Squealer-Rocks.de Live-Review
Summer Breeze (20.08.2006, Dinkelsbühl, Jack)

"Scream for me Summer Breeze!" Wie alljährlich im Mitaugust sind diese fünf kleinen, aber aussagekräftigen Wörter ein großer Bestandteil eines der wichtigsten und zum absoluten Muss aufgestiegenen deutschen Metalfestivals des Jahres. Bei dieser Ansage ist vor allen Dingen nicht allzu entscheidend, an welchem Ort jetzt genau die große Sause stattfindet. Nach fünf Jahren Abtsgmünd verabschiedete man sich vom dortigen Areal und fand sein neues Zuhause im mittelfränkischen Dinkelsbühl, das sich schnell als absolute Top-Location entpuppte… nicht nur dank der 50 Bands und mehreren Tausend Headbangern.

SQUEALER.net Redakteur "The Jack" war live vor Ort und schildert uns seine Eindrücke.

"Schwierige Erreichbarkeit", "schlechtes Camping-Terrain", "lange Fußwege"… Das Summer Breeze, das auf der Evolutionsleiter noch lange nicht am Zenit angekommen ist, musste weg aus dem engen, kaum ausbaufähigen, wenn auch schönen schwäbischen Städtchen Abtsgmünd.

Die Reaktionen auf das neue Gebiet auf dem Flugplatz des Aeroclubs zu Dinkelsbühl - Sinnbronn, welches mittels PKW exzellent und einfach zu erreichen war, bestätigen den Schritt des Veranstalterteams um Chef Achim Ostertag. Egal wo man sein Zelt auf dem großen Platz aufschlug, bis zum Festivalgelände, den zahlreichen Dixies oder den Bierständen musste heuer kein ganztägiger Fußmarsch eingeplant werden.

Aus diesem und noch vielen anderen Gründen bedanke ich mich schon mal an dieser Stelle bei dem Veranstalterteam, den freundlichen und hilfsbereiten Helfern (egal ob Rotes Kreuz, Security oder was auch immer), der sehr guten Organisation, so dass man tatsächlich jede Band in voller Länge sehen konnte, und dem fast durchweg auf Metal gestimmten Wettergott für ein tolles, reibungsloses und berauschendes Summer Breeze 2006.

Was das angekündigte Glasverbot und die an den Schleusen durchgeführten Kontrollen betrifft, kann man ebenfalls nur "alles richtig gemacht" attestieren. Es dauerte zwar länger bis man einen Fuß auf den Campingplatz setzen konnte, dafür garantierte man eine scherbenfreie Wiese. Also, nächstes Jahr gleich zuhause das Bier in Plastikflaschen umfüllen, dann kommt man auch wieder schneller rein.

Genug der Vorrede: "Scream for me Summer Breeze!"


Tag 1: Donnerstag, 16. August 2006



Subconscious - Main Stage - 13:00 bis 13:30 Uhr
Punkt 13:00 Uhr. Das Festival kann beginnen. Doch von Volbeat, dem eigentlichen Opening-Act, ist nichts zu sehen. Stattdessen betreten die seit über einem Jahrzehnt hauptsächlich im Underground tätigen Subconscious aus dem Stuttgarter Raum, die eigentlich fürs nächste Jahr eingeplant waren, völlig überraschend die Bühne. Der Epic Gothic Metal Tross Regicide hatte kurzfristig abgesagt. Das "überraschend" ist den vier Mitgliedern von Subconscious deutlich anzumerken. Sehr nervös werden die Ansagen von Sänger/Gitarrist Jörn Langenfeld vorgetragen, ohne auch nur einmal den Bandnamen auszuspucken, und das Stage-Acting mit dem Radius von zehn Zentimetern erweckt einen Eindruck, als ob die Jungs auf der großen Bühne verloren sind. Was will man bei einer Auftrittsentscheidung über Nacht auch anderes erwarten? Alles andere als verloren sind die interessanten Songstrukturen der Schwaben, die anspruchsvollen US Metal der Marke Death zusammen mit Speed, old-school Thrash und viel Death Metal in einen progressiv umrührten Topf kippen und dem geneigten Metaller die Kinnlade runterfallen lassen. Kurzum: Ein gelungener Auftakt.

Tourettes Syndrome - Pain Stage - 13:35 bis 14:05 Uhr
So viel vorweg genommen: Es gab beim diesjährigen Summer Breeze nur zwei Absagen. Dass diese jedoch erst am Festivaltag bekannt gegeben wurden und es so Verschiebungen an den ersten beiden Positionen gab, ist einfach nur Pech. Die Metalcore-Sensation Fear My Thoughts aus Freiburg spielte daher nicht (als möglichen Grund nannten Label-Verantwortliche Terminschwierigkeiten mit dem Songwriting des neuen Albums), dafür steigen Tourettes Syndrome aus Australien fulminant in den Ring ein. Stolz in Dinkelsbühl antreten zu dürfen legt die Truppe in bester In Flames/Soilwork Manier los: Ergiebig, eingängig, melodiös und hart (heute auch unter dem Kürzel Metalcore bekannt). Dass das schreiende und singende "Etwas" am Mikro eine Frau (Michele Madden) ist, bemerkten wahrscheinlich nicht einmal die Fans in der ersten Reihe. An der eigenen Note müsste man bei Gelegenheit noch etwas arbeiten, ansonsten muss man diesen (nun ja) Bandnamen im, von der beißenden Sonne, geblendeten Auge behalten - selbst wenn gegen Ende die Luft für die vokalistisch ansprechenden Parts fehlt.

Volbeat - Main Stage - 14:10 bis 14:40 Uhr
Als dritte Band kommen sie dann endlich, die dänischen Meister des Heavy Rocks, ein Geheimtipp in fast jeder Metalredaktion. Nur, pünktlich kommen sie beim straffen und immer weiter tickenden Festivalterminplan leider Gottes nicht (Schuld war ein Achsenbruch auf der Autobahn). Kurz vor 14:30 Uhr geht es dann im Eilverfahren in ein gerade mal 20 Minuten à fünf Songs langes Set, das zwar klasse Nummern wie "Rebel Monster" oder "Carolina Leaving" beinhaltet, aber auf die große Show verzichten muss. Schade, denn gerade Volbeat hätten bei der vollen (wie der Name schon sagt) Spielzeit mit Sicherheit ein Glanzlicht dieser Metalfestspiele gestellt.

Undertow - Pain Stage - 14:45 bis 15:15 Uhr
Weiterhin artig von Main zu Pain zu Main eilt die relativ große Zahl an Besuchern zum Auftakt. Und das ist selbst bei diesen schweißtreibenden Temperaturen und den wenigen Wölkchen am Himmel die absolut richtige Einstellung. Insbesondere bei den Thrash Rockern von Undertow aus'm Ländle, die gekonnt auf eigene Art und Weise, weit weg vom typischen Einheitsgenrebrei, groovige Heavy Rock Einlagen mit klassischem Thrash und "modernen" Clear Voices der Metalcore-Schule verbinden. Sauber.

Neaera - Main Stage - 15:20 bis 15:55 Uhr
Der deutsche Hardcore, er lebt… und schreit. Wie immer mit wenigen Variationen und Innovationen ausgestattet, geben Neaera (wer kommt auf einen Bandnamen mit der Buchstaben-Kombination "eae"?) ein halbes Stündlein Vollgas - und das bei Missachtung aller Verkehrsregeln. Einzelne Tracks herauspicken verbittet sich von Vorne rein. Ein Song gleicht dem anderen. Gut, der 15 Schnaps schmeckt in der Regel genauso wie der 14. Soweit sind wir aber noch nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: Hatten Volbeat zu wenig Zeit, hatten Neaera zu viel.

Angel Blake - Pain Stage - 16:00 bis 16:30 Uhr
Hatte ich vorhin das Publikum gelobt, muss ich jetzt das Ganze wieder etwas einfahren. Denn im Verlauf des Angel Blake Auftritts (der erste der Bandgeschichte überhaupt) verlassen sie scharenweise den Front-Stage-Bereich. Warum? - Weil mit Tony Jelencovich (Ex-Transport League, Mnemic) der erste waschechte Frontmann die Bühne betritt! Klingt wie ein Widerspruch, ist aber Fakt. Mastermind bei Angel Blake mag zwar Ex-The Crown Genie Marko Tervonen sein, auf Belagerungszustand wird allerdings nicht geschalten. Ob dies weiten Teilen des Publikums missfällt? Wer weiß, aber who cares. Diejenigen die weiterhin aushaaren genießen die wunderbaren Lieder wie "Retaliate" oder "The Forsaken" (radiotauglich!) des selbstbetitelten Hammerdebüts, sowie die Ausstrahlung und Animationsfähigkeit des Frontmannes. Angel Blake live, das ist die gottgleiche Symbiose aus Paradise Lost und …AND JUSTICE FOR ALL Metallica oder in anderen Worten: Das in wunderschöne Melodien gebettete Metalbrett. Marko Tervonen hat die Metalrealität begriffen: The Crown waren gestern, Angel Blake sind heute. Hoffentlich gibt es diese Band noch ziemlich lange.

The Haunted - Main Stage - 16:35 bis 17:20 Uhr
Die letzten Überreste von At The Gates (die Saitengebrüder Anders und Jonas Bjorler plus Drummer Adrian Erlandsson) setzen das nächste Fähnchen auf die schwedische Summer Breeze Landkarte. Zusammen mit ihrem neuen/alten Fronttier Peter Dolving setzen The Haunted da an, wo At The Gates zu Grabe getragen wurden: Beim herrlichen melodischen Death Metal kommt niemand zu kurz. Wer Geschwindigkeit sucht, wird sie schnell finden. Wer einfach nur ein hartes Geknüppel braucht, bekommt es in Blitzeseile serviert. Dazu gibt's schwedengemäß die auflockernden und herzhaften Melodien und Hooks für Zwischendurch. The Haunted, eine starke Band mit Mitgliedern, die ihren Zenit noch lange nicht überschritten haben und einen Hit nach dem anderen in die tobende Menge brutzeln können. Die Summer Breeze'sche Fanarmada dankt es ihnen.

Saltatio Mortis - Pain Stage - 17:25 bis 18:05 Uhr
Ein Blick aufs Festival-Billing verrät einiges. Der Mittelalter Rock steht verdammt hoch im Kurs. Gewissermaßen trifft auf dieses Genre das Gleiche wie auf den oft lang und breit diskutierten Metalcore zu: Wir haben es stets mit hochklassigen Musikern zu tun, aber nahezu alle Bands schlagen dieselbe Richtung ein: Schön viele Dudelsack-Einspielungen, Gitarrenverzierungen, ein großes Feuerspektakel und ein Sänger der oftmals dem Sprechgesang frönt. Nun ja, entweder man liebt es oder hasst es oder bleibt ganz einfach bei den "Originalen" In Extremo und Subway To Sally. Bildet euer eigenes Urteil zum siebenköpfigen Spielmannszug von Saltatio Mortis aus Mannheim.

Moonspell - Main Stage - 18:10 bis 19:00 Uhr
Bei der Fußballweltmeisterschaft haben die Portugiesen von den Deutschen noch eine richtige Packung bekommen, beim Summer Breeze werden sie hingegen weltmeisterlich umjubelt, die "Urgesteine" von Moonspell. An der Katalogisierung des südwesteuropäischen Metalflaggschiffes zerbrechen selbst die noch so Kreativen, wohingegen bei den Live-Darbietungen der Mannen um Frontsoldat Fernando Ribeiro (auch bekannt als Langsuyar Tenebrarum Rex) der wohlwollende Einklang herrscht. Weltklasse! Die stilistischen Quantensprünge umfassen wie seit jeher den progressiv vertrackten, in Todesblei, Gothic und Schwarzmetall getränkten Dark Metal. So kompliziert sich das Ganze anhört, so locker spielen es die düsteren Südländer von der Bühne herab. Bei dieser körperlichen Schwerstarbeit wird der einzige Farbtupfer (Fernados roter Umhang) schnell abgelegt. Noch immer fehlt Portugal ein würdiger Nachfolger für Moonspell. Keine Sorge, einige Jährchen haben sie noch Zeit.

1349 - Pain Stage - 19:05 bis 19:50 Uhr
Als einzige reine Black Metal Combo treten die norwegischen 1349 auf. Warum man den "Geschminkten" das Prädikat "einer der technisch versiertesten Bands der Szene" verliehen hat, ist ein ganz großes Rätsel, was die Live-Performance angeht. Geschwindigkeit alleine birgt noch lange keine Exzellenz mit sich. In den ganzen drei Tagen hat keine andere Band die Regler so aufgedreht wie 1349. Anstatt der musikalischen Wertschätzung stand hier einzig und alleine das Posing und das Motto "härter, schneller, lauter" an der Tagesordnung.

Finntroll - Main Stage - 19:55 bis 20:55 Uhr
Was braucht ein Festival damit es erst richtig zum Festival wird? Die Antwort lautet Humpa Metal aus den kalten Weiten Finnlands und wenn schon, dann am besten von den Erfindern selbst vorgetragen: Finntroll. So soll es sein und so ist es auch. Mit dem neuen Sänger Vreth, der mindestens dreimal in seinen geschassten Vorgänger Tapio Wilska passen würde, legt die fünfköpfige Saufvereinigung mit ihren außerhalb jeglicher Diskussion stehenden Songs los wie die berühmte Feuerwehr und eben jener 23 Jahre alte Vreth lässt jede Frage nach seinem Vorschreier verstummen. Das Wort Song ist bei den Trollen schon längst gleichbedeutend mit Highlight. Wüsste der leider verstorbene Gründungsvater und Gitarrist Somnium von diesem Erfolgsmärchen seiner damaligen "Schnapsidee", er würde sich wahrscheinlich unglaubwürdig an den Kopf fassen. Crowd-Surfing ohne Ende, immer wieder aufkommende Moshpits, anderweitiges Getanze oder einfach nur headbangend im dichten Gedränge stehend, hier und heute findet jeder seine Bestimmung; selbst wenn sich zu Beginn der Folk soundtechnisch noch etwas verstecken musste - ein Umstand, der spätestens nach einer Minute behoben war (ein Lob auf den Soundmenschen). Doch nicht nur das unverzichtbare NATTFÖDD-Material wie "Vindafärd-Människopesten", "Eliytres" oder "Trollhammaren" (das Highlight unter den Highlights), sondern eben auch das in den Gehörgängen vieler Schichten des Publikums eher unbekannt erklingende Zeugs wie von der JAKTENS TID verfehlt seine Wirkung in keinster Weise. In solch eine Ekstase kann dich keine Droge der Welt bringen! Darüber hinaus präsentieren die Trollis noch exklusiv zwei Tracks des für 2007 erwarteten neuen Albums (was die Titel angeht: Sorry, so habe ich's nun doch nicht mit dem Finnischen). Nur so viel kann ich euch verraten: Es klingt (im positiven Sinne) wie immer!

ASP - Pain Stage - 21:00 bis 21:45 Uhr
Vom Humpa zum Beat… so schnell kann es manchmal gehen und wieder einmal muss sich ein Kontrast, ein Farbtupfer, inmitten des schwarz gekleideten Tausendsassas bewähren und erstaunlicher Weise gelingt dies der glatzköpfigen gesanglichen Wundertüte Alexander Spreng ausgesprochen gut. Wenn Elektrobeats auf Rammstein-artiges Riffing treffen, schwermütiges Ambiente und wildes Pyroabgefackel sich die Waagschale halten und obendrauf mehrstimmig im Kanon oder einstimmig als Growler oder im Tenor gesungen wird, dann tobt ein ganz spezielles Spektakel auf der Bühne, für das man sich in Windeseile begeistern kann. Wenigstens einmal in seinem "gottverdammten Leben" sollte man ASP und deren Kultsongs "Ich Will Brennen", "Lykantropie (Es Tobt Ein Krieg In Mir)" und den Bandhit schlechthin, "Sing Child", gehört und auch gesehen haben.

Kreator - Main Stage - 21:50 bis 23:05 Uhr
"Summer Breeze, seid ihr aggressiv?" Bei derartigen Ansagen kann es sich nur um Mille Petrozza und den Rest seiner Kreator-Belegschaft handeln. Wohl war. Dass die im Vorfeld groß angekündigte 3D-Bühnen- und Lichtshow nicht ganz den gewünschten Hauch eines Alptraums vermitteln konnte, lag einzig und alleine am falsch stehenden Wind, der sich Milles Worte nach Aggressivität zu Herzen genommen hat. Deshalb waren die vielen unterschiedlichen Lichter und Farben der einzige große Unterschied zu einer normalen Kreator-Show. Aber mal Hand aufs Kriegerherz: Wer will von Kreator etwas anderes als eine klassische "Headbanging & Posing" Show mit viel old-school Gethrashe? - Niemand, eben. Und so kommt's wie es kommen muss… ein Schmankerl nach dem anderen… der Headliner lässt sich nicht lumpen und packt mit einer routinemäßigen Leichtigkeit die große Hürde die ihm Finntroll auferlegt hatten. Mit dem fulminanten Einstieg "Enemy Of God" und "Impossible Brutality" (ebenfalls das Eröffnungsgespann der letzten Platte) werden die Weichen frühzeitig auf Sieg gestellt und wer jetzt sein Zelt aufsucht, dem sollte ein Strafgeld auferlegt werden. Auf die baldigen folgt kurzerhand DER Klassiker "Extreme Aggression", ehe es weiter mit den phänomenalen ENEMY OF GOD Kreationen "Voices Of The Dead" (ohne die klare Gesangspassage) und "Suicide Terrorist" geht. Gerade bei diesen Nummern neueren Datums macht sich das Beisein vom finnischen Gitarrist Sami Yli-Sirniö, der auch mit Waltari immer kräftig am Alben schreiben ist, bemerkbar. Seine Beiträge waren es, die Kreator wieder mit eindeutigem Vorsprung an die Spitze der Thrasherie gesetzt haben. Selbst auf der Bühne schleppt er dieses Können, diese Gabe des Gitarrenspielens, mit sich herum und bietet zudem der weiblichen Zunft ein unbewegliches Blickfeld, wohingegen der Ventor, Jürgen Reil, im wahrsten Sinne des Wortes auf alles schlägt, dass nicht bei drei auf den Bäumen ist und "the man himself" Mille jegliche Ecke des mehrstöckigen Bühnengebildes ausfindig macht. Verschnaufpausen sucht man Mille sei Dank vergebens und so reiht sich ein Genickbrecher an den anderen, wobei bei längerer Spielzeit die All-Time-Favorites wie "Pleasure To Kill" oder "Phobia" das Zepter, das sie von "Violent Revolution" überreicht bekommen haben, nicht mehr aus der Hand geben. Vielmehr geht das Quartett ganz weit zurück und schüttelt "Awakening Of The Gods" von der FLAG OF HATE EP aus dem stählernen Ärmel. Einzig auf weitere Zugaben muss das willige und (ach ja) aggressive Publikum leider verzichten. Wer braucht da eigentlich noch Slayer?

Katatonia - Pain Stage - 23:10 bis 0:00 Uhr
Die Zugaben übernehmen heute also nicht Kreator selbst, sondern die düster Metaller Katatonia 50 Meter weiter links auf der Pain Stage. Wie es sich für die Dunkelmenschen gehört, fällt die verbale Kommunikation mit den Fans aus. Diese können jedoch schon längst zwischen den Riffs lesen. Denn ansonsten ist es gut möglich, dass die von Spannungs- und Stimmungswechseln bestimmte Musik geradewegs an einem vorbeirauscht. Problematisch wird es nur, wenn sich Jonas Renkse und Co. an die Live-Umsetzung der komplexeren Songs von der aktuellen Platte THE GREAT COLD DISTANCE heranwagen. Ob der schwindende Bezug an der späten Uhrzeit ausgemacht werden kann, sei jetzt mal so dahingestellt. Sicher ist, dass das ganze Material auf der CD wesentlich mehr her macht als live on the stage. Abgesehen davon hält sich die Stimmung im Rund vor der "Bühne der Schmerzen" bis zum Grande Final, was einen darauf schließen lässt, dass beim nächsten Katatonia Summer Breeze Gig die Bühne nebenan in Beschlag genommen wird.


Tag 2: Freitag, 18. August 2006



Apostasy - Main Stage - 11:00 bis 11:25 Uhr
Gegen den Kater vom Vortag helfen nur mehrere Liter Kaffee oder Apostasy aus Schweden. Doch ganz so schwarz wie angekündigt, geht es nicht zur Sache. Von wegen Nieten-Overalls und weiß geschminkte Fratzen. Sänger Fredric Edin gibt seine dämonischen Umlaute im weißen Unterhemd, einer zerrissenen Jeans und Turnschuhen zum Besten, während der erst 21-jährige Bassist Johan Edlund mit freiem Oberkörper posiert, als ob es hier um feierlichen Hard Rock ginge. Geht es aber nicht, denn die Kerle, die die deutsche Metalkarte bislang auch nur im Atlas sahen, geben einem ein versiertes und sauberes Black Metal Brett auf die Nuss, das von Dimmu Borgir höchstpersönlich signiert wurde. Besser kann der Tag nicht losgehen: Schwarzer Metal und schwarzer Kaffee.

Excrementory Grindfuckers - Pain Stage - 11:20 bis 12:00 Uhr
Kam bei den Black Metallern die Sonne nach den morgendlichen Regenfällen raus, so zieht das Ganze bei den Exrementory Grindfuckers wieder zu. Trotzdem herrscht zur frühen Stunde ein ganz schön heftiger Andrang. Wenn man seinen Kater wieder aufwärmen möchte, gibt's wohl auch nichts Besseres als die Spaßtruppe aus Hannover. Mit den Grindcore-Veräppelungen von beispielsweise "Im Wagen Vor Mir" ("Im Graben Vor Mir") bringt es die Band schlussendlich zwar auf ein gutes Dutzend Lieder in 30 Minuten, doch selbst bei banaler Unterhaltungsmusik sollte der Sound für nüchterne Menschen erträglich sein - und das ist er nicht. Das Fehlen des Hauptwitzes der Band, der Gesang, geht nicht nur auf das Konto des Schlagwerkers, sondern auch auf das des Soundmannes, der ansonsten bei nahezu jeder Truppe einen saftigen Klang auf die Beine stellte.

Leng Tch'e - Main Stage - 12:05 bis 12:35 Uhr
Mit Leng Tch'e tritt neben der einzig richtigen Grindcore-Band (gelle Grindfuckers) auch die einzige Kapelle aus dem holden Belgien beim diesjährigen Summer Breeze auf. Wer sich nicht bereits mit dem Hip Hop-artigen Intro (argh, solche Worte beim Summer Breeze) vertrieben ließ, kam in der Folgezeit entweder ein Stückchen näher an die Bühne heran oder suchte den Weg zum noch freien Bierstand auf. Mit dem Motto "Grindcore at its best" zelebriert die Bande ein wildes Gehüpfe und Gemetzel, dass man meinen könnte, ein ICE rollt gerade über den Schädel. Nervensache.

The Ocean - Pain Stage - 12:40 bis 13:15 Uhr
Mit gleich zwei Drummern (einer davon im Stehen spielend) schwärmen The Ocean zum Angriff aus. Im Vorfeld hatte ich ja schon so einige Zweifel, ob der vertrackte Extreme Metal der Berliner, der auf der letzten Studioplatte AEOLIAN einem wahren Schmaus gleichkam, live seine hohe Qualität halten kann. Doch die Bewährungsaufgabe löst die Großfamilie mit einer außerordentlichen Bravour. Jedes Break sitzt und so kämpft man sich mithilfe eines knackigen Sounds durch alle Phasen der ganz harten Metalmusik (vom Death Metal bis hin zum Grindcore). Trotz der Schwächung durch zwei Ausfälle an der Gitarre und am Gesang (bei The Ocean gibt's eben alles in doppelter und dreifacher Ausführung) gab das zum Sextett geschrumpfte Grüppchen mit den etwas weniger progressiven, aber nicht minder langen, Stücken alles, so dass Frontschreier Mathias "Meta" Buente nach Beendigung des letzten Liedes erst einmal drei Schritte nach rechts und dann ebenso viele nach links torkelt. The Ocean geben quasi das letzte Hemd, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Dies klappt jedoch nur bei den aufnahmefähigeren Headbangern, was den von Zeit zu Zeit abnehmenden Andrang erklärt. Bis zum Ende hätten sie aber gerne spielen können… na dann halten wir eben noch ein Schwätzchen mit den Jungs und holen uns ein Autogramm - wer weiß, was das noch wert sein kann… in ein paar Jahren.

Trail Of Tears - Main Stage - 13:15 bis 12:25 Uhr
Zwei Schlagzeuger haben Trail Of Tears nicht nötig, dafür haben die Norweger ja ihre zwei charismatischen Sänger Ronny Thorsen (schreiend) und Kjetil Nordhus (singend), der auch bei Green Carnation das Mikro schwingt. Was gibt es schöneres als ein facettenreicher, von den Melodien lebender Dark Metal? Nicht viel, wenn ihn die richtigen Musiker performen. Und Trail Of Tears sind die richtigen Musiker, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auf einen nicht mehr enden wollender Metalorkan brechen epische Züge ein, dass sich nur so die Balken biegen und die zahlreichen Zuschauer artig Beifall spenden. Besonders erwähnenswert sind natürlich die Klassiker "Joyless Trance Of Winter" und "Cold Hand Of Retribution", die gegen Ende eingestreut wurden. Nachdem sie im letzten Jahr unglücklicherweise nicht am Summer Breeze teilnehmen konnten, erreicht der zweite (erfolgreiche) Versuch der Mannen in schwarz sogar einen Platz unter den absoluten Höhepunkten des Tages.

Fragments Of Unbecoming - Pain Stage - 13:50 bis 14:20 Uhr
Weiter geht es mit den Fragments Of Unbecoming, die zu ihrem Quasi-Heimspiel starten. Doch auch ein Heimspiel auf eigenem Grund und Boden kann zur Qual werden, wenn die spielerische Klasse fehlt - bei den "Fragmenten" ist sie rar gesät. Vor knapp zwei Jahren habe ich die Schwaben im Vorprogramm von Amon Amarth gesehen und seither hat sich außer einem neuen Album (STERLING BLACK ICON) nicht viel getan. Noch immer spielen sie ihre Mixtur aus schwedischem und amerikanischem Death Metal (Dismember und Six Feet Under in einem Proberaum) als wäre es ihre eigene Erfindung. Ein Einheitsbrei, der einem schnell bitter aufstößt.

Potentia Animi - Main Stage - 14:25 bis 15:00 Uhr
Gegen 14:30 Uhr kann man dann auch auf mittelalterliche Art und Weise mit dem Beten beginnen. Nicht weil die Brüder von Potentia Animi einen in den Wahnsinn treiben, sondern weil sie zum großen "Hallelujah" ausrufen. Mal was anderes als das übliche Metalvokabular… Beim Einstieg mit "Ave Maria" ist man so aufs A Kapella Beten fixiert, dass man vergisst die Geige an den Verstärker anzuschließen. Kein Problem, so kann der wahre Frontmann am Schlagzeug weiter seine "Halleluja"-Rufe und anderen "Klamauk" zu Protokoll geben - er scheint die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Immerhin, musikalisch verfällt die Combo der Prediger nicht in den 08/15 Mittelalter Rock und erschafft ihr eignes Ambiente aus folklor ruhiger und flinker Monumentierung. Interessant! "Hallelujah!"

Scar Symmetry - Pain Stage - 15:05 bis 15:40 Uhr
Sie gelten als der härteste Gegenspieler ihrer landsmännischen Ikonen In Flames und doch ist Scar Symmetry der ganz große Wurf bisweilen verwehrt geblieben. Warum weiß eigentlich keiner so richtig genau. Die "Narbensymmetrien" bringen nämlich alles mit, was eine potenziell erfolgreiche Melodic Death Band braucht: Eine gute Portion des old-school Göteborg Death gepaart mit genügend auflockernden und nicht lieblos gewählten Clear-Einsätze eines Topsängers, wie Christian Älvestam einer ist. All das kommt auch in Dinkelsbühl voll und ganz zum Tragen und so bescheren sich Scar Symmetry selbst mittels eines beherzten Auftritts viele neue Fans - mich eingeschlossen. Es müssen nicht immer In Flames sein.

Rebellion - Main Stage - 15:45 bis 16:30 Uhr
Seit dem letzten Jahr befinden sich Rebellion, eine Heavy Metal Band, die aus den ehemaligen Grave Digger Mitgliedern Tomi Göttlich (Bass) und Uwe Lulis (Gitarre) hervorgeht, auf der Mission eine Wikinger-Legende in drei Parts zu veröffentlichen. Part I, SAGAS OF ICELAND, kam letztes Jahr auf die Ladentheken und daher ist es sehr verwunderlich, dass tolle Songs wie "Eric The Red" nur ganz spärlich eingesetzt werden und "uraltes" Durchschnittsmaterial die Setliste füllt. In Bestform befindet sich neben der Setliste auch Sänger Michael Seifert nicht, der doch extrem heißer rüberkommt und in seinen Ansagen tierisch auf die Nerven geht. So auch der Herr Göttlich, als dieser zu seiner belanglosen Rede ansetzt, bevor dann endlich der Grave Digger Klassiker "Rebellion" zum Vorschein kommt. Schwermetallischer Kontrast ist ja immer schön, wenn er gut wäre.

One Man Army & The Undead Quartet - Pain Stage - 16:35 bis 17:15 Uhr
Nicht nur Marko Tervonen hat mit Angel Blake eine neue Band gefunden, auch der Ex-The Crown Sänger Johan Lindstrand ist nicht tatenlos geblieben und präsentiert sich inzwischen mit der hasserprobten Kapelle One Man Army & The Undead Quartet. Im Gegensatz zu den "Engeln" vom Vortag macht der gute Johan da weiter wo er mit The Crown aufgehört hat: Beim rotzigen Death Metal. Hier ist die "Rebellion" anders als vor wenigen Minuten merklich zu spüren.

Exilia - Main Stage - 17:20 bis 18:05 Uhr
Mit kommerziell erfolgreichen Bands hält es sich auf dem Summer Breeze ähnlich wie mit den Heavy Metal Acts. So ein bis zwei sind jedes Jahr mit von der Partie. 2006 heißt einer dieser Lockvögel für jüngeres Publikum Exilia aus Italien, dem Land des Fußballweltmeisters. Wer Charterfolge hat, der kann auch kurz vor Schluss im Müllmann-Outfit auftreten. Mal hart, mal weich schmettert man unter Regie von Masha, Italiens Sandra Nasic, die Crossover-artigen Songs in Publikum und erntet ausreichenden Beifall für beispielsweise die allseits bekannte Hitsingle "Stop Playing God".

Turisas - Pain Stage - 18:10 bis 18:50 Uhr
Der gestern begonnene Siegeszug der Finnen geht auch einen Tag später unbeirrt weiter. Bei den kriegsbemalten, blutverschmierten und mit Pelz bekleideten Humpa-Warriors von Turisas herrscht so viel Andrang vor der kleinen Pain Stage, dass sich im Nachhinein jeder fragt: Warum konnten die nicht auf der großen Bühne spielen? Man muss es eben nehmen wie es kommt und so steppt der Bär in Form von unzähligen Crowd-Surfern, kleineren Moshpits und der großen Bangermasse. Wahnsinn. Trotz der Hiobsbotschaft vor wenigen Wochen, dass Gitarrist Georg Laakso aufgrund der bei einem Autounfall zugezogenen Verletzungen nie wieder eine Sechssaitige in die Hand nehmen wird, verfallen Turisas nicht in Tristesse und geben mit ihrer unkonventionellen Ausstattung mit Violine und Akkordeon alles. Über kleinere Soundprobleme sieht man gerne hinweg, wenn jeder, aber wirklich jeder Track des Debüts BATTLE METAL sitzt. Egal ob die Hymne "The Land Of Hope And Glory", das programmatische "Battle Metal" oder "One More" angespielt werden, hier gibt es in der immer größer werdenden Fanmasse keine Ruhephasen. Selbst das Geigensolo von Olli Vänskä wird abgefeiert als ob es zum Standard jeder Metalvereinigung gehören würde. Ein Satz noch zum großen Heersführer Warlord Nygård: Was dieser Kerl mit seiner Stimme veranstaltet, passt nicht mehr auf diese Folk-Welt. Es gibt nichts, was er nicht beherrscht. Turisas, nicht nur der Gewinner des Tages, sondern auch der des Festivals. Finntrolle, da müsst ihr gehörig aufpassen, dass euch Turisas nicht die Krone stehlen...

Amorphis - Main Stage - 18:55 bis 19:55 Uhr
Weiter geht's im finnischen Dreiviertel Takt mit den Allzweckmusikern von Amorphis und ihrem neuen tollen Kabelleger Tomi Joutsen am Mikrofon. So ein kleinwenig kann man bei Amorphis von den skandinavischen Ill Nino sprechen. Denn wie bei den Südländern wird auch hier an jeden Geschmack von 70er Rock bis hin zum Death Metal gedacht. Ob catchy Refrains, Blastbeat-Attacken oder folklore Einsätze, bei Songs wie "Into Hiding" oder "Leaves Scar" vom verdammt starken letzten Album ECLIPSE kann man nichts falsch machen. Je nach angespieltem Album unterscheiden sich die vorgetragenen Stücke teils erheblich voneinander, was gerade den Reiz ausmacht. Kommunikationstechnisch hält man sich enorm zurück und lässt die Musik sprechen. Wer aber bei 30 Grad Celsius vom "Black Winter Day" singt und dabei genügend klatschende Hände vorfindet, hat alles richtig gemacht, oder?

Heaven Shall Burn - Pain Stage - 20:00 bis 20:45 Uhr
Nach so vielen Harmonien muss der D-Zug (Death Zug) erst einmal wieder auf Touren gebracht werden. Wie kann das besser funktionieren als mit Heaven Shall Burn aus Thüringen? Dass die Mannschaft nicht nur zu den führenden Metalcore-Institutionen Deutschlands, sondern inzwischen auch zu den der gesamten Metalwelt gehört, dürfte jedem klar sein. Genauso präsentieren sie sich auch in Dinkelsbühl. Das Gewitter aus den Blüten des Blacks, den Blättern des Deaths und der Reinheit des Hardcores elektrisiert das komplette Publikum und lässt ohne große Aufforderung ein Mosh- und Circlepit nach dem anderen entstehen. Platz da, Heaven Shall Burn kommen. Wow!

Morbid Angel - Main Stage - 20:50 bis 21:50 Uhr
Um ehrlich zu sein, ich war noch nie ein Fan der "morbiden Engel" und daran wird auch der Auftritt der Amis beim Summer Breeze nichts ändern. Zu stupide holzt die Truppe meiner Meinung nach ihren Death Metal in die Menge. Die nötige Aggression und Power ist spürbar vorhanden. Nur sinnvolle Songstrukturen suche ich bei Morbid Angel seit Jahren vergeblich. Wenn ohne einen erkenntlichen Zusammenhang in ein brotloses Geknüppel ein melodisches Gitarrensolo einfällt, kann ich das nicht gut heißen. Egal, der großen Mehrheit gefällt der Kult, der von Pete Sandoval am Schlagzeug und Co. ausgeht und den wollen wir ihnen auch gönnen. Denn wer seit 20 Jahren in diesem Metier wie eine alte Eiche steht, der hat wahrlich den bangenden Respekt verdient.

Liv Kristine - Pain Stage - 21:55 bis 22:40 Uhr
Manch ein Headbanger wird sich bei Betrachten der letzten drei Acts am Freitagabend verwundert die Augen gerieben haben, ob der fehlenden "harten" Combos. Kein Wunder, dass sich das Festivalgelände nicht so füllt wie gestern bei Mille und Co.. Ohne die von Leaves Eyes bekannte Atrocity-Unterstützung im Hintergrund tritt die Norwegerin Liv Kristine mit einem weltweiten Gästemusikerarsenal an, für das sich sogar Ex-Psychotic Waltz Sänger Devin Graves begeistern ließ, um symphonischen Rock für die ganz Zartbesaiteten zu spielen. Nun ja, zu hören war nicht allzu viel von der guten Liv. Zu dünn und zu zerblich wirkte ihre Stimme in Live-Anwesenheit des Streichergewands. Letzten Endes vielleicht doch eine Nummer zu ruhig für das Summer Breeze Festival. Über die Coverversion des Bruce Springsteen Klassikers "Streets Of Philadelphia" decken wir auch lieber den Mantel des Schweigens.

Lacrimosa - Main Stage - 22:45 bis 0:05 Uhr
Zeit für den wohl umstrittensten Headliner des gesamten Festivals: Die Mittelalterkonzeption Lacrimosa um ihren Meister Wolff, den Erfinder der Dark Wave, was sein einmaliges, immer wiederkehrendes Stage-Acting betrifft. In ihrem Metier gehören Lacrimosa unbestritten zu den Vorreitern und Topbands. Die nicht eng zusammengepresste Masse vor der Main Stage zeigt, dass sich viele mit diesem Headliner jedoch nicht identifizieren können. Rein qualitativ haben sie sich diesen hohen Status schon lange verdient, da sie nach In Extremo und Subway To Sally definitiv die beste und vor allem eigenständigste Mittelalter Rockband mit vielen großartigen Kompositionen stellen. Abgesehen von seiner Bühnenperformance erweist sich Meister Wolff als super Livesänger, der immer die geeignete Moll- oder Durtonart parat hat, um die flotten oder schmalzig gotisch betuchten Songs an den Mann/die Frau zu bringen. Ob das zu sehr in Pop-Gefilde abdriftende "Der Morgen Danach" Bestandteil des Sets sein hätte müssen, darüber kann man sich streiten. Lacrimosa, vielleicht eine Position zu hoch eingestuft, ihre Sache haben sie trotzdem sehr gut erledigt.

Deathstars - Pain Stage - 0:10 bis 1:00 Uhr
An das Video zu "Synthetic Generation" aus dem Jahre 2003 dürften sich noch alle zurückerinnern können. Ja, es gibt sie immer noch die Deathstars aus Schweden und sie haben sich von der Kitschtruppe zu einer ansehnlichen Band entwickelt, die grob zusammengefasst eine Mischung aus noch industrialisierteren Rammstein, dem Elektro von :Wumpscut: und dem Gothic der Legenden Sisters Of Mercy darstellt. Dass Sänger Whiplasher unweigerlich wie Mister Eldritch höchstpersönlich agiert (Kippe in der Latsche, eine Gesangsart bei der der Tag nicht wiederkommen möchte) hätte ich eigentlich nicht extra erwähnen müssen. Mit "Blitzkrieg Boom" verfügt die geschminkte Bande über einen neuen Hit und dennoch muss man hier von der größten Geschmackssache des gesamten Festival sprechen. Gute Nacht!


Tag 3: Samstag, 19. August 2006



The Other - Main Stage - 11:00 bis 11:25 Uhr
Das geht ja wieder gut los... Horrorpunk aus Deutschland, vorgetragen von vier maskierten und angestrichenen Misfits-Fans, von denen der Schlagwerker sogar Papis Metzger-Outfit geliehen bekommen hat. Hört sich womöglich lächerlich an, ist es aber in keinem Fall. Bei aller vormittäglichen Müdigkeit spielen The Other eine feine Punkklinge mit gutem Tempo, einigen eingängigen Bad Religion Anleihen und witzigen Songs wie dem deutsch/englischen Mischmasch "Beware Of Gouls" oder dem leicht doomigen "In The Dead Of Night". Mit seiner Glenn Danzig und Elvis artigen Stimme könnte sich der schaurige Frontmann mit Volbeat-Schreihals Michael Poulsen zusammentun. Ein rundum gelungener Auftakt in den finalen Festivaltag.

Perzonal War - Pain Stage - 11:30 bis 12:00 Uhr
Die gesamtdeutsche Zukunft des Heavy Metal lastigen Thrash Metals der ganz alten Schule mit zeitgenössischem Drumherum muss schon relativ früh auf die Bretter der Pain Stage. Bei Perzonal War lohnt sich das Frühaufstehen jedoch allemal. Die Hetfield Vergleiche mit Sänger Metti stinken zum Himmel und sind so übertriebener Natur wie die Mutmaßung die Band in eben jene Schublade stecken zu können. Klar besitzen Perzonal War unverkennbare Metallica-Einflüsse, doch darüber hinaus besitzen sie ein wesentlich breiteres und mitunter auch spannenderes Spektrum. Dafür gibt die Band on-stage alles und knallt geniale Songs wie "Time Of Lies" und "5 More Days" (von der aktuellen Scheiblette WHEN TIMES TURN RED) in die wachwerdende Menge. Metallica können ihre "New Songs" getrost in die Tonne kloppen und den Staffelstab an Perzonal War übergeben.

Lumsk - Main Stage - 12:05 bis 12:35 Uhr
Nachdem die deutschen Mittelalterbands an den Vortagen auftrumpfen durften, sind nun die norwegischen Folk Kameradinnen und Kameraden von Lumsk an der Reihe. Ganz ruhige, fast apathische folklore Klänge prägen die Szenerie, so dass Sängerin Stine Mari Langstrand, die übrigens auch mit zum Teil deutschen Ansagen aufwartet, ihr zartes Stimmchen ohne Probleme obendrauf packen kann. Trotz anfänglicher Tonschwierigkeiten mit der Geige kommt man von Lied zu Lied (spätestens bei "Trolltind") in die schwerverdauliche Materie rein und beginnt bei bratender Hitze zu frieren. Mit Stine Mari Langstrand und Siv Lena Waterloo Laugtug gibt's zudem auch mal für die männliche Zunft was fürs Auge.

Gojira - Pain Stage - 12:40 bis 13:10 Uhr
Die Franzosen waren metaltechnisch noch nie Trendsetter oder Revoluzzer, sondern (wenn überhaupt) passten sie sich den Gegebenheiten an. Damit ist jetzt aber Schluss, den Gojira machen sich auf, die französische Metalkultur wieder aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Weit abseits vom Metalcore-Hype lässt das Quartett eine progressiv-explosive zusammengesetzte Form aus Grind, Death und Black mit melodiösen Bridges und irrwitzigen Breaks unter dem Banner "Metal" vom Stapel. Und das kommt an! Live kommen die Tracks zwar immer noch technisch brillant, aber nicht so vertrackt wie auf Platte, dafür aber flüssig rüber. Basser Michel Labadie freut's ungemein, dass Gojira den Nerv des Publikums treffen, und zeigt dies deutlich mit massivem Posing und dem wohl breitesten Grinsen von ganz Dinkelsbühl. Allez les Bleus!

Visions Of Atlantis - Main Stage - 13:15 bis 13:45 Uhr
In vielen Fällen sind die Nightwish/Within Temptation Vergleiche, wenn es sich um hohe Frauengesänge dreht, völlig aus der Luft gegriffen. Nicht so bei den Alpenrepublikanern von Visions Of Atlantis. Man nehme die Orchestrierung von Nightwish paart sie mit den kommerzverträglichen Melodien von Within Temptation und lässt Tarja Turunen das Ganze mit einem überdurchschnittlichen männlichen Gegenpart singen, fertig sind Visions Of Atlantis. Kaum innovativ, aber nett dargeboten (insbesondere der Hit "Lost"). Ein Auftritt, der einen mit gemischten Gefühlen am Bierstand stehen lässt - mit oder ohne den verführerisch-erotischen Hüftschwüngen von Sexy-Melissa.

Legion Of The Damned - Pain Stage - 13:50 bis 14:20 Uhr
Den dreiköpfigen harten Reigen eröffnen am Samstag die Thrash/Deather Legion Of The Damned aus den Niederlanden. Flott und deftig knallen sich die Mannen durch ihr Slayer-lastiges Set, dass es nur so eine Art ist. Zu Hatesphere und Dew-Scented, die als die legitimen Slayer-Nachfolger gepriesen werden, fehlt jedoch noch einiges an Spritzigkeit und Abwechslungsreichtum.

Necrophagist - Main Stage - 14:25 bis 15:00 Uhr
Für das Slayer-Erbe kommen Necrophagist aus Deutschland sowieso nicht in Frage, dafür sorgt alleine schon ihre eigenwillige Art eine Mixtur aus Death und Black Metal zu performen. Enorm verspielt und auf allerhöchstem Niveau ist es hier vorbei mit gemütlichem im Takt bangen. Heiliges Donnerwetter!

Carnal Forge - Pain Stage - 15:05 bis 15:40 Uhr
Das man den würzigen Thrash Metal auch anders spielen kann, zeigen Carnal Forge aus dem Drei-Kronen-Land nur wenige Minuten später auf der kleineren Bühne. Mit "Stille Nacht" als Intro und den folgenden gut 30 Minuten geben die lustigen Vögel eine klare Marschrichtung im Stile des amerikanischen Thrashs der Marke Exodus und Konsorten vor. Ja, es gibt auch schwedische Extreme Metalbands, die die Göteborgwurzeln verstecken können.

Totenmond - Main Stage - 15:45 bis 16:30 Uhr
Nach so viel "Gewöhnlichem" und "Vorhersehbarem" ist Zeit für die etwas andere Rockmusik, welche die Szene immer in zwei Lager spaltet: Totenmond. Tja, provozieren gehört seit jeher zu den Aufgaben des Trios Pazzer - Senf - S.P. Senz und daher kann man auch geteilter Meinung darüber sein, ob eine Band bei der "strengen" Festivalspielzeit von 45 Minuten zwei Wodkapausen einlegen muss. Überhaupt wirken Totenmond als ob sie nicht allzu viel Lust hätten auf dem Summer Breeze zu spielen, die Songs werden teilweise lieblos runtergezimmert, von den interessanten Texten ist so gut wie nichts zu vernehmen. Als Sänger Pazzer das Publikum als "bayrische Wichser" bezeichnet, fängt es auch prompt mit regnen an - man sollte sich in einem christlichen Bundesland nie so unverschämt zu Wort melden. Auf der Habenseite stehen bei Totenmond zu guter letzt einzig und allein die spannenden Lieder, die von Punk über Doom bis Thrash Metal alles beinhalten, wie "Macht Kaputt, Was Euch Kaputt Macht". Sehr durchwachsen.
Lustige Notiz am Rande: Während Totenmond in der Mitte ihre Auftritts Wodka an die erste Reihe verteilten, hämmerten Psychopunch mit ihrem Soundcheck los, dass manch einer bereits den Weg zur Pain Stage suchte.

Psychopunch - Pain Stage - 16:35 bis 17:15 Uhr
Eingespielt sind sie ja bereits "the four assholes from Sweden", Psychopunch. Im Gepäck haben sie bei anhaltendem Dauerregen leckeren, unverwüstlichen Punk Rock, der bei jeder Witterung standhält und in der Form von kaum einer Truppe besser gespielt werden kann. Rotzig, frech und mit viel Charme werfen Sänger/Gitarrist JM und seine drei Kollegen ihre prägnanten Punktracks in die Runde. Dabei fällt auf, dass der alte Kracher "Back In The Days" und die neue Single "Everlasting" auf gleiche Art und Weise von den Wetterstandhaften bejubelt werden.

Corvus Corax - Main Stage - 17:20 bis 18:05 Uhr
Bin ich wirklich auf dem Summer Breeze oder habe ich mich nach dem Ende der Punker Psychopunch auf ein anderes Festival verirrt. Dass Corvus Corax in Dinkelsbühl spielen dürfen, gleicht schon einer kleinen Sensation. Denn weder das Wort Rock noch Metal lässt sich mit diesen Mittelalter-Fanatikern in Einklang bringen. Die Verstärkertürme und E-Instrumente werden beiseite geschoben und auf die Bühne getragen werden riesengroße Trommeln, Dudelsäcke und allerlei uralte Instrumente, von denen so manch einer wahrscheinlich nicht einmal wusste, dass sie existieren. Von der mit weiß ich wie viel Mann besetzten Bühne ertönen mehrstimmige Kanons und Gebrüll, während man mit den "baufälligen" Tonerzeugern viel experimentiert, um die unterschiedlichsten Klänge zu erzeugen. Da hört selbst der Regen auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Nicht schlecht, mit Corvus Corax kann man selbst auf dem Summer Breeze nichts falsch machen - auch wenn böse Zungen von einer Karnevalskapelle sprechen könnten. Ja, ja, der Rosenmontagsumzug mit Corvus Corax, viel weniger war vor der Bühne nicht los...

Thyrfing - Pain Stage - 18:10 bis 18:50 Uhr
Das Ganze mehrere hundert Kilometer gen Norden verschoben, auf schwedisch vorgetragen und mit viel schleppendem Death und Black Metal angereichert und fertig sind Thyrfing, die zur selben Uhrzeit wie gestern Turisas die skandinavischen Festspiele eröffnen dürfen. In Finnland genießt die Band um den blutspuckenden Sänger Thomas Väänänen, dessen Bruder Ossi in der NHL Eishockey spielt, einen Headlinerstatus, während sie in Deutschland (noch) weitestgehend unbekannt geblieben sind, was sich hoffentlich bald ändert. Anders als Finntroll und Turisas verzichten Thyrfing auf schnelle Passagen, pendeln sich im niedrigeren bis mittleren Tempo ein und gehen dafür eine Nummer beherzter zur Sache. Komplett durch den Dreck gezogen, Blut verschmiert und mit den hässlichsten bzw. aggressivsten Grimassen des gesamten Festivals entert die Belegschaft die Pain Stage und findet eine große Masse an Headbangern vor. Anscheinend hat es sich übers Festivalgelände herum gesprochen, welche Klasse die Krieger besitzen. Unterstützt wird Grunzmaul Väänänen (der Name ist übrigens kein Tippfehler) von Toni Kocmut, der mit den klaren Gesängen den Live-Performances der URKRAFT Songs den letzten Anstrich verpasst. Hoffentlich öffnete dieser Auftritt das Tor für weitere und größere Festivalaktivitäten der Schweden in Deutschland.

Negative - Main Stage - 18:55 bis 19:55 Uhr
Nummer zwei der jüngeres Publikum anlockenden Acts steht an: Die Senkrechtstarter Negative aus Finnland. Nun, ja über das Hairstyling und die Klamotten der Glam/Gothic Rocker habe ich mich in meinem Review zum Debüt SWEET & DECEITFUL schon genug ausgelassen, so kommen wir sofort auf die Musik zu sprechen, die den großen Nerv der Meute nicht trifft. In bester Twisted Sister Gangart posieren Klampfer Larry und seine Rekruten was die Tolle hergibt und aufgrund des anfangs untergehenden Gesangs von Jonne Aaron (bei der Coverversion "My My - Hey Hey" fehlen beispielsweise das ein ums andere Mal ganze Zeilen), bleibt dem Publikum nichts anderes als das Betrachten der Burschen übrig. Klar, sind Negative nicht die klassische Summer Breeze Band. Ob das aber ein respektloses Verhalten seitens einiger Möchtegern-Metaller gerechtfertigt, möchte ich doch mal schwer anzweifeln. Sei's drum, wer nicht will, hört eben weg und lässt den anderen die Freude bei Titeln wie "Frozen To Lose It All" oder der Hitsingle "The Moment Of Our Love", bei der Jonne versucht, die vor der Bühne ausharrenden Fans zum mitsingen zu animieren. Als er nach dem dritten Versuch noch immer kein allzu großes Feed-back erhält, kommentiert er dies mit einem lautstarken "Motherfuckers" und dem Effenbergfinger. Was soll man sagen? Negative gehört die Rockzukunft, auch ohne die zahlreichen Unterstützer auf dem Summer Breeze, von denen manch einer auch aufgrund des Platzregens Unterschlupf suchte.

Bloodflowerz - Pain Stage - 20:00 bis 20:45 Uhr
Weiter geht's im Programm mit düsteren Rockklängen aus unserer Republik, den Bloodflowerz. Mit Songs, die eine Stimmung zum lebendig einbuddeln verkörpern, versucht Nina Hagen Verschnitt Kirsten am Gesang mit ihren Mitstreitern die Leute vom trockenen Bierstand an die nasse Bühne zu locken. Mit bescheidenem Erfolg, an dem nicht ausschließlich das Dreckswetter schuld ist. Bei der Vorfreude auf das, was in wenigen Minuten noch kommen sollte, sehnt man sich nach allem anderen als triefendem Gothic/Dark Rock. An anderer Stelle sicherlich interessant, hier aber Fehl am Platz.

Gamma Ray - Main Stage - 20:50 bis 21:50 Uhr
"Happy, happy Gamma Ray" Rufe hallen übers Festivalgelände und Menschenmassen machen sich breit wie man sie bei noch keiner Band zuvor gesehen hat. Die Heavy Metaller aus dem hohen Norden erobern das Summer Breeze mit einer mächtigen Bühnenkulisse und einer Weltklasse Darbietung. Gitarrero/Vokalist Kai Hansen singt und kreischt wie ein junger Gott, mimt die Soli von Henjo Richter mit, sorgt für eine lautstarke Beteiligung des Fußvolkes und hat ein Hit nach dem anderen im großen Petto. Währenddessen hält sich der Rest um Dan Zimmermann hinter den Kesseln und Dirk Schlächter am Bass gewohnt zurück, spielt souverän auf und lässt dem Bühnentier die große Show. Bei "Gardens Of The Sinner" und "Heavy Metal Universe" vom Ausnahmealbum POWER PLANT kann man nichts verkehrt machen und bekommt jeden noch so dem Power Metal ferngebliebenen Metaller auf seine Seite. Als der Epos "Blood Religion" von der letzten Platte MAJESTIC ebenso kraftvoll von der mitbangenden und Luftgitarre spielenden Masse mitgesungen wird, verlängerte ihn Mr. Hansen kurzerhand auf knappe zehn Minuten, ehe anschließend die Zeit gekommen ist, das vier Kilometer entfernte Dinkelsbühl aus dem Bett zu brüllen: "I Want Out". Wer jetzt "Häh" sagt, soll wiederkommen bis er Bescheid weiß. Ohne weitere Helloween-Darbietungen (von Coverversionen kann man ja schlecht reden, wenn Kai die Songs selbst verfasst hat) beenden Gamma Ray nach einer Zugabe und einem 60-minütigen Heavy Metal Feuerwerk ihren Gig. Vom heimlichen Headliner hätten wir gerne noch das ein oder andere Schmankerl gehört.

Unleashed - Pain Stage - 21:55 bis 22:40 Uhr
Johnny und seine schwedischen Urgesteine von Unleashed, einer Legende wenn es um Death Metal geht, haben die schwere Aufgabe die Stimmung der Gammastrahlen aufrechtzuerhalten, was sie allerdings nicht vor größere Probleme stellt, so ausgebufft wie die "Death Metal Warriors" sind. Anstatt "Gardens Of The Sinner" gibt's eben "Into Glory Ride", für "Blood Religion" das ausufernde "The Longships Are Coming" von der 2004er Veröffentlichung SWORN ALLEGIENCE und für "I Want Out" haben sie den Klassiker, nein das Werk vor Gottes Gnaden, "Death Metal Victory" auf der Pfanne. Unleashed gehören nach all den Jahren noch immer zu den ungekrönten Königen der Szene. Weitermachen!

Fear Factory - Main Stage - 22:45 bis 0:05 Uhr
"The Number Of The Beast" - Spielen Fear Factory doch nicht als Headliner? Diese Ehre lässt sich der Viererpack um seinen Frontgurgler Burton C. Bell nicht nehmen. Nicht umsonst gilt das amerikanische Geschwader als die bekannteste Industrial Metal Band des Planeten. Stoisch, unflexibel und auf Dauer nervtötend. Was bei 99 Prozent aller Metalbands als heftiger Kritikpunkt durchgehen würde, ist bei den Amis die Beschreibung ihres eigenen, erdrückenden Sounds. Nach dem mutigen Auftakt mit Songs vom aktuellen Album TRANSGRESSION wie "540,000 Degrees Fahrenheit" kommt das Hit-Programm der Stakkato-Vereinigung erst vollends auf die richtige Temperatur, um den willigen und zahlreich erschienen bzw. (mit Verweis auf Gamma Ray und Unleashed) gebliebenen Zuschauer mit "Soul A New Machine" oder "Shock" kräftig, deftig ein zu heizen. Wer gedacht hatte, dass die "Angstfabrik" nach der Trennung mit Dino Cazares zu Grunde gehen würde, hat sich schwer getäuscht. Frei nach der Floskel "was uns nicht umbringt, macht uns stärker" präsentiert man sich in Dinkelsbühl in Bestform und glänzt mit einer unbändigen Spielfreude, welche man vor einigen Jahren noch mit der Pinzette suchen musste.

My Dying Bride - Pain Stage - 0:10 bis 1:00 Uhr
Irgendwann ist jede noch so tolle Sause zu Ende. Umso erträglicher ist das Ganze, wenn My Dying Bride den Abschluss besorgen. Der wortkarge Aaron Stainthorp am Gesang (am Ende kam er auf drei Ansagen) und der auf depressiv gestimmte Sound mit seinen gelegentlichen Ausbrüchen lassen einen gedankenverloren vor sich hinbangen, um die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. Bevor das paralysierende "Forever People" den Gig der Schweden und das komplette Festival in musikalischer Hinsicht beendet, bekommt man mit dem sphärischen "For You" (einem weiteren der drei angekündigten Songs) einen kräftigen Tritt auf die Euphoriebremse. Zum sterben schön...
Bis zum nächsten Jahr!

Was es zusammenfassend noch zu sagen gibt:



Christian "Jack" Falk:
Positiv: Die tolle Stimmung auf dem Campingplatz, die Fach- und Sachgespräche mit Kollegen von anderen Magazinen inklusive der "Biene Maja" Performance, Apostasy-Sänger Fredric Edin's sechs Uhr Morgens Gesangseinlage am VIP-Campingplatz vor drei Leuten, Milles aggressive Ansagen… musikalisch: Angel Blake, Finntroll, Kreator, The Ocean, Turisas, Amorphis, Perzonal War, Gojira, Thyrfing, Gamma Ray, My Dying Bride

Negativ: Die fehlende Verbreitung der Nachricht über die Absagen von Regicide und Fear My Thoughts, der einsetzende Platzregen bei Negative, das total überflüssige CD Abspielen am Metal Hammer Bus, das zum Teil die Bands übertönte, die falsche Positionierung der Headliner (bis auf Kreator wurde den Headlinern der Zahn gezogen) … musikalisch: Neaera, 1349, Excrementory Grindfuckers, Morbid Angel, Liv Kristine

Stefanie "Reaper" Falk:
Ein berauschendes Metal-Festival ist gerade erst zu Ende gegangen und die Nachwehen nicht einmal auskuriert, doch schon dürstet es mich nach mehr…
Mille sagte so passend: "Summer Breeze, seid ihr aggressiv?" Er meinte wohl aggressiv im Sinne von "hungrig nach Metal".
Ich kann nur von mir sprechen, wenn ich sage, dass ich hungrig nach Metal war, jedoch noch ist der Hunger nicht vollständig gestillt - obwohl das diesjährige Summer Breeze einem Vielgänge Menü glich, das einige Köstlichkeiten und Überraschungen bereithielt. Die Auftritte der skandinavischen Folk Metal Front, Finntroll, Turisas und Thyrfing, waren einfach umwerfend - zu den Waffen Brüder und Schwestern - kann man da nur sagen oder wie sagte Johnny von Unleashed: "My (Death) Metal Warriors!"
Ach, da war doch noch was… Fredric Edin von Apostasy war einfach nur kultig, z.B. mit dem "Ritt" auf einem Traktor zurück Richtung Festivalgelände.

Stephan Beutel (Gothic Online):
Ein Festival mit einer absolute überwältigenden Stimmung - viel mehr bleibt eigentlich kaum noch zu sagen. Trotz des teilweise heftigen Regens feierten die Besucher ihre Bands und ließen sich nicht die Feierlaune nehmen.

Auf dem Zeltplatz durfte ich auch Zeuge einer absoluten Liebesgeschichte werden:
Er hatte die Karten für das diesjährige Summer Breeze schon bestellt, doch seine Freundin wollte lieber zusammen mit ihren Eltern an die Nordsee in den Urlaub fahren. Allerdings hielt sie es dort oben nicht allzu lange aus und so fuhr sie am Freitag über 800 km zu ihrem Freund aufs Summer Breeze, um ihn nach einer stundenlangen Fahrt endlich in die Arme schließen zu können.
In diesem Sinne freue ich mich schon auf das Summer Breeze 2007.