The Quireboys und Doomfoxx (29.10.2005, Heidelberg, Schwimmbad Club, Eric)
The Quireboys vs. Doomfoox – oder alteingesessene Rock’n’Roll-Institution gegen brandheißen, wenn auch nicht mehr taufrischen Newcomer. Verspricht ein interessanter Abend zu werden im Heidelberger Schwimmbad Club.
„If you dont’t like Rock’n’Roll, fuck off and go home!“ Klare Ansage von Doomfoxx-Frontmann Stuart McKie und Programm zugleich. Es ging natürlich keiner, wäre auch zu blöd gewesen. Von Doomfoxx kannte ich nur den saugeilen Silberling im Schnelldurchlauf sowie den Ruf der Band, der ihr vorauseilt wie Donnerhall. So bewog die Band vor Wochenfrist Kollegen Maddin zu wahren Lobeshymnen, und wenn überhaupt, hat er untertrieben. Als der Fünfer die Bühne entert und losrockt, als gäbe es kein Morgen, wird schnell klar: Hier kommt was Großes! Über Ex-Tatt und Gitarrero Mick Cocks muss man keine Worte verlieren, aber wo zur Hölle hat er diese Band her? Die Männer an den Seiten zocken und posen dermaßen relaxed drauf los, wie es vielleicht wirklich nur Australier können. Was allerdings Frontmann McKie abzieht, lässt sich nur schwer schildern. Der Mann ist ein Tier, geht ab wie ein Duracell-Hase auf Speed und braucht nicht lange, um die Menge in seinen Bann zu ziehen. Was für eine Performance! Die Songs der Band tun ihr übrigens dazu, das Stimmungsbarometer hoch zu halten. Dreckiger, urwüchsiger Hard-Rock’n’Roll der Marke Rose Tattoo mit einer ordentlichen Prise AC/DC, mit unglaublicher Power direkt durch die Mitte serviert – da geht was! Lediglich die Bühne ist für diese Band und insbesondere Frontsau McKie viel zu klein. Aber okay, das wird sich ändern, denn wenn mich meine armselige Ahnung nicht völlig trübt, werden wir von dieser Truppe noch viel hören. Nein, nicht in den Charts, dafür ist die Musik der Band viel zu ehrlich, aber in Fan-Kreisen sollte sich Doomfoxx innerhalb kürzester Zeit vom Geheim-Tip zur Institution entwickeln.
Diesen Status haben die Quireboys natürlich längst erreicht. Und wenn Griff, Spike und Konsorten die Bühne entern geht die Post ab, daran hat sich in zwanzig Jahren nix geändert. Natürlich wissen die Jungs, wo ihr Kultstatus her rührt, nämlich einzig und alleine von dem Fetzer „A Bit Of What You Fancy“ aus dem Jahr 1988. Und so werden im Rahmen des 90-minütigen Programms alle anderen Scheiben der Band gestreift, der Klassiker dafür nahezu komplett rausgehauen – wie geil! Und wenn Spike anfragt: „Heidelberg, what time is it?“, der Mob antwortet „7 o’ clock“, dann ist klar: Time For A Party! Egal, ob „Hey You“, “Take Me Home”, “There She Goes Again”, die gut 200 Leute im Club gehen steil und die Stimmung steigt von Song zu Song. In erster Linie zu verdanken ist das natürlich Frontmann Spike, ein ansteckend gut gelaunter Sympathikus, dem die Interaktion mit dem Publikum scheinbar genauso spielerisch gelingt wie das Wegstecken diverser alkoholischer Getränke, die großzügig aus den ersten Reihen gereicht werden. Ehrlich, es gibt nicht viel bessere auf diesem Gebiet!
Zum Abschluss und als Zugabe gibt’s den vielleicht schönsten Song der Chorknaben, die Ballade „I Don’t Love You Anymore“. Spike hat mittlerweile stimmlich etwas zu kämpfen, schafft aber auch noch diese Hürde, bevor die ebenso laut geforderte wie unvermeidliche „Sex Party“ einen Gig beschließt, der keine Wünsche offen lässt. Klar, Bandkopf Guy Griffin Ginger, oder einfach Griff, ist sicherlich kein Bewegungswunder, allerdings könnte gegen Spike’s Bühnenpräsenz ohnehin keiner anstinken, und wie der Mann seine Soli raushaut, das ist schon großes Kino. Etwas ärgerlich ist der schlechtgelaunte Gorilla am Bühnenrand, anscheinend der Tourmanager oder so was, der grimmigen Blickes und offensichtlich gelangweilt drauf wartet, bis sich einer aus der ersten Reihe mal erdreistet, das Mikro zu schnappen und SEX PARTY reinzubrüllen, um ihm dann ins Gesicht zu hüpfen und den HB-Mann zu markieren. Dieser Mensch sollte dringend an seiner Einstellung arbeiten oder sich einen stressfreien Büro-Job suchen!
Ansonsten: Leute, für 12 Bucks zwei solche Bands zu sehen, das ist nicht mehr zu toppen. Im Gegensatz zum Kollegen Maddin sehe ich zwar Doomfoxx nicht unbedingt als Sieger des Abends, eher ein Unentschieden nach Spiel auf höchstem Niveau, aber einen Sieger gab es mit Sicherheit: Den Zuschauer! In diesem Sinne, wer das verpasst hat, hat was ... äh ... verpasst, hehe. This was Rock’n’Roll!
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