Turisas und Norther (20.03.2008, Karlsruhe, Substage, Reaper)
Wir schreiben den 19. März Anno Domini 2008 und finstere Wolken ballen sich von Norden her kommend über Deutschland und Karlsruhe zusammen. Nicht alleine sind es die von eisigen Winden begleiteten Regen- und Schneewolken, die sich ihren Weg vom fernen Skandinavien hinabbahnen, sondern solche, von markerschütterndem Kriegsgeschrei begleitete. Die finnischen Wikinger von Turisas machen auf ihrem Eroberungsfeldzug auch nicht vor der Hauptstadt des ehemaligen Großherzogtums halt.
Genug der Vorrede einige Minuten nach neun betreten die finnischen Death Metaller Norther, um den auch bei Ensiferum tätigen Frontmann Petri Lindroos, die Bühne. Mit ihrem zu Beginn des Sets recht schleppenden Material, dem irgendwie der mitreißende Faktor zu fehlen scheint und dessen Rhythmuswechsel nicht gerade zum wilden Headbangen einladen, gelingt es den Fünf nur schwerlich das Publikum in Bewegung zu bringen. Sänger Petri gibt sich in seiner gewohnt wortkargen Art alle Mühe die Menge zum Mitmachen zu animieren. Nach und nach taut so die Horde auf und die ersten Fäuste respektive Pommesgabeln recken sich in die Höhe. Als hätten sie darauf gewartet, nehmen auch ab der zweiten Hälfte des Sets, eingeleitet vom Song „We Rock“ die Lieder deutlich an Fahrt auf, so dass die Nackenmuskulatur endlich zum Einsatz kommen kann.
Zusammenfassend kann man hier sagen, dass der Auftritt erwartungsgemäß ausgefallen ist, das meist mittelmäßige Songmaterial der Band jedoch durchaus seine Höhepunkte („Death Unlimeted“, „Black Gold“) aufzuweisen hat.
Norther Setlist:
My Antichrist
Down
Blackhearted
Unleash Hell
Omen
We Rock
Frozen Angel
Death Unlimited
Black Gold
Self-Righteous Fuck
Auf was warten die Horden wohl an diesem kalten, regnerischen Mittwoch? Richtig auf die Vorzeigekrieger von Turisas. Diese lassen jedoch die durstigen und lüsternden Horden lange warten – ob es nun tatsächlich technische Schwierigkeiten beim Einstellen der Bühnenmonitore waren oder nicht – die Spannung steigt mit jeder Minute und abwechselnd werden „Turisas“ oder „Battle Metal“ Rufe laut.
Als sie schließlich nach zehn die Bühne nacheinander betreten, schießt die Stimmung im Publikum von 0 auf 100 – passend zur Eröffnungsnummer „The Dniepre Rapids“-, so dass es keine Faust in den ersten Reihen gäbe, die nicht augenblicklich in der Luft wäre. Es ist klar, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, hört die Menge auf das Kommando von Warlord Nygård, der diesen Spitznamen somit nicht zu unrecht trägt. Nach dieser flotten, nach vorne stürmenden Nummer begrüßt der Frontmann das Publikum – wer erinnert sich denn nicht mehr an den Siegeszug von Turisas, der vor fünf Jahren als Vorband der Apokalyptischen Reiter begonnen hat?
Als nächstes folgt das Stück, bei dem schon beim ersten Durchlauf des The Varangian Way Albums feststand, das dies ein echter Live-Smasher werden würde – „To Holmgard And Beyond“ – selbstredend im Refrain lautstark vom Publikum begleitet, wie auch das später im Set stehende „One More“ vom Debüt Album der Finnen.
Wer sich im Vorfeld informiert hatte, der wusste bereits, dass Turisas ohne ihren etatmäßigen Akkordeonspieler, Lisko, auf Tour sind, da sich dieser vor einigen Monaten nach einem Konzert in Holland abgesetzt hatte und seither nicht wieder aufgetaucht ist. Zumindest für das männliche Publikum stellt Netta Skog einen mehr als gleichwertigen Ersatz da. Sie ist blond, was man augenscheinlich sieht, und süße 17, wie Nygård sagt – die Reaktion im Publikum könnt ihr euch selbst gut genug vorstellen. Mit den Worten „Do you like to dance to Eastern rhythms?!“ und „Yesterday Hamburg went really mad about this one.“ ist klar, welches Lied als nächstes folgen wird: „In The Court Of Jarisleif”. Und wie Hamburg steht auch im Substage der Raum Kopf. Nach so viel Kopf- und Körperkreiseln auf wie vor der Bühne ist Zeit für „something more epic“, der Rausschmeißer des zweiten, aktuellen Albums „Miklagard Ovature“ steht an. Dass dieses Stück beeindruckend zwischen Epik und Eingängigkeit pendelt, weiß jeder, der es schon einmal auf Platte gehört hat – live atemberaubend.
„This song is really groovy…“, meint der Warlord und perfekt die Band vorzustellen – sind wir denn schon so weit? Es ist kaum zu glauben, da die Zeit bislang wie im Flug vergangen ist und man eigentlich noch keine Lust auf ein baldiges Ende des Auftritts verspürt.
Turisas verlassen die Bühne, aber glaubt nicht, dass dies schon das Ende des grandiosen Abends gewesen ist. Laute „Turisas“, „Battle Metal“ und „Rasputin“ Rufe hallen durch das nur spärlich beleuchtete Substage und die Band tut ihrem Publikum diesen Gefallen.
Disko Metal mit Geige und Akkordeon, das gibt’s nur bei Turisas.
Zum Abschluss schmettert schließlich noch das berüchtigte „Battle Metal“ durch die stickig gewordene Luft, bevor sich die Band unter dem lautstarken Jubel ihrer Horden von dannen zieht.
Turisas Setlist:
(nach Erinnerung, wahrscheinlich nicht vollständig)
The Dniepre Rapids
To Holmgard And Beyond
A Portage To The Unkown
One More
In The Court Of Jarisleif
Miklagard Ovature
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Saahti-Waari
Rasputin
Battle Metal
Muss man noch etwas abschließend sagen? Ein großartiger Abend mit Turisas und man darf sich hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen freuen.
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