Squealer-Rocks.de Live-Review
Custard und The Claymore (02.04.2005, Datteln, RUZ, Maddin)

Es ist zum Kotzen – wieder mal! Unter dieser Überschrift kann man den gestrigen Konzertabend ruhigen Gewissens einordnen. Das bezieht sich freilich nicht auf die Bands, die sich allesamt den Arsch abgespielt haben. Auch nicht auf die vorhandenen Räumlichkeiten die Technik oder das Personal der gemieteten Lokalität (Allerdings waren die Bierpreise etwas hoch). Und schon gar nicht auf den geradezu lächerlichen Eintritt von 2 Euro pro Band.
Nein – den Brechreiz bei mir verursacht die Tatsache, dass diese Veranstaltung mal wieder nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Ob nun zu wenig Werbung gemacht wurde lasse ich mal dahingestellt – allerdings zeigt die Erfahrung, dass Underground Konzerte auch bei ordentlicher Promotion sehr schwach besucht sind. Wahrscheinlich ist es schon nervig, wenn ich mich in jedem 2. Konzertbericht über dieses Thema auslasse. Aber mich ergreift nun mal eine unglaubliche Wut wenn ich sehe, dass alles was nicht Maiden, AC/DC, Priest oder ähnlich heisst, von den Fans schlicht ignoriert wird.

Na, was soll’s – ich werde das in diesem Leben sowieso nicht mehr ändern, kommen wir also zu den angenehmen Dingen von gestern Abend, zu den Bands:
Den Anfang machten die Lokalmatadore von The Claymore, die eine beachtliche Professionalität an den Tag legten. Die Band wirkt ungeheuer sicher und eingespielt auf der Bühne. Selbst der wenige bis kaum vorhandene Raum auf der stage hinderte die Truppe nicht daran ein anständiges Stageacting hinzulegen. Ihr knackiger Power Metal ist sehr abwechslungsreich, bietet ordentlich viel technische Finessen und Melodien sind auch in großer Fülle und hoher Qualität vorhanden. Neben den wirklich guten Musikern bietet auch Sänger Andy eine überdurchschnittliche Leistung, und klingt manchmal wie eine Mischung aus Bruce Dickinson und Geoff Tate.
Super Auftritt, super Songs – macht Lust auf mehr.

Das Herner Melodic Metal Urgestein Custard geht als zweiter an den Start. Habe die Band viele Monate nicht mehr live gesehen, umso mehr macht sich der Wandel ins positive bemerkbar. Die vielen Konzerte haben ihre angenehmen Spuren hinterlassen. Die Kapelle wirkt sehr souverän und eingespielt, und in punkto Bewegungsmangel gibt’s auch nix mehr zu meckern.
Sänger Guido war etwas heiser, was ich aber als nicht störend empfand. So bekam seine Stimme einen „rotzigen“ Touch und wirkte nicht mehr so „klinisch rein“ und Kiske-mäßig. Allerdings war ich wohl der einzige im Saal der diese Ansicht vertrat.
Egal – ob rotzig oder nicht, der Schreihals bot seine gewohnt energische Show und seine Komiker Talente kamen auch wieder zum Vorschein.
Eine Veränderung zum Positiven war auch bei den Songs zu erkennen. So sind die Kompositionen vom kommenden Album „Wheels of Time“ wesentlich abwechslungsreicher vielschichtiger und auf einem eindeutig höherem Level als die „Oldies“.
Guter Auftritt, gute Band.

Als die niederländischen Vortex die Bühne betraten, herrschte erhöhter Kultfaktor in Datteln. Keine Ahnung wie lange die Band schon existiert, aber ich weiß ganz genau, dass ich diesen Namen schon in den frühen 80ern gehört habe. Und das die Altrocker keine Kinder von Traurigkeit sind, bewiesen sie schon vorher am Bierstand und mit der Tatsache, dass sie mein Mentors T-Shirt bejubelten, und der Gitarrist stolz berichtete er besäße sogar das Video der Kultcombo.
Kultig auch der Sänger: Geschätzte 150 Kilo Kampfgewicht, geschminktes Gesicht und wilde Kostümierung – das hatte schon was. Und stimmlich konnte unser zierlicher Freund auch überzeugen. Wenn sein Organ auch etwas seltsam klingt. Überzeugen konnten auch die Musiker, allerdings war der Stil der Band ein bisschen zu ideenlos. Knochentrockener 80er Metal, der mich etwas an Manilla Road oder More erinnert. Leider fehlen ein paar Höhepunkte. So ist kein Song schlecht, aber auch keiner so richtig toll.
Aber schon alleine aufgrund des erwähnten Kults sehenswert.

Aus dem fernen und schönen Kanada kam die letzte Band des Abends, Thunder Rider. Bedauerlicherweise konnte ich mit der Musik der Jungs aus Übersee nicht allzu viel anfangen. Hat irgendwie nicht meinen Geschmack getroffen. Auch hier starke 80er Schlagseite, auch ein bisschen was von Manilla Road oder vielleicht noch Warlord. Technisch war alles in Ordnung und dem noch spärlich vorhandenen Publikum hat’s im Gegensatz zu mir auch gefallen – aber man kann ja nicht alles gut finden.

So – und da ich mein persönliches Statement schon zu Beginn abgelassen habe, verweise ich hier nur noch auf die Homepages der Bands:
www.custard.de
www.theclaymore.de
www.vortexhome.nl
www.thunderrider.com