Squealer-Rocks.de CD-Review
Bobaflex - Primitive Epic

Genre: Prog Core
Review vom: 12.09.2005
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Wie leicht man sich im Leben täuschen kann, zeigt einmal mehr die aus Pt. Pleasent in West Virginia stammende Formation Bobaflex. Beim Betrachten der fünf Köpfe , aus denen sich Bobaflex zusammensetzen und dem primitiven Albumcover (primitiv passt übrigens gut zum Albumtitel PRIMITIVE EPIC) möchte man das Kapitel dieser amerikanischen Band mit den Worten „Proll-Hardcore der allerschlimmsten Sorte“ eigentlich sofort wieder zuschlagen. Doch das wäre, was nach kurzem Antesten der zehn Tracks klar wird, nicht gerecht gegenüber einer Truppe, die wesentlich mehr als nur „prollen“ kann.

Bevor sich Kollege Maddin nach seinem Urlaub bezüglich der obigen Genrebezeichnung „Prog Core“ an die Stirn langt und sagt „Was ist jetzt das für’n Scheiß? Prog Core?“ gibt’s gleich mal eine kurze Erläuterung: für einfachen Gröl- und Raphardcore besitzt der Sound des Quintetts zu viele Facetten. Mal bekommt der Hörer einen akustischen Einstieg oder einen glasklaren, wunderbar vorgetragenen Gesangspart von Marty McCoy auf die verwöhnten Lauscher, ein anders mal oder eher im gleichen Atemzug ändert sich das ganze Bild und Härte und Geschwindigkeit schnellen, durch Thrash und Death Anleihen, zu denen Martys Bruder Shaun die passenden Growls liefert, nach oben. Und so weiter und so fort...
Eine Beschreibung mit Hard- oder gegebenenfalls Metalcore wäre beim Bobaflex’schen Erlebnisbad total neben der berühmten Spur.

Die System Of A Down Freunde unter euch können sich die Band Bobaflex und ihr Debüt PRIMITIVE EPIC in etwa so vorstellen: Man nehme ein gutes Stück MESMERIZE (von den crazy-things der Armenier mal abgesehen) und lässt eine im Punk und Rap verankerte Hardcore-Kapelle drüber laufen; fertig ist PRIMITIVE EPIC, die Core-Version von MESMERIZE (übrigens noch einmal zehn Minuten kürzer, aber dazu später mehr).

Songbeispiel gefällig? Nehmen wir dazu mal die Bandhymne „Bobaflex Warriors“, die als Einsteiger in das Album kaum besser gewählt hätte werden können. Auf einen sehr ruhigen, spannungsaufbauenden an „Soldier Side“ erinnernden Beginn folgt ein fußballstadionmäßiges mehrstimmiges Gegröle, welches nach kurzer Zeit abrupt von energischen, teils wirren, Rapgesängen (na ja, schreien würde es besser treffen) unterbrochen wird (Refrain). Nach diversen, immer wieder anders gestalteten Strophen (rappend, versteckt, klar singend) darf auch die erwähnte Fankurve wieder ran an den Speck. Einiges an Variationen wie ihr seht – und das in gerade mal drei Minuten.
Allen voran der für’s klare Singen zuständige Marty zeigt wahre Klasse auf, mit der er sich vor der Konkurrenz der Metalcore/New Metal Sänger nicht verstecken muss. Hört euch mal „Tears Drip“ an, dann wisst ihr, was ich meine.

Dass Newcomer auf ihren Debüts gerne mal ein bisschen mehr herum experimentieren, wurde mir des öfteren eindrucksvoll gezeigt. Bobaflex machen da natürlich keine Ausnahme, auch wenn „Turn The Heat Up“ ein wenig zu viel des „Rappens“ ist.

In der Länge muss man dem Album jedoch einige der gewonnenen Punkte wieder abziehen. Denn 26 Minuten als Album zu verkaufen ist auf gut deutsch gesagt eine Sauerei. Da bekomme ich manche Single-Veröffentlichungen, die mit etwa vier Minuten weniger aufwarten. Drei, vier Songs mehr hätten sicher nicht geschadet, womit PRIMITIVE EPIC dann auch nicht ein ganz so kurzweiliges Abenteuer geworden wäre.

Fazit: Wenn man aber mal davon absieht, hat die Truppe um ihre zwei Gesangesbrüder Marty und Shaun McCoy ein sehr ansprechendes Erstwerk zustande gebracht, welches ich all denen ans Herz legen möchte, bei denen nach System Of A Down in Sachen Härte und Kuriosität noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist.


VÖ: 12. September 2005

Tracklist:
1. Bobaflex Warriors
2. Midnight Nation
3. What Was It Like?
4. Medicine
5. Tears Drip
6. The Predicament
7. Space Case
8. Turn The Heat Up
9. Rise Again
10. Doom Walker

Anspieltipps: Bobaflex Warriors, What Was It Like?, Tears Drip

Band Line-Up:
Shaun McCoy - Gesang (Growls), Gitarre
Marty McCoy - Gesang (clear), Gitarre
Mike Steele - Gitarre, Gesang
Jerod Mankin - Bass, Gesang
Ronnie Casto - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2005 - Primitive Epic
2007 - Apologize For Nothing

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