Rock Of Ages 2012 - Seebronn
(Texte: Eric, Bilder: Ralph)
DER FREITAG
Eins war klar: Das Rock of Ages würde auch anno 2012 gut besucht werden, schon am Freitag Mittag schien das Camping-Gelände aus allen Nähten zu platzen. Platz genug gab es dennoch, na klar, für alle, und die Sonne ballterte gnadenlos von einem wolkenlosen Himmel. Weit und breit nichts zu sehen vom obligatorischen RoA-Regen (was sich natürlich ändern sollte, denn ein Rock of Ages ohne Berieselung von Oben scheint der Wettergott nicht in seiner Playlist zu haben). Egal, als die Karawanen am Freitag Nachmittag und am frühen Abend Richtung Festivalgelände strömten, war die Vorfreude auf das Event praktisch mit Händen zu greifen.
BOB GELDOF
Allseits gute Stimmung also, nur einer war nicht so wirklich zufrieden: Sir Bob Geldof musste seine Show aufgrund von Verzögerungen im Vorfeld verkürzen und war damit ganz offensichtlich nicht sehr glücklich. Tatsächlich spielte der Ire sein Programm über weite Strecken, nennen wir es positiv "routiniert", herunter und schaffte es zunächst nicht im Ansatz, Begeisterung beim großen Publikum zu wecken. Schade, denn gerade Nummern wie "The Great Song Of Indifference" wären zum Abgehen bestens geeignet. Zu dem Smasher "I Don't Like Mondays" ging die Menge dann steil, und auch Geldof schien nun eine Ecke mehr Spaß an der Sache zu finden. Kurz darauf war dann aber auch Schluss, und der Ire hinterließ ein durchaus gespaltenes Publikum
EUROPE
Beim Headliner dagegen dürfte die Meinung einhellig sein: Europe rocken wie Sau! Wer die Kapelle nur aus den Achtzigern kennt dürfte
sich späten Freitag Abend ein paar Mal verwundert die Augen und vor allem die Ohren gerieben haben ob des Heavy Rock-Tornados, den die Schweden
phasenweise über das Gelände fegen ließen. Treten die Männer um Joey Tempest schon auf den neuen Alben richtig Arsch, so legten sie auf der
Bühne härtetechnisch noch eine Schippe drauf. Ob die Songs vom aktuellen Album "Bag Of Bones" oder die alten Klassiker wie "Rock The Night",
Rampensau Joey Tempest war permanent in Bewegung und zeigte fast zwei Stunden lang, wie ein Rockstar seinem Publikum die volle Dröhnung gibt.
Groß!
Pünktlich, aber wirklich genau pünktlich zu den letzten Tönen von "The Final Countdown" öffnete der Himmel dann seine Schleusen und beendete
den ersten Tag mit einem Gewitterschauer, der sich gewaschen (ha ha, Wortspielalarm!) hatte.
DER SAMSTAG
Ha! Da war nun endlich doch, der erwartete Regen. Andauerndes Geplätscher auf die Zeltplane ließ des Nachts nichts Gutes erahnen für den nächsten Tag, und das Frühstück fand im Zelt unter Nieselregen und im tristen Grau statt. Es schien wieder mal ein Tag für die Hardcore-Festivaleros zu werden, um so größer und angenehmer die Überraschung, als sich bereits am Vormittag wieder die Sonne zeigte und für den Großteil des Tages dann eher Sonnencreme angesagt war als Regenklamotten. Bis zum Auftritt von Alice Cooper natürlich, aber dazu später mehr ...
REBELLIOUS SPIRIT
Rebellious Spirit hatten die undankbare Aufgabe, den zweiten Tag am frühen Morgen um 11:30 Uhr zu eröffnen. Die Nacht war kurz, der Morgen war grau und verregnet, und dennoch: Wo sich üblicherweise bestenfalls ein Dutzend Rocker mit verschlafenen Augen auf der Suche nach dem nächstgelegenen Bierstand vor die Bühne verlaufen, durften sich die Gewinner des Opener-Votings schon über ein ordentliches Publikum freuen. Simpler, eingängiger und launemachender Partyrock war angesagt, der ordentlich Bewegung in die Menge brachte. Am Ende wurde der sleaszige Hardrock des Vierers zurecht ordentlich beklatscht.
MAXXWELL
Die Schweizer Maxxwell gingen schon etwas professioneller zu Werke. Kein Wunder, blicken die Männer bereits auf zwei
Studio-Alben zurück und arbeiten am Nachfolger. Gradliniger, eingängiger und harter Rock der Marke "Made In Switzerland",
irgendwo zwischen den alten Gotthard und Shakra, sorgten ebenso für gute Laune wie die launigen Sprüche von Frontmann Nobi Suppiger,
der potentielle CD-Käufer mit "Könnt ihr ruhig kaufen, sind keine Steuerdaten drauf" beruhigte.
Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele dem Aufruf gefolgt sind, denn der zeitlose, unaufgesetzte Hardrock der Eidgenossen funktioniert live ebenso gut wie auf Konserve. Geheimtipp!
REGGATTA DE BLANC
Unumstritten sind sie sicherlich nicht, Coverbands im Allgemeinen und beim Rock of Ages im speziellen. Reggatta De Blanc haben sich The Police auf die Fahnen geschrieben, und unabhängig davon, was man von Cover-Bands hält, überzeugten sie auf ganzer Linie. Schon erstaunlich, wie nah der Dreier dem Sound der Achtziger-Superstars kam und natürlich einen Superhit nach dem anderen raushaute. "Every Breath You Take", "So Lonely", "Message In A Bottle" und und und … der Fundus an allseits bekannten Smashern ist bei dieser Kapelle schier unerschöpflich, und Reggatta De Blanc zockten die Nummern astrein und spaßbringend.
JEFF SCOTT SOTO
Jeff Scott Soto wurde ein Opfer der Wetterkapriolen. Aufkommender Sturm und ein heftiger Gewitterschauer verwehten den prachtvollen Sound des Meistersängers, der live um einiges härter und weniger funkig rüberkommt als auf Konserve. Ausgesprochen schade, dass der Mix aus eigenen Nummern und Talisman-Klassikern bei diesen Bedinungen nicht wirklich transpartent tönte. Anmerken ließ sich Soto, durch und durch Profi, natürlich nichts und trotzte dem Regen mit zwei Songs vom legendären "Rockstar"-Album. Und ja, er hat den Scream von "Stand Up And Shout" defintiv noch drauf! Trotzdem, die ganz große Stimmung wollte nicht aufkommen. Schieben wir's auf das Wetter, denn der ehemalige Journey-Fronter ist sicher eine der Stimmen des harten Rock und hätte mehr verdient.
Y&T
Y&T dagegen hatten alle Vorteile auf ihrer Seite. Die Sonne strahlte von einem jetzt wieder bayerischen Prachthimmel, die Menge vor der Bühne wurde dichter und die Amis nutzten die Vorlage bestens aus. Zeit ihrer Karriere nie zu dem ganz großen kommerziellen Erfolg gekommen, den ihr wunderbarer US-Rock verdient hätte, legten die Männer um Frontsau Dave Meniketti von der ersten Minute los wie die Feuerwehr. Songs vom neuen Smasher "Facemelter" mischten sich insbesondere mit Nummern vom Album "Black Tiger" ab, das in diesem Jahr 30. Geburtstag feiert. Natürlich vermissten die Fans einige Perlen der Bandgeschichte, nennen wir "Summertime Girls" oder "Rock & Roll's Gonna Save The World", dafür wurde dem im Januar verstorbenen Basser und Gründungsmitglied Phil Kennemore mit dem herrlichen Instrumental "I'll Cry For You" gedacht - der zweifellos emotionalste Moment des diesjährigen Festivals.
AXEL RUDI PELL
Was schreibt man über Axel Rudi Pell? Dass der Mann einen Bewegungsradius knapp über dem sprichwörtlichen Bierdeckel hat und auf der Bühne nicht wirklich ein Party-Animal ist? Nicht wirklich neu. Dass er eine unfassbare Kapelle um sich geschart hat, allen voran den völlig irren und unfassbar stimmgewaltigen Johnny Gioeli? Alter Hut. Dass Nummern wie "Masquerade Ball", "Mystica" oder "Strong As A Rock" absolute Live-Killer sind? Auch keine bahnbrechende Erkenntnis. Nein, wer den ehemaligen Steeler-Gitarristen auf der Bühne erwartet bekommt die volle Bedienung, und das war auch in diesem Jahr nicht anders. Gioeli scheint noch irrer als sonst und zappelt und rockt sich durch ein Programm, das keine Wünsche offen lässt. Axel Rudi Pell ist eben eine Bank und wurde auch bei seinem zweiten RoA-Auftritt zurecht abgefeiert.
ALICE COOPER
Europe hatten es am Vorabend geschickter gemacht. Bei ihnen öffnete der Himmel erst seine Schleusen, als der letzte Ton verklang, Alice Cooper hatte weniger Glück. Erst mal gab's eine verlängerte Pause wegen technischer Probleme, und pünktlich zum Beginn der Horror-Show des Altmeisters kam der große Regen. Schade drum, denn der Meister hatte sein komplettes Horror-Programm dabei, großes Live-Theater eben, zeigte sich bestens bei Stimme und kloppte dem jetzt prallvollen Festivalgelände einen Shitkicker nach dem anderen vor den Latz. "Poison", "No More Mr. Nice Guy", "I'm Eighteen", "Million Dollar Babies", "Hey Stoopid!" oder der Rausschmeißer "Elected": Alice Cooper weiß eben, was die Leute hören wollen, und weil er weiß, was sich gehört, gab er es ihnen auch. Dem Regen zum Trotz ein Highlight des Rock Of Ages.
FAZIT
Was bleibt als Fazit? In seiner siebten Ausgabe war das Festival zum ersten Mal ausverkauft, was erfreulicherweise den Fortbestand des Events sichert.
Nicht wirklich erstaunlich, denn wer einmal da war, kommt immer wieder und zieht neues Publikum mit. Gespannt sein
darf man auf die angekündigte Vergrößerung des Rock Of Ages. Es sollte, meiner unmaßgeblichen Meinung nach,
nicht vergessen werden, dass die Veranstaltung gerade von seiner übersichtlichen Größe lebt. Gerade deshalb ist
das Rock of Ages als Kontrapunkt zu den hibbeligen Event-Festivals ein höchst entspanntes und freundliches Gegenstück, und gerade das macht den Reiz des Festes aus.
So oder so, das Rock Of Ages hat sich wohl endgültig etabliert, und so räumten die Massen am Sonntag Morgen dem Regen zum Trotz mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht
und der Vorfreude auf das kommende Jahr das Gelände.
Wie sehen uns, beim Rock of Ages 2013!
BILLING
Freitag:
Sailor Bros. Band (17:00 - 17:45)
Fischer-Z (17:55 - 18:45)
Fish (19:00 - 20:15)
Bob Geldof (20:35 - 21:50)
Europe (22:25 - 24:00)
Samstag:
Rebellious Spirit (11:30 - 12:10)
Maxxwell (12:20 - 13:10)
Reggatta De Blanc (13:20 - 14:20)
Praying Mantis (14:30 - 15:30)
Jeff Scott Soto (15:40 - 16:50)
The Tubes (17:05 - 18:15)
Y&T (18:30 - 19:50)
Axel Rudi Pell (20:10 - 21:30)
Alice Cooper (22:00 - 23:50)