Squealer-Rocks.de Live-Review
Fairytale und Stainless Steel (03.07.2005, Recklinghausen, Altstadtschmie, Maddin)

Kann man ein Wochenende besser beginnen, als mit dem Besuch eines Metal Konzerts? Kann man an einem Freitag Abend etwas sinnvolleres tun, als den Underground zu unterstützen? Kann man ohne schlechtes Gewissen bei einem Eintrittspreis von jämmerlichen drei Euro dieser Veranstaltung fernbleiben? Man kann natürlich nicht! Dachten sich auch knapp 100 Metal Fans und füllten die schnuckelige Altstadtschmiede recht ansehnlich.

Bevor jedoch die Lokalmatadoren von Fairytale zum Tanz aufspielten, enterten zunächst mal die Youngsters von Stainless Steel die kleine Bühne. Tja – leider muss man hier ganz ungeschönt sagen, dass die Jungs ihrem Alter entsprechend nicht über Schülerband Niveau herauskommen. Allerdings: Es ist in jedem Fall lobenswert, wenn 16 – jährige Nachwuchsmetaller Alltime Classics wie „Ace of Spades“ oder „Two Minutes to Midnight“ covern, statt zu versuchen auf irgendeiner trendigen Welle mitzuschwimmen, wie es so viele ihrer Altersgenossen tun. Die Einstellung stimmt also, und wenn die Truppe am Ball bleibt gibt es in einigen Jahren an dieser Stelle garantiert nur positives über Stainless Steel zu berichten.

Fairytale sind im Raum Recklinghausen schon so etwas wie eine Institution. Seit 5 Jahren macht die Band um Sänger Colin Brinker nun schon die heimischen Clubs unsicher, und hat sich in dieser Zeit eine kleine, aber feine Fangemeinde erspielt.
Auf dem Tonträgermarkt konnte die Band bisher nicht in Erscheinung treten, da man zwar 2003 eine CD aufgenommen hatte, jedoch einem mittlerweile NRW weit bekannten windigen Szene Betrüger aufgesessen ist, der die Band auf den Produktionskosten sitzen ließ. Logischerweise fehlt nun die Knete für den Vertrieb, so stauben die Aufnahmen irgendwo in den Tiefen des Ruhrpotts vor sich hin.

Was sehr bedauerlich ist, würde der flotte, sehr melodiöse Metal der Märchenonkels, den ich am ehesten – wenn ein Vergleich denn herhalten muß - mit Running Wild in eine Ecke stellen würde, doch mit Sicherheit den einen oder anderen Banger in Verzückung geraten lassen.

So herrschte auch vom ersten Ton an prächtige Stimmung im Saal. Songs wie „Heavy Metal“ oder „Fairytale“ sind auch nicht gerade dazu geeignet, ruhig in der Ecke zu stehen. Die Spielfreude der Band tat ihr übriges und so hatten alle ihren Spass.
An der zweiten Gitarre ackerte sich als Aushilfsgitarrist Ingo Rieger, von der befreundeten Band Stormrider durchs eisenhaltige Programm. Obwohl das Wort „Aushilfe“ wohl den Kern der Sache trifft, jedoch keinesfalls das Geschehen auf der Bühne beschreibt. Eine außerordentliche Bereicherung stellte der Saitenvirtuose aus Herne dar. Und so manches Gitarrenduell, das er sich mit Colin Brinker lieferte, war wirklich sehr schön anzuschauen. Anzuhören kann man nicht unbedingt behaupten, da zeitweise von beiden Klampfen so gut wie nichts zu hören war. Selbst Beschwerden von mehreren Zuschauern konnte das Tonpersonal am Mischpult nicht dazu bewegen, diesen Mangel abzustellen. Keine Ahnung, ob die Leute Geld für ihre Tätigkeit bekommen haben. Doch wenn man es nicht einmal hinbekommt einen Saal von der Größe eines besseren Wohnzimmers vernünftig zu beschallen, leidet man entweder unter Inkompetenz oder einem Hörschaden – beides nicht gerade förderlich, will man den großen Tontechniker spielen. Null Punkte hierfür.
Hundert Punkte hingegen für das Drum Solo von Schlagwerker David Engel, welches wirklich sehr abwechslungsreich und zu keiner Sekunde langweilig war.
Vor dem endgültigen Schlusspunkt, welcher mit der Bandhymne „Heavy Metal“ gesetzt wurde, gab’s mit „Remedy“ noch ein Rose Tattoo Cover, was bei einer reinen Metal Kapelle ja auch nicht alle Tage vorkommt. Nette Idee!
Ganz zum Schluß gab’s noch eine super Vorstellung von „Aushilfe“ Ingo, als dieser ein paar Fans auf die Bühne holte und mit diesen „The Crown and the Ring“ zum Besten gab. Der ganze Schuppen brüllte mit und so endete dieses tolle Konzert so, wie ein Metal Gig nicht besser enden kann.
Auf der Homepage von Fairytale gibt’s übrigens den Song „Heavy Metal“ als Download. Hier sollte jeder Metal Fan mal reinhören, denn Gerüchten zufolge steht demnächst ein Album ins Haus, was diesmal hoffentlich den Weg in die Läden findet.