Squealer-Rocks.de Live-Review
Status Quo und Toto und Julia Neigel Band (02.07.2007, Emden, Nordseehalle, maddin)

Buchstäblich ins Wasser gefallen ist das Open Air mit Status Quo und Toto, das im ostfriesischen Leer stattfinden sollte. Wochenlange Regenfälle hatten das Gelände derart aufgeweicht, dass ein gefahrloses Konzert unmöglich durchzuführen gewesen wäre.
So wurde die Veranstaltung schnurstracks ins nahe gelegene Emden und die dortige Nordseehalle verlegt. Ein sehr weiser Entschluss, denn auch am Veranstaltungstag regnete es wie aus Kübeln. Man muss dem Veranstalter zudem ein höchst faires Verhalten bescheinigen, denn es war jedem Besucher freigestellt, sein Ticket ob der ungeplanten Verlegung zurückzugeben. Außerdem wurden von Leer nach Emden kostenlose Shuttle Busse für die Hin – und Rückfahrt eingesetzt.
Knapp 5000 Rockfans ließen es sich dann auch nicht nehmen, die Halle bis knapp vor die „Ausverkauft“ Marke zu füllen.


Exakt wie angekündigt um 19.45 Uhr betrat dann Julia Neigel (die sich früher Jule nannte) mit ihrer Band die Bühne und eine höchst seltsame dreiviertel Stunde nahm ihren Anfang. Wurden die ersten beiden Songs noch mit wohlwollendem Applaus bedacht, machte sich danach immer mehr Langeweile im überhitzten Saal breit. Zweifellos hat die Dame eine fantastische Stimme, aber ihre Songs sind schlicht und ergreifend lediglich Durchschnitt; 08/15 Deutsch - Rock mit einer Prise Pseudo – Anspruch. Dazu kam, dass die Lady doch arg überdreht wirkte. Dieses ständige „Wir-sind-alle-gut-drauf“ - Gehampel wirkte extrem gekünstelt und nach einer Zeit nur noch peinlich. Als Frau dann noch die - von niemandem im Publikum geforderte – Zugabe „Schatten an der Wand“, dem einzigen Song, der bekannt sein dürfte, in einer völlig verfremdeten Version darbot, war das Debakel perfekt.

Das hat zu diesem Zeitpunkt aber schon keinen mehr interessiert; alles wartete auf die Band, wegen der mindestens zwei Drittel der Leute gekommen waren: Status Quo!
Tja, was soll man zu einem Konzert dieser Truppe noch groß sagen? Ein „es war wie immer“ trifft es wohl am ehesten. „Wie immer“ bedeutet in diesem Fall nämlich, dass sich der Auftritt der englischen Legende irgendwo zwischen „geil“, „schweinegeil“ und „hammergeil“ bewegte – alles, was auch nur im Geringsten in Richtung Mittelmaß tendiert, hat man und wird man von Quo nicht erleben.
Sämtliche Spekulationen im Vorfeld, man würde wegen des Doppel Headliner Packages nur eine abgespeckte Show erleben, erwiesen sich gottlob als Gerüchte.
Bis auf „Juniors Wailing“ (in einigen Städten „Mystery Medley“) im Zugabenblock wurde die exakt gleiche Setlist wie beim Rest der Tour runtergerockt.
Es ist natürlich auch eine Gesetzmäßigkeit, dass es in selbiger wieder keine Überraschungen gab. Wohlwollend nahmen die meisten Fans auf, dass es „Paper Plane“ zurück in den Set geschafft hat und man dafür keinen Song mehr vom letzten Longplayer „The Party Ain’t Over Yet“ im Programm hat. Die alten Kracher zünden halt am besten.
Und ganz ehrlich: einen Song wie „Rockin’ All Over The World“ kann ich mir zu Hause, auch aufgrund der Dauerbeschallung im Radio, in Kneipen und in jeder drittklassigen Rock Dokumentation, nicht mehr anhören. Aber mitten im Mob, wenn die Boogie Könige nur wenige Meter vor einem stehen, macht es immer noch einen Heidenspaß zu dieser Nummer total durchzudrehen. Soll heißen: das Ding gehört einfach zu einem amtlichen Quo Konzert wie die Weste von Herrn Rossi oder das (diesmal eklig grüne) Hemd von Mr. Parfitt.
Licht und Sound waren ebenfalls von hervorragender Qualität, so dass man nach exakt 90 Minuten bis in die letzten Reihen nur jubelndes Publikum, welches sich nicht nur aus Altersschichten von Enkel bis Opa, sondern wie immer in Emden auch aus einer großen Menge niederländischer Fans zusammensetzte, sah.

Danach kamen Toto und ich bin definitiv der falsche Mann, um hierzu eine faire Bewertung abzugeben. Zunächst mal kenne ich außer den üblichen Hits, die jeder kennt, kaum was von der Truppe. Dazu kommt der Umstand, dass Toto nach Status Quo eindeutig deplatziert waren. Nach 1,5 Stunden Party, die man mindestens zur Hälfte hüpfend verbracht hat, ist man nicht unbedingt in der Gemütsverfassung, sich atmosphärischen, eher ruhigen Prog Rock anzuhören.
Headliner Status hin oder her – Toto vor Quo spielen zu lassen, wäre sicherlich die bessere Entscheidung gewesen. (Zumal sich die Halle auch zusehends leerte)
Von daher versuche ich, nur ein paar wertungsfreie Eindrücke wiedergeben:

Licht und Ton waren absolut perfekt und alles war sehr stimmungsvoll arrangiert. Etwas befremdlich wirkte für mich allerdings das Verhalten von Steve Lukather. Bereits den ersten Song nutzte der Saitenhexer für eine ca. 10 – minütige Solo Eskapade. Er sang auch einen Teil der Stücke, stand jedoch nicht in der Mitte der Bühne. Dieser Platz blieb nämlich leer! Sänger Bobby Kimball fand seinen Platz an der linken Bühnenseite. Keine Ahnung, ob das bei Toto in dieser Form üblich ist. So etwas habe ich jedenfalls noch bei keiner anderen Band gesehen.
Arroganz will ich dem Mann hier auch nicht unterstellen, denn die anderen Bandmitglieder bekamen genügend Freiraum, um ihr Können unter Beweis zu stellen.
Sei’s drum; bevor ich mich hier um Kopf und Kragen tippe, erwähne ich noch schnell, dass das verbliebene Drittel des Publikums die Band amtlich abfeierte.

Bleibt als Fazit, dass man hier in der Tat zwei Bands zu exakt dem selben Preis sehen konnte, den man im Rest von Germany für eine der beiden zahlt.
Zur Nachahmung empfohlen (wenn auch vielleicht in einer etwas harmonischeren stilistischen Zusammenstellung)!

Und nicht vergessen, wie buchstabiert man Rock’n’Roll?
S-T-A-T-U-S Q-U-O!!

Setlist Quo:
Caroline
Somethin bout you babe I like
Dont waste my time
4500 Times
Rain
Paper Plane
All stand up
The Oriental
Creepin up on you
Proposin Medley
Big fat Mama
Gerdundula
Roll over lay down
Down Down
Whatever you want
Rockin all over the world

Zugabe:
Rock & Roll Music
Bye Bye Johnny