review)

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