ROCKHARD 2009 - Gelsenkirchen, Amphitheater

(Colin, Edewolf, Mr. Melkor & Maddin)



Man kann den Kollegen vom Rock Hard eigentlich nur jedes Jahr wieder zu dem gratulieren, was sie da mit ihrem Festival auf die Beine stellen. Mit dem Amphitheater in Gelsenkirchen haben sie die wohl beste Location für ein Open-Air-Festival überhaupt gefunden. Die von ihnen beschäftigte Security ist freundlich und kann im Gegenzug auch völlig stressfrei mit dem Publikum arbeiten. Auch bei den Preisen für Speisen und Getränke achten die Macher jedes Jahr auf fanfreundliche Bewirtung. Das Schmuckstück eines jeden Festivals sollten natürlich die Bands sein und auch hier haben die Jungs und Mädels meistens ein feines Näschen für die Wünsche der Fans und präsentieren jedes Jahr eine ausgewogene Mischung aus den verschiedenen Stilen unserer über alles geliebten Musikrichtung. Da war Pfingsten 2009 natürlich nicht anders. Die Mischung machte den besonderen Reiz aus, war doch für jeden Metalhead etwas dabei. Im Prinzip hatte man gar keine Zeit den Weg zum Bierstand anzutreten, weil das starke Billing mit SAXON, OPETH, SACRED REICH, HEATHEN, FORBIDDEN, ANGEL WITCH, JAG PANZER, D-A-D, DRAGONFORCE und vielen anderen Bands keine Wünsche offen ließ.
Unser Dank gilt auch dem Kollegen von metal.de für tatkräftige Unterstützung.


WITCHBURNER

Manchmal hat man als Redakteur die nicht ganz so simple Aufgabe über die Show einer persönlich unbekannten Band zu schreiben. Selbstverständlich kann man sich vorher informieren, aber so richtig kennen tut man sie dann trotzdem nicht. Genauso erging es mir mit WITCHBURNER. Ich wusste zwar, dass die Jungs aus Fulda Thrash-Metal spielen, dennoch war deren Gig auf dem Rock Hard Festival für mich eine Premiere. Nach meiner Auffassung ist es durchaus akzeptabel, dass das erste Konzert des Tages von einer Truppe der härteren Gangart gegeben wird. WITCHBURNER präsentierten sich roh, brutal und kompromisslos. Selbst der hellste Sonnenschein konnte nicht gegen die düstere und nihilistische Kraft, die von dem Quintett ausging, ankommen. Das heißt, dass die enorme Hitze und der strahlend blaue Himmel für die Atmosphäre nicht störend waren. Die Stücke waren abwechslungsreich, denn mal wurde durchgehend auf Speed gesetzt und dann wieder auf die Bremse getreten, um ebenso massiv fortzufahren. Man merkte, dass alle Bandmitglieder aufeinander eingespielt waren und auch schon einiges an Bühnenerfahrung hatten. Zwar ertönte hier und da mal ein kleiner Verspieler seitens der Gitarristen, aber das war nicht weiter störend. Einzig Frontmann Andy steht meinerseits in der Kritik, die beinhaltet, dass er doch sehr stark nach dem ehemaligen Sänger Legion der Black Metaller MARDUK klang. Ob dem so sein sollte, kann ich nicht beantworten, auffällig war es allerdings schon. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass WITCHBURNER eine gelungene Show boten und ein guter Opener für das Festival waren. (Mr.Melkor)

ANGEL WITCH

Laut Aussage von Götz Kühnemund, war Bandleader Kevin Heybourne längere Zeit verschollen. Man muss dem guten Kevin dennoch attestieren, dass er gut in Form war und dementsprechend auch bereit mit seiner Band ANGEL WITCH das Festival zu rocken. Die leider noch immer überschaubaren Massen, durften sich über einen eigentlich gelungenen Auftritt der Band freuen. ANGEL WITCH waren klug genug nur Songs ihres legendären Debütalbums zu spielen. Musikalisch gab es bei Nummern wie “Confused“, dem schön hart vorgetragenen “White Witch“ oder „Atlantis“ natürlich nichts auszusetzen. Fans der New Wave Of British Heavy Metal wurden gut von der Band bedient und bei der Bandhymne “Angel Witch“ war dann ein erstes Mal kollektives Ausrasten angesagt auf dem Rock Hard Festival 2009 angesagt. Was weniger gut ins Bild passte, war die mangelnde Beweglichkeit der Musiker auf der Bühne. Die Musiker sind bei fast allen Songs auf der Stelle verharrt und haben lediglich ihren Part heruntergespielt. Das sollte einer Band wie ANGEL WITCH, auch trotz eines Heavy Metal-Klassikers in der Diskographie, eher nicht passieren, da sie ja nicht unbedingt aktuelles Material am Start haben und wahrscheinlich auch nicht allzu präsent in den Köpfen der meisten Fans sind. Von daher hätte die Band ihre Chance in dieser Hinsicht besser nutzen dürfen. Musikalisch hingegen, war wie erwähnt, alles im grünen Bereich. (Colin/metal.de)

JAG PANZER

Nach dem “Krawall”, den PRONG soeben angerichtet hatten, kam der gemeine Musikliebhaber nun in den Genuss virtuoser Klänge. Zwar gab es keinen reinen Progressive-Metal zu hören, aber JAG PANZER spielen ja nun auch nicht wirklich 08/15-Metal. Die Erwartungshaltung an die Band war dementsprechend groß, auch da ich den Tyrant, Mark Briody, und seine Truppe zuletzt 1997 gesehen hatte. Hinzu kommt natürlich auch der Wechsel an der Klampfe. Für den zu MEGADETH abgewanderten Chris Broderick griff der schon auf der „Chain Of Command“-Scheibe zu hören gewesene Chris Lasegue in die Saiten. Mit dem Titeltrack jenes Albums legten JAG PANZER dann auch höchst motiviert los. Der Sound ging in Ordnung und die Band, allen voran der wie immer göttlich singende Harry ‘Tyrant’ Conklin, war auf der Bühne sehr agil. Was den Gig dann allerdings doch nicht zu einem absoluten Höhepunkt werden ließ, war ganz klar die Setlist des Panzers. Einerseits ließen die im Anschluss an den Opener in die Menge gefeuerten “Future Shock“ und “Tyranny“ auf Großtaten hoffen. Doch schon das wie die beiden Vorgänger ebenfalls vom “The Fourth Judgement“-Album stammende “Black“ drückte die Stimmung ein wenig. Klar, wenn man eine Band wie JAG PANZER sieht, will man auch die Klassiker hören. Auch, wenn sich die Band sichtlich mühte (und mit “Fate’s Triumph“ einen meiner Lieblingssongs spielte), die Stimmung aufrecht zu halten, sprang der Funke nicht wirklich über. Das konnte auch die mittlerweile komplett eingesetzte Lightshow nicht ändern. Ein kurzes Stimmungshoch erlebte Gelsenkirchen noch bei “King At A Price“, dem grandiosen “Iron Eagle“ und den Klassikern “License To Kill“ und “Generally Hostile“, einem würdigen Abschluss. Der Rest dazwischen ist auf Platte über jeden Zweifel erhaben, funktioniert live aber nicht immer, weil die Songs dem Publikum dann teilweise doch zu sperrig waren. So hat der Gig von JAG PANZER einen faden Beigeschmack. Spieltechnisch nahezu unerreicht, fehlten doch einige der Hymnen, nach denen ein Festival-Publikum nun einmal lechzt. Auch wenn es kein herausragender Gig war, war es doch schön den Panzer mal wieder in Aktion zu sehen. (Colin/metal.de)

OPETH

Schon im Vorfeld des Headliner-Auftritts der schwedischen Prog-Death-Metaller von OPETH waren missgünstige Stimmen aufzuschnappen. Da war unter anderem von Stimmungsbremse und Mathematik-Metal die Rede. Ich bin ja eigentlich eher ein Freund der komplizierteren Spielweise des Metal, aber leider muss ich obigen Kritikern teilweise recht geben. Vorab ist aber mit aller Deutlichkeit zu sagen, dass OPETH eigentlich nichts falsch gemacht haben. Die Band spielte mit der nötigen Portion Professionalität und Einsatzfreude einen gelungenen Gig, welcher den Fans der Band wohl auch ziemlich gut gefallen haben dürfte. Aber als Headliner vor dem eher partyhungrigen Publikum des Rockhard-Festivals empfand ich OPETH reichlich deplatziert. So wollte während des gesamten Gigs keine wirkliche Festival-Headliner-Stimmung aufkommen. Der Andrang vor der Bühne blieb genauso verhalten wie die Reaktionen der großen Publikumsmasse. Wo im letzten Jahr bei TESTAMENT noch die sprichwörtliche Kuh flog, gab es 2009 leider nur eine kleine Nachtmusik. Wie gesagt, ein Stil wie der von OPETH hätte zu einem früheren Zeitpunkt, vielleicht auch nur eine oder zwei Stunden früher, durchaus seine Berechtigung gehabt, aber ein Headliner sollte das Haus, bzw. das Theater, rocken. Dieser Effekt blieb leider aus, ohne dass man der Band dafür einen Vorwurf machen könnte.(Edewolf)

GRAND MAGUS

Die Schweden GRAND MAGUS sind mit einer Menge Vorschusslorbeeren ob ihrer Live-Qualitäten nach Gelsenkirchen gekommen. Von daher war ich sehr gespannt auf die Doom-Metaller, die nicht nur in der Mittagszeit, sondern auch noch bei sehr gutem Wetter auf die Bühne mussten. Auch wenn mich das Material der Schweden auf Platte mehr anspricht, muss man den Jungs dennoch einen superben Gig bescheinigen. Zwar war das Amphitheater beim Auftritt von GRAND MAGUS nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, das gegenwärtige Publikum aber bekam eine mehr als gelungene Mischung aus Doom- und Heavy-Metal geboten, die allerorts mit Kopfnicken oder Fußwippen gewürdigt wurde. Die Musik von GRAND MAGUS kam auf dem Rock Hard Festival weniger doomig daher, was die musikalische Mischung aus, grob gesagt, BLACK SABBATH und JUDAS PRIEST zusätzlich interessant machte. Die Band dürfte mit diesem Gig definitiv einige neue Fans hinzugewonnen haben.(Colin/metal.de)


AUDREY HORNE

Nach dem Gig von GRAND MAGUS herrschte plötzlich gähnende Leere vor der Bühne. AUDREY HORNE waren offensichtlich nur wenigen Besuchern ein Begriff. Ein Zustand, den die Norweger aus ihrer Heimat absolut nicht gewohnt sind. Dort rangiert das Sextett ganz oben in den Charts und hat erst kürzlich einen Grammy abgeräumt. Wenn es darum geht, Werbung für sich zu machen, so kann man den Skandinaviern nur einen perfekten Job bescheinigen. Selten habe ich eine derart mitreißende Performance auf der Kanalbühne gesehen. Hauptblickfang war unbestreitbar Sänger Toschie, den man als Psychopath im besten Sinne bezeichnen kann. Zwar ist der Stil von AUDREY HORNE nicht unbedingt passend für ein traditionell ausgerichtetes Festival (grob gesagt, eine Mischung aus DISTURBED und EVERGREY), dennoch zog es immer mehr Leute vor die Bühne und die Band wurde gut abgefeiert. Die Überraschung des Festivals! Unbedingt mal reinhören! (Maddin)


HAIL OF BULLETS

Die Band um ASPHYX-Sänger Martin van Drunen hat ja bereits im Vorfeld so einiges Lob eingestrichen und bisher auf verschiedenen, na ja sagen wir mal, mittelgroßen Bühnen die Republik unsicher gemacht. Auch an diesem Samstagnachmittag in Gelsenkirchen zeigte sich die Band und allen voran Martin von Drunen bei bester Laune. Was die Songauswahl anging, hielt man sich wieder ans gewohnte Programm und spielte die gesamte Liste aus “...of Frost and War“ in chronologischer Reihenfolge herunter. Die Songs von HAIL OF BULLETS sind mit ihren gradlinigen und druckvollen Dampfwalzenkompositionen fast schon perfekt für Live-Auftritte gemacht und so war es für die Niederländer auch kein Problem, das sich immer mehr in Scharen versammelnde Publikum entsprechend in Wallung zu bringen. Wie immer positiv fand ich auch die Tatsache, dass die Band immer wieder den lockeren Kontakt zum Publikum suchte und sich Herr van Drunen, übrigens in fließendem Deutsch, stets wieder erkundigte, ob es auch allen gut ginge und noch genug Bier und andere Rauschmittel vorhanden wären. Einzig der Sound ließ ein wenig zu wünschen übrig. Nicht dass ich nicht durchaus Verständnis für dominante Shouter habe, aber entweder war der Gesang viel zu laut abgemischt oder die Gitarren einfach viel zu leise. Es war wohl eher die zweite Variante! Ich für meinen Geschmack sehe HAIL OF BULLETS zwar lieber in Club-Atmosphäre, aber als Death-Metal-Fan und Fan der Band war es für mich eines der Highlights des Festivals.(Edewolf)


DRAGONFORCE

DRAGONFORCE leiden unter einem ganz bestimmten Problem, welches sich auch live bemerkbar macht. Mit Herman Li und Sam Totmann sind zwei absolute Gitarrenvirtuosen am Werk, deren Fähigkeiten wohl nicht anzuzweifeln sind. Dennoch kann es sehr anstrengend sein, sich den Power-Speed-Metal dieser Band für eine längere Zeit anzuhören. In fast jedem Song liefern sich besagte Gitarristen ein Duell und geizen auch während des gesamten Konzertes nicht damit, ihre Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen (was gelegentlich aber auch zu viel des Guten sein kann). Als die Show begann, waren außerdem zunächst ein paar Unstimmigkeiten im Sound zu entdecken. Der Gesang erreichte das Publikum viel zu leise und das Schlagzeug hingegen dröhnte zu laut. Dieser technische Patzer wurde jedoch schnell behoben. Was die Spielfreude von DRAGONFORCE anging, merkte man diese den Jungs durchgehend an. Keyboarder Vadim Pruzhanov sprang wie ein hyperaktives Kind wild durch die Gegend und traf dabei trotzdem jeden Ton. Durch sein grün gefärbtes Haar wirkte er zusätzlich wie einem Anime-Film entsprungen. Auch die beiden Saiteninstrumentalisten ließen ihre Herzen extrem viel pumpen und verspielten sich dabei nicht ein Mal. Gleiches war ebenfalls bei den anderen Bandmitgliedern zu sehen. Bei einem solchen Bild war es absolut unvorstellbar, dass irgendjemand aus dieser Formation ein starker Kettenraucher sein könnte. DRAGONFORCE feierten also eine wilde Party auf der Bühne und jeder aus dem Publikum war dazu eingeladen, worauf viele eingingen. Dies alles hört sich nun sehr positiv an, wenn da nicht das oben erwähnte Defizit in Punkto Gitarren-Akrobatik gewesen wäre. Unbestreitbar ist das eine rein subjektive Angelegenheit. Für mich persönlich wird das enorme Präsentieren von Fingerakrobatik irgendwann sehr anstrengend, zumal bei fast jedem Song das Gaspedal von DRAGONFORCE durchgetreten wurde. Am 30. Mai diesen Jahres änderte sich dieser Eindruck auch nicht mehr, da die ganzen vierzig Minuten durchgehend auf Höchstgeschwindigkeit geschaltet wurde. An sich war es ein gutes Konzert und mit “Through The Fire And Flames“ befand sich auch der krönende Abschluss in der Setlist. Aber manchmal ist weniger einfach mehr.(Mr.Melkor)

FORBIDDEN

Neben HEATHEN und SACRED REICH sollten FORBIDDEN an diesem Tag die Huldigung des Bay-Area-Thrash einleiten. Auf Bands mit dem typisch europäischen, bzw. deutschen Stil wurde in diesem Jahr im Billing komplett verzichtet und so ging der Blick auf diesem Rock Hard Festival mal über den großen Teich. FORBIDDEN machten ihrem Namen, als Mitbegründer einer Stilrichtung alle Ehre und bewiesen, dass vor allem ihr Frühwerk zu den absoluten Klassikern des Thrash-Metal gezählt wird. Dass die Band und ihre Mitglieder allesamt bereits ein paar Jahre auf dem Buckel haben, spielte an diesem Tag keine Rolle und es gab das volle Brett Thrash, wie man es sich nicht besser hätte wünschen können. Man merkte FORBIDDEN die Spielfreude und den Spaß an dem Gig förmlich an und so verbreitete sich die Stimmung auch sofort auf den immer größer werdenden Circle-Pit vor der Bühne bis hinaus zu den Mattenschwingern auf der Tribüne. Absolut gelungen und nach so langer Zeit auch mal wieder ein echtes Erlebnis.(Edewolf)


JON OLIVA'S PAIN

Wer im Jahre 2005 den Weg Richtung Gelsenkirchen einschlug, um auf dem Rock Hard Festival mit Gleichgesinnten zu feiern, dürfte sich auch daran erinnern, dass dort unter anderem JON OLIVA’S PAIN einen Auftritt hatten. Derjenige, der dem Konzert beiwohnte, wird höchstwahrscheinlich mitbekommen haben, dass der Namen gebende Frontmann seinen Kopf mit der bei uns alle so beliebten chemischen Substanz auch bekannt als Alkohol mehr als ausreichend beglückte. Dies hatte aber leider den Effekt, dass das Ergebnis auf der Bühne sehr schwankend ausfiel und die Reaktionen des Publikums nicht viel mit Euphorie zu tun hatten. Vier Jahre später kehrte Jon Oliva mit seiner Band anlässlich des Rock Hard Festivals 2009 erneut ins Amphitheater zurück. Natürlich stellte man sich da die Frage, ob sein Blick ins Glas wieder sehr tief sein und deshalb der Gig darunter leiden würde. Doch weder das Eine noch das Andere trafen zu – und eigentlich hätte der Name SAVATAGE im Programmheft abgedruckt sein können! Denn auf der einen Seite gibt es im Allgemeinen im Songmaterial, was unter dem Banner JON OLIVA’S PAIN veröffentlicht wird, keine nennenswerten Unterschiede zu der Metal-Legende. Auf der anderen Seite wurden an dem Abend bis auf wenige Ausnahmen nur Sava-Stücke gespielt. Neben Jon Olivas kontrolliert lebhafter Performance war das wohl auch der Grund, weshalb die Show begeistert aufgenommen wurde. “Hail of The Mountain King“, “Jesus Saves” oder “Gutter Ballet”, um nur einige zu nennen, schallten ins Publikum, regten zur Resonanz an und sorgten für eine Feier-Stimmung. Das vielleicht größte Highlight in der Setlist war “Chance“. Über die Qualität der Songs braucht man nicht zu reden. Es sind schlichtweg Klassiker und Pfingsten 2009 wurden sie angemessen von Band und Zuschauern zelebriert. Dennoch gab es einen bitteren Beigeschmack. Besonders bei diesem Konzert wurde einem das Unverständnis wieder dafür bewusst, das SAVATAGE auf Eis liegen. (Mr.Melkor)


CHILDREN OF BODOM

Wer nach einen derart grandiosen Gig wie dem von JON OLIVA’S PAIN auf die Bühne muss, hat sicherlich kein leichtes Spiel. Soviel steht fest. Die Finnen um Frontmann Alexi Laiho haben den klaren Vorteil, dass sie auf eine ziemlich große Fanbasis zurückgreifen kann. So war es vor der Bühne rappelvoll, als CHILDREN OF BODOM selbige betraten. Der Blickfang der Band ist und wird wohl auch immer Frontmann Alexi bleiben, der die Doppelbelastung Gitarre/Gesang meistens sehr gut meistert. Bei diesem Gig jedoch war der Finne doch arg gehandicapt (er hatte sich bei den US-Dates der aktuellen Tour verletzt), was sofort auffiel, da die Action auf der Bühne nicht die üblichen Ausmaße annahm. Seine Sidekicks mühten sich zwar sichtlich, doch der beinahe immer nur an seinem Mikroständer stehende Frontmann fehlte der Show doch immens. Ein weiterer, ständig wiederkehrender Kritikpunkt ist nach wie vor Alexis Vorliebe bei jedem dritten Wort einer Ansage ein „fuck“ einzubringen. Das ist mittlerweile einfach nur nervig und hat den Eindruck der Show erheblich geschwächt. Bei der Songauswahl war die Band jedoch auf der sicheren Seite. Mit Songs wie „Needled 24/7“, „Hate Me“ oder „Are You Dead yet“ ließ die Band natürlich nichts anbrennen und die Fans honorierten das entsprechend enthusiastisch. Mir persönlich fehlten war die Show der Finnen ein wenig zu routiniert, es fehlte der letzte Kick. Die Band war souverän, aber den Headlinerposten hätten an diesem Abend definitiv JON OLIVA'S PAIN verdient gehabt, deren Gig eindeutig emotionaler ausfiel. (Colin/metal.de)


BULLET

Es gibt Augenblicke, da erfreut man sich so sehr des warmen Tages und dem gut gekühlten Bier, dass man schon mal ein wenig Lust auf Nostalgie bekommt. So erging es mir am Sonntag. Es fielen mir prompt viele Großtaten einiger ehrenwerter Namen ein: ACCEPT, AC/DC und SAXON. Letztere Band war für diesen Tag als Headliner angekündigt. Bis dahin musste die Zeit aber noch überbrückt werden. Da man als Redakteur sich die Freiheit rausnehmen kann, auch über die Band zu schreiben auf die man Bock hat, war es natürlich passend, das BULLET, die sich auf meiner Liste befanden, in jenem Moment auf die Bühne gingen. Wer schon mal einen Song der Jungs aus Schweden gehört hat, der dürfte wissen, dass es bei ihnen nicht um Innovation geht. Im Mittelpunkt steht der Spaß an guter und harter Rockmusik, die mit einer Verneigung den Vorbildern Tribut zollt. Genau das sind die Stärke der Band und auch gleichzeitig der Schwachpunkt. Als das Quintett seinen Auftritt begann, hatte es zunächst das Publikum absolut auf seiner Seite. Auch ich genoss es, dass deren (besonders) ACCEPT und AC/DC behaftete Musik Kontakt mit meinem Trommelfell aufnahm. Es war ja das, worauf ich Lust hatte und was sich während des gesamten Gigs nicht großartig änderte. Aber nach einer Zeit erhoben sich leicht kritische Stimmen seitens der Zuhörer und -seher. Zu den hinterfragenden Themen gehörten unter anderem, ob das die verschollenen kleinen Brüder der australischen Rocklegende wären, oder ob die Band vielleicht von dieser gesponsert würde. Dieser kurzweiligen Diskussion schloss ich mich ein wenig an. Denn besonders live fiel auf, das BULLET von den anfangs erwähnten Legenden stark geprägt waren und es auch weiterhin sein werden. Dennoch funktionierten ihre Songs und nach einem kurzen Augenblick wurde diesem Gedanken meinerseits keine Beachtung mehr geschenkt. Egal, ob es von dem Album “Heading for the Top“ oder “Bite the Bullet” kam, jedes Stück war ein Volltreffer. Mit intensiver Euphorie zeigten die Jungs ihren Spaß an der Sache, was sich letztendlich wie ein berauschendes Virus auch bei den Zuhörern verbreitete. Der der Erlös aus dem Verkauf des goldenen Getränks dürfte sich während des Gigs gut erhöht haben, obwohl es für den tapferen Läufer und seinem mit einer Zapfanlage belasteten Rücken hundertprozentig sehr anstrengend war. Die Band konnte die Resonanz durchgehend aufrechterhalten und damit auch beweisen, dass ein Teil der zukünftigen Anerkennung ihnen gehören wird. (Mr.Melkor)


D-A-D

Nach den Schweden BULLET gab es im Anschluss „Danish Dynamite“ in Form von D-A-D zu bestaunen. Die Dänen legten gleich zu Beginn schön knackig mit „Riskin’ It All“ sehr spielfreudig los. D-A-D sind ja nicht nur für ihren eigensinnigen Humor und ausgefallene, manch einer behauptet sogar peinliche, Klamotten bekannt. Zwar hatten die Jungs sich extravagant in Schale geschmissen, das Hauptaugenmerk liegt bei der Band aber noch immer auf der Musik. Der spaßige Hard Rock der Band, der irgendwo zwischen AC/DC und KROKUS liegt, hat seine Momente und findet beim, vor der Bühne feiernden, Publikum die richtigen Adressaten. Schade war nur, dass offensichtlich viele Fans nichts von der Band kannten, da das Amphitheater in den oberen Rängen ziemlich karg war. Dabei war die Band sicherlich nicht schuld an diesem Szenario, denn D-A-D strotzten nur so vor Spielfreude und hatten neben Krachern wie „Sleeping My Day Away“ auch Pyros im Gepäck. Ich frage mich nur, warum man einen Hit der Marke „I Won’t Cut My Hair“ nicht gespielt hat, denn darauf haben nicht wenige Fans gewartet. So bleibt festzustellen, dass D-A-D sich mühten und von ihren Fans gefeiert wurden. Aber auch, dass die Band für viele Besucher schlicht nicht interessant genug gewesen ist. Schade, denn die Dänen hatten eigentlich alles richtig gemacht. (Colin/metal.de)


HEATHEN

Auf die Bay Area Helden um Lee Altus habe ich mich schon wochenlang im Vorfeld gefreut. Immerhin haben HEATHEN mit “Breaking The Silence“ und vor allem “Victims Of Deception“ erstklassiges, kultiges Thrash-Kraftfutter in die weite Metal-Welt heraus geschossen. HEATHEN kamen, spielten und…der berühmte Funke wollte irgendwie nicht zu hundert Prozent überspringen. Woran es letztlich lag, kann ich gar nicht sagen. Die Band fing ihren Set mit “Mercy Is No Virtue“ schön hart und vertrackt an. David White-Godfrey war exzellent bei Stimme und über das Gitarrenspiel von Herrn Altus muss man keine Worte verlieren. Die meisten der Songs wurden vom Publikum beinahe frenetisch abgefeiert, was auch für den neuen, von der demnächst erscheinenden Platte, gilt. Bei “Goblins Blade“ und “Hypnotized“ muss man definitiv zu den besten Songs des Festivals zählen, keine Frage. HEATHEN leiteten den Reigen der alten Thrash Metal-Garde gebührend ein und ich war nicht der einzige, der hier und da eine Gänsehaut bekam. Gelungener Auftritt der Thrasher, der absolut Lust auf das neue Album gemacht hat. (Colin/metal.de)


UFO

UFO waren die mit Abstand dienstälteste Band des Festivals und zugleich auch der einzige Vertreter des traditionellen Hardrock. Dennoch waren neben den Abgesandten aus dem Club der alten Säcke auch erfreulich viele jüngere Headbanger neugierig auf die Engländer. Schließlich sieht man nicht alle Tage eine Legende. Die ersten drei Viertel des einstündigen Gigs boten auch wenig Grund zur Klage. Die Altfans sonnten sich in Klassikern wie dem Standard-Opener “Mother Mary“ oder “To Hot to Handle“, und auch die UFO-Unkundigen nickten anerkennend mit dem Kopf. Die Band zeigte sich bestens gelaunt und selbst das Fehlen von Pete Way war halbwegs zu verschmerzen, da sein Ersatzmann eine erstaunlich gute und agile Figur machte. Zudem bekam man mit “Saving Me“ vom aktuellen Album “The Visitor“ neues und mit “Long Gone“ seltenes Material zu hören. Als dann nach ca. 45 Minuten “Rock Bottom“ eingeleitet wurde, freute sich alles auf ein mitreißendes Finale. Doch das bestand aus einem ca. 10-minütigen Gitarrensolo von Vinnie Moore, die Mitmusiker wurden zu Statisten degradiert und Phil Mogg verschwand gleich völlig von der Bühne. Nachdem der Ausflug in die Welt der Griffbrettraserei dann beendet war, gab's noch eine Minute lang “Rock Bottom“ zu hören – und das war's dann! Kein “Lights Out“ und ebenso kein “Doctor, Doctor“. Wie kann sich eine gestandene Band wie UFO einen derartigen Fauxpas erlauben? (Maddin)


SACRED REICH

Sowohl HEATHEN als auch FORBIDDEN hatten an den ersten beiden Festivaltagen schon mächtig vorgelegt und brachten das Publikum und die Freunde des guten alten Thrash Metal gleich reihenweise zum ausrasten. Was aber am Sonntag in der Co-Headliner Position dann abging, habe ich auf dem Rock Hard Festival so noch nicht gesehen. SACRED REICH waren letztes Jahr in Wacken, obgleich etwas rundlicher geworden, schon eine Macht und ich hatte mir vor dem Gig echt Gedanken gemacht, ob Phil Rind und seine Sidekicks gegen ihre Kumpels (HEATHEN, FORBIDDEN) und sich selbst (Wacken 2008) ankommen würden. Es war unbegründete Skepsis, wie sich schon nach den ersten paar Takten heraus stellte. SACRED REICH spielten nur Klassiker und die Masse dankte es ihnen mit stürmischem Applaus und extremen Circle-Pits. Egal, ob ”Ignorance“ oder “Crimes Against Humanity“ gespielt wurden, die Band hatte das Publikum zu jeder Sekunde fest im Griff. Von der obersten Reihe bis vor die Bühne sah man Matten kreisen und die Meute ausrasten. Ein wirklich imposanter Anblick, wenn man bedenkt, dass das Amphiteather bei den Amis fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Man könnte fast von einem Heimspiel bei dem Gig sprechen, was auf der anderen Seite aber auch keine Kunst ist, wenn man Granaten wie das vehement geforderte “Who’s To Blame“, die Black Sabbath-Coverversion “War Pigs“ (die nicht nur mir eine Gänsehaut bereitete) oder den ultimativen Hit “Surf Nicaragua“ im Gepäck hat. Ein grandioser Gig. Der beste des Festivals, ohne Frage. Da konnten auch die nachfolgenden SAXON nicht gegen anstinken. (Colin/metal.de)


SAXON

Auf Festivals kann man SAXON durchaus mit GRAVE DIGGER vergleichen. Wer eine der beiden Bands bucht, weiß was er bekommt. Meistens ist Partystimmung angesagt und in den seltensten Fällen ein schlechter Gig. So auch in diesem Fall. Die Briten sind live einfach eine Bank, das kann man nicht wegdiskutieren. Zudem haben Biff Byford und seine Jungs ja auch noch den einen oder anderen Metal-Klassiker geschrieben und genau die sorgen nach wie vor für optimale Festivalstimmung. Klassiker wie “Dallas 1PM“, “Solid Ball Of Rock“ oder “Princess Of The Night“ sorgen auch Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung für Gänsehaut und gute Stimmung im Publikum. Die wenigen neuen Songs wurden zwar ebenfalls lautstark beklatscht, aber bei weitem nicht so enthusiastisch wie die Klassiker, die die Fans natürlich primär hören wollten. SAXON spielten sichtlich relaxt auf, Biff scherzte ausgiebig mit dem Publikum und sie hatten nicht nur den legendären Adler als Bühnendeko dabei, sondern auch jede Menge Spaß beim Spielen in Gelsenkirchen. Das hat man der Band trotz aller Routine deutlich angesehen. Auch, wenn das Publikum teilweise ein wenig k.o. wirkte, muss man sagen, dass SAXON als Sonntagsheadliner definitiv die richtige Wahl waren und mehr als ordentlich gerockt haben (auch, wenn der Gig von SACRED REICH noch besser war). Ein gelungener Auftritt von SAXON beschließt also ein, wie eigentlich jedes Jahr, rundum gelungenes Rock Hard Festival und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr. Danke Rock Hard, für drei wunderbare Tage in Gelsenkirchen. (Colin/metal.de)