Squealer-Rocks.de Live-Review
Crossed The Line (BE) und In Full Strength (26.10.2007, Recklinghausen, JZ Südpol, Colin)

Das Jugendzentrum Südpol in Recklinghausen hat sich im Laufe der Jahre einen Ruf als gute Location für Gigs erarbeitet. Regelmäßig zwei bis drei Mal im Monat finden hier Konzerte aus dem Bereich Metal und Hardcore statt. Vom absoluten Newcomer bis hin zu alten Haudegen wie zum Beispiel CUSTARD kann man im JZ Südpol ein breites Spektrum an Bands sehen und genießen.


Am 19.10.2007 stand also wieder ein Konzert auf dem Programm. An diesem Freitag wurde vier Mal Hard- bzw. Metalcore geboten. Eigentlich ja so gar nicht meine Musikrichtung, aber ich lasse mich bei fanfreundlichen fünf Euro für vier Bands (zwei davon aus Belgien) gerne auch mal überraschen. Durch einige kleinere Verzögerungen beginnt das Konzert erst um 19.00h (wegen der verständnisvollen Nachbarn müssen die Gigs im JZ Südpol recht früh beendet werden und fangen dementsprechend früh an). Schnell noch ein Bier abgegriffen und schon steht die erste Band auf der Bühne.

Die Newcomer ALL YOUR LIES aus Mönchengladbach eröffnen den bunten Abend. Die Jungs spielen Metalcore der sich in der Nähe von Heaven Shall Burn und Konsorten einordnen lässt. Musikalisch, soviel sei vorweg genommen, sind ALL YOUR LIES die beste Band des Abends. Der Sound ist fett, der Sänger schreit sich die Seele aus dem Leib und der Gitarrist weiß auch durch dezente Soli zu überzeugen. Leider will der Funke beim Publikum nicht so richtig überspringen, was zum einen an dem Bekanntheitsgrad der Jungs liegen dürfte (viele Gigs haben ALL YOUR LIES noch nicht gespielt), so dass die Songs den meisten Leuten nicht geläufig sind und zum anderen am Stageacting. Der Band ist die Nervosität deutlich anzumerken. Daraus kann man den Mönchengladbachern aber keinen Vorwurf machen, das wird mit der Zeit sicherlich noch. Trotzdem ein gelungener Gig und ein guter Einstieg in den Abend.

Da sich die Bands aus Belgien etwas verspätet haben und man die Fans nicht zu lange warten lassen will, ziehen IN FULL STRENGTH ihren Gig kurzerhand vor. Eine löbliche Geste, wie ich finde. Nicht jede Band hätte ihren Co-Headliner Status aufgegeben. IN FULL STRENGTH kommen aus Gladbeck und sind brutal. Zumindest was den Sound angeht sind die Hardcoreler an diesem Abend nicht zu schlagen. Die Mischung aus langsamen, groovigen Passagen und schnellen harten Parts (hinzukommen noch ein paar an Slayer angelehnte Riffs) kommt beim Publikum hervorragend an und man kann die ersten Figuren erleben, die den so genannten „Wardance“ zelebrieren. Früher nannte man das Pogo, heute braucht man offensichtlich eine Ausbildung bei Mister Miyagi um mitreden (-„tanzen“) zu können. Strange. Egal, IN FULL STRENGTH sind in der Szene wohl keine unbekannten und ihre Songs dem Publikum geläufig, so dass man hier von Partystimmung sprechen kann. Eine gelungene Vorstellung, die die Gladbecker abgeliefert haben. Die Gitarristen sind hervorragend auf einander eingespielt, die Rhythmusfraktion sorgt für den nötigen Groove und das Stageacting ist auch das was man von einer Hardcore Band erwartet. Lediglich der Gesang hat mir nicht so gefallen. Der Sänger konnte sich gegen die Gitarrenwände nie wirklich durchsetzen. Vielleicht ist das beim nächsten Mal ja anders. Tut der sehr gelungenen Show, die natürlich auch von dem guten Sound und guten Lightshow genährt wurde, aber keinen Abbruch. Obwohl Hardcore haben mir IN FULL STRENGTH sehr gut gefallen.

Nachdem man sich erneut mit Gerstensaft versorgt hatte (1,50€ für 0,33l Grabsteiner und 1€ für das französische Edelbier Tröscho Simón gehen in Ordnung) und die Belgier endlich eingetroffen waren, ging es wieder in die „Halle“. DES MAFIOS standen auf dem Programm und…naja…sind nicht gut. Musikalisch nicht annähernd so gut wie ALL YOUR LIES und ohne die Intensität von IN FULL STRENGTH konnten DES MAFIOS mit ihrer Mischung aus Hardcore (der nicht wirklich hart ist) und Hip Hop nur verlieren. Es bleibt kein Riff im Ohr hängen (doch, das Eine, das frech geklaut war) und die Band ist mit zwei Frontmännern „gesegnet“, die aussehen und sich gebären wie Erkan & Stefan und soviel Talent für Rap haben wie meine Omma. Wirklich zum abgewöhnen. Dadurch, dass die beiden Frontvögel immer im Gleichschritt von einem Ende der Bühne zum anderen „moven“ (Jungs, das dürfen in der Form nur Jake und Elwood!), hatte der Rest der Band natürlich keine Chance sich in Szene zu setzen. Dieses Pseudoharte Getue kommt auch beim Publikum nur mäßig an, weshalb diese Performance als Tiefpunkt des Abends gewertet werden muss. Da würde sich Don Vito im Grabe umdrehen. Oh man,…

Als letztes erklimmen CROSSED THE LINE, die ebenfalls aus Belgien stammen, die Bretter und ich hatte ja schon schlimmes vermutet, nach DES MAFIOS. Glücklicherweise spielen CROSSED THE LINE wieder in einer anderen Liga. Musikalisch ähnlich brutal wie IN FULL STRENGTH und von der Performance her absolut professionell, haben die Jungs keine Schwierigkeiten das Publikum um den Finger zu wickeln. Auch hier macht den Reiz die Mischung aus schleppenden Grooves und schnellen, harten Parts aus. Die Fans wurden zum „Massenwardance“ animiert und feiern die Band völlig zu Recht ab. Dass das Licht viel zu früh wieder an geht, spricht nur für den Gig der Belgier. Viel zu kurz war4 das Vergnügen für die Fans. CROSSED THE LINE sind an diesem Abend also ein absolut würdiger Headliner. Starker Gig der Jungs aus Belgien!

Man hat es vielleicht schon vermutet, denn obwohl der Hard-, bzw. Metalcore überhaupt nicht meine Baustelle sind, war der Abend echt gelungen. Das trifft auf die (meisten) Bands zu und auch auf das Personal vom JZ Südpol, die zu jeder Zeit immer freundlich waren und so einen gelungenen Konzert Abend abrundeten. Wie gesagt, nette Menschen, schöne Atmosphäre und korrekte Preise. Schönes Konzert! Und Metal Konzerte gibt es im Südpol demnächst natürlich auch wieder. Spätestens im Mai 2008, wenn die regional recht bekannten FAIRYTALE sich die Ehre geben. Ähm...*hust*...