Squealer-Rocks.de Live-Review
Motörhead (24.10.2005, Stuttgart, Messe Congresscentr, Bombenleger)

Immer wieder eine Sünde wert - Motörhead, die Band um Urgestein Lemmy Kilmister. Leider halten die Herrschaften es nicht für nötig, auf ihrer Tour in Nürnberg Station zu machen. Aber was solls, Stuttgart ist ja nicht am Ende der Welt und so nehme ich die 2 ½ Stunden Autofahrt eben auf mich.


Aus den Boxen dröhnen Seven Witches, eine Powermetal Band aus den USA, Gaspedal durchgedrückt und ab geht die Fahrt in Richtung Schwabenland. Das Wetter ist herrlich sonnig, kaum LKW’s auf der Autobahn, insgesamt wenig Verkehr. Zumindestens bis Ansbach – Baustelle, Stau, Scheiße! Da fallen einem wieder ganz neue Flüche ein. Na ja, als nächstes wird hier Martinshorn und Blaulicht ins Auto eingebaut. Zum Glück ist dies der einzige Stau auf der Hinfahrt. In Stuttgart angekommen, hole ich vom Gästehaus erstmal Chris, ein User aus dem Squealer Net Forum, ab. Netter Kerl, der sich in Stuttgart genauso gut auskennt wie ich, nämlich überhaupt nicht. Und so dauerts eine Weile, bis wir an der Konzerthalle angekommen sind. Da noch Zeit, verziehen wir uns in einen Biergarten um die Ecke und hauen uns noch den Bauch voll. Als wir dann so gegen 18.00 Uhr vor der Halle eintreffen, warten schon ungeduldig die ersten Fans auf Einlaß. Und ständig wird man wegen Tickets angehauen. Das Konzert ist nämlich ausverkauft. Gegen 19.00 Uhr ist dann endlich Einlaß und dann dauerts auch nicht mehr lange, bis die erste der beiden Vorgruppen loslegt. Slunt, ein Quartet aus New York, mit zwei süßen Mädels an vorderster Front machen ihre Sache recht ordentlich. Ok, ich habe schon bessere Vorgruppen gesehen, aber auch weitaus schlechtere. Die nächste zum Beispiel - Corrosion of Conformity aus den Südstaaten sind zwar auf vielen Tickets angekündigt, aber Irrtum. Stattdessen geben sich Mondo Generator die Ehre. Der Brüller sind die Jungs ja nicht gerade, Chris und ich sitzen nur noch völlig entnervt am Boden und warten darauf, daß sich Mutter Erde auftut und dieses Trio verschlingt. Sie tat es nicht. Waren das noch Zeiten, als Savatage 1986 für Motörhead eröffneten. Aber alles hat ja mal ein Ende, die Menge ruft immer lauter nach Motörhead, Mondo Generator verschwinden endlich von der Bühne und die Halle füllt sich zusehends. Dann Licht aus, frenetischer Jubel setzt ein, als Lemmy, Phil Campbell und Mikkey Dee endlich die Bühne betreten. Das ist der Moment, wo ich vor lauter Ehrfurcht am liebsten auf die Knie fallen würde, aber der Versuch ist allein schon wegen der Massen um mich herum von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Show beginnt mit „Dr. Rock“ und „Stay Clean“. Lemmy’s Aktionsradius ist wie immer auf ca. 3 Meter begrenzt. Nach jedem Song bedankt er sich artig und ist ansonsten bestens gelaunt und Phil steht dem nichts nach. Besorgt fragt der Motörhead Gitarrist, ob es denn auch laut genug ist, aber ehrlich gesagt, Motörhead sind nicht wesentlich lauter oder leiser wie andere Bands auch. Da es die Tour zum 30. Jubiläum ist, gibt es Songs, die man jetzt nicht unbedingt erwartet hätte. „Fast and Loose“ ist meines Wissens nach noch nie gespielt worden und auch „I got Mine“ und „Dancing on your Grave“ vom 1983er Another Perfect Day Album hatten einen sehr langen Schlaf. „Just cos you got the Power“ war auch so ein Ding, das man schon lange nicht mehr im Programm hatte. Und dann natürlich die alten Gassenhauer „No Class“ „Over the Top“ „Metropolis“ und mein heimlicher Lieblingssong „Sacrifice“ mit dem obligatorischen Drum Solo. Ich weiß auch nicht warum ich immer an das Animal aus der Muppet Show denken muß, wenn Mikkey Dee seine Show abzieht. Für Motörhead gibt’s eh keinen besseren. Bei „Whorehouse Blues“, einem sehr untypischen Motörhead Song vom letzten Album Inferno, greifen Phil und Mikkey zur Akkustikgitarre während Lemmy sich in die von ihm völlig ungewohnten Position als Nur Sänger – ohne Bassgitarre – gibt. Klar, er muß ja auch seine Mundharmonika spielen, die er irgendwann aus seiner Brusttasche hervorzaubert. Danach gibt’s noch das unvermeidliche „Ace of Spades“ und nach „Overkill“ ist leider Schluß. Schweren Herzens trennt man sich von Lemmy, Phil und Mikkey, die es mal wieder geschafft haben, alles in Grund und Boden zu spielen. Und wie sagt Lemmy so schön: „We are Motörhead and we play Rock’nRoll“

Trackliste
Dr. Rock
Stay Clean
Love me like a Reptile
Killers
Metropolis
Over the Top
No Class
I got Mine
In the Name of Tragedy
Dancing on your Grave
Fast and Loose
Ramones
Sacrifice
Just ‘cos you got the Power
Going to Brazil
Killed by Death
Iron Fist
Whorehous Blues
Ace of Spades
Overkill