Squealer-Rocks.de Live-Review
Saxon (11.12.2005, Nürnberg, Hirsch, Bombenleger)

Saxon knapp zwei Wochen vor Weihnachten im Nürnberger Hirsch mit der Ankündigung, nur Songs aus den 80er Jahren zu spielen, das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Frage war nur, als ich gegen 20.00 Uhr (vor 21.00 Uhr beginnen dort generell keine Konzerte) dort eintraf - wo ist Nürnberg? Der Andrang hält sich in Grenzen, ganz im Gegensatz zu den chaotischen Verhältnissen, die im Sommer 2004 dort herschten, als Dio an gleicher Ort und Stelle sich die Ehre gab. An der Abendkasse gab es noch genügend Karten und im Endeffekt war es zwar zu Konzertbeginn recht gut gefüllt, aber etwas voller hätte es doch sein können. Was auffällt ist, daß der Metal Nachwuchs an diesem Abend so gut wie gar nicht vertreten ist. Durften die nicht oder wollten die nicht? Der Großteil der Fans ist dann doch eher jenseits der 30.

Naja, bis es dann soweit ist, bis Saxon die Bretter stürmen, dröhnt reichlich Unterhaltungsmusik aus den Boxen. Überwiegend das uralte Zeugs von den ganzen NWOBHM Veteranen á la Girschool, Iron Maiden, Samson, Angelwitch, Tygers of Pan Tang. Mir schien es, als sei ich plötzlich wieder im Jahr 1981 und nicht in 2005.
Um ca. 21.30 war es so weit, Licht aus und ein nettes Madel tritt vor's Mikrofon und teilt den Anwesenden mit, daß Biff sich in seiner Garderobe darüber beschwert, daß er keine Saxon Rufe hört. Bis dahin hielt sich die Stimmung nämlich in Grenzen. Auf einmal setzen die Saxon, Saxon Chöre ein - na also, es geht ja doch - und ein sichtlich zufriedener Biff entert die Bühnenbretter zum Einstiegssong "Motorcycle Man". Vorgruppe? Pustekuchen, es gab keine, wahrscheinlich auch besser so. Biff, Paul Quinn, Nibbs Carter, Doug Scarratt und der schoneinmal Saxon Drummer Nigel Glockler präsentieren sich in extremer Spiellaune. Davon können sich etliche Bands bzw. Musiker eine Scheibe von abschneiden. Keine Null Bock Mienen, kein lustloses vor-sich-dahin-spielen, sondern Arsch aufreißen bis zum Äußersten und Biff steht die Begeisterung förmlich ins Gesicht geschrieben.
Das Publikum dankt es nach jedem Song mit einem teilweise nie enden wollenden, geradezu frenetischen Jubel. Die Set Liste hatte es aber auch in sich. Saxon hatten ja angekündigt, nur Songs von den ersten vier Alben spielen zu wollen, aber so ganz stimmte das ja nicht. Neben "Crusader" kamen auch einige Songs von Power and the Glory wie "Redline" oder "Warrior" zum Zuge. Zumindest ersparte dies Biff die peinliche Standardfrage "New Song or old Song", die eh jedesmal ins Auge geht.
Und mal Hand auf's Herz, wer erwartet schon bei einem Saxon Konzert so ausgefallene Nummern wie "Play it Loud", "Stallions of the Highway" oder gar "To Hell and Back Again"? Bei "Frozen Rainbow" schnallte sich sogar Biff eine Gitarre um, das übliche Mitsingspiel bei "Wheels of Steel" wurde zum größten Teil weggelassen und es gab keine überflüssigen Drum/Gitarrensoli. Zwischendurch gab Biff immer wieder seine grandiosen Deutschkenntnisse zum besten "Hallo Nürnberg", "Dankeschön" und "Fucking Scheiße". Nur "Guter Abend und großer Busen" schien er aus seinem Wortschatz wieder gestrichen zu haben - schade. Aber wenn man seinen Worten glauben schenkt, dann wurde das gestrige Konzert auch für ein kommendes Live Album mitgeschnitten.
Nach gut 90 Minuten verabschiedet man sich mit "Wheels of Steel", doch minutenlanges Getrampel und Saxon, Saxon Rufe bringen die fünf wieder zurück auf die Bühne. Biff zerreißt demonstrativ die Setliste, steckt sich die Papierfetzen in den Mund um sie dann wieder auszuspucken (runterschlucken wollte er sie dann doch nicht.) und es folgen drei Zugaben hintereinander - "747 (Strangers in the Night)", "And the Bands Played On" und "Princess of the Night" und dann war erneut Schluß. Aber ganz so einfach wird's den Jungs doch nicht gemacht, schließlich fehlen ja noch "20,000 FT" und "Heavy Metal Thunder", die man dann auch prompt noch um die Ohren geknallt bekommt. Und dann ist entgültig Sense. Schade eigentlich, aber Saxon werden ja noch öfters nach Deutschland kommen - insoweit... Immerhin gibt's als Weihnachtsgeschenk nach dem Konzert am Merchandise Stand noch ein von Saxon signiertes Tour Plakat.

Set Liste
Motorcycle Man
Never Surrender
Play it Loud
Strong Arm of the Law
Stallions of the Highway
Power and the Glory
Frozen Rainbow
Suzie Hold on
Backs to the Wall
The Eagle has Landed
To Hell and Back Again
Redline
Crusader
Dallas 1PM
Warrior
Denim and Leather
Wheels of Steel
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747 (Strangers in the Night)
And the Bands Played On
Princess of the Night
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20,000 FT
Heavy Metal Thunder