Squealer-Rocks.de Live-Review
Bang-Your-Head (26.06.2006, Balingen, Messegelände, Jack & Maddin)

Tatort Balingen 2005. Bis kurz vor Mitternacht ließen die Veranstalter um Horst Odermatt die Zukunft des seit über einem Jahrzehnt bestehenden Bang-Your-Head Festivals offen. Doch letzten Endes siegten die Headbanger und ihre Musik und nicht irgendwelche Auflagen einer Stadt im Zollernalbkreis. So fand auch in diesem Jahr (23. und 24. Juni 2006), wenn auch während der Fußballweltmeisterschaft, die gemütliche und stressfreie zweitägige Hard Rock und Heavy Metal Sause mit zigtausenden Besuchern, unzähligen, meist freundlichen Helfern und 22 Bands, von denen die meisten mehr als nur überzeugen konnten, auf einer Bühne statt. Na dann, Bang your head. (The Jack)

Tag 1:



Der Anfang gebührt am Freitag, den 23. Juni, den schwedischen Topnewcomern Hellfueled, die routiniert ihren kernigen Shouter Heavy Rock in die, zur frühen Morgenstunde, gut gefüllten Ränge brutzeln. Passend zum Setbeginn reißt auch die bedrohlich wirkende Wolkendecke auf - von wegen Metal hat keinen Einfluss auf Natur und den Menschen. Auf Letzteren wirkt er übrigens noch gnadenloser ein, denn Songs wie dem programmatischen "Born To Rock" oder dem zugänglichen "Can't Get Enough" kann man sich einfach nicht entziehen. Ein furioser Start ins Festivaltreiben einer topmotivierten Band, die sich allerdings in kleinen Clubs noch besser entfalten kann. (The Jack)

Da sich Exodus nach 20 Jahren und der kompositorischen Entwicklung von exakt null Prozent noch immer an der Spitze sehen und deshalb nicht in der Mittagszeit performen möchten, gehen die hochgehandelten, aus Norwegen stammenden Communic als zweite Band des Tages auf die Bretter. So ganz nachvollziehen kann ich den Hype um diese Truppe ja nicht. Communic spielen technisch versierten US Power Metal mit vielen Querverweisen gen Nevermore und Konsorten. Wo sich da die Eigennote und das gewisse Etwas verstecken sollen, muss mir bei Gelegenheit mal jemand verklickern. Nichtsdestotrotz ein einwandfreier, temporeicher Ritt einer Gruppe mit dem ganz großen Potenzial, das sie in den nächsten Jahren sicher ausspielen werden. (The Jack)

Nach so vielen "Jungspunden" müssen sich die "alten Herren" dazu bequemen das Machtmonopol zu verteidigen. Eine schwierige Aufgabe, die von Leatherwolf aus den Vereinigten Staaten perfekt bewältigt wird. Das Quintett um Neu-Bassist Pete Perez überzeugt durch Spielfreudigkeit und zündende Songs, wobei man bei Bands an der Westseite des Großen Teiches immer den enormen technischen Aspekt und Anspruch erwähnen muss. Dies trifft insbesondere auf die neueren Nummern des Albums WORLD ASYLUM zu. In den Vordergrund drängt sich jedoch Sänger Wade Black, der im letzten Jahr die Legende Michael Olivieri beerbte und gewisse Parallelen zu "Ripper" Owens nicht geheim halten kann, mit seiner engagierten Performance aber einen äußerst positiven Eindruck hinterlässt. Highlights sind erwartungsgemäß nicht die modernen, sondern die "alteingesessenen" Nummern der Achtziger wie das großartige "Thunder" oder "The Calling". Leatherwolf, eine wunderbare Band, die live den NWoBHM Spirit noch am Leben hält - und das als Amerikaner! (The Jack)

Bei so viel Freude bleiben wir auch gerne auf dem amerikanischen Kontinent und schütteln unsere Mähnen zu den Speed/Thrash Metal Heroen Flotsam & Jetsam. Solange es Flotsam & Jetsam und ihren Bass-Motivator/Bühnentier Jason Ward gibt, werden uns die Achtzigerwurzeln der 16tel-Riffs erhalten bleiben - und das ist auch gut so. Eine Erkenntnis, die der Auftritt des Fünfers mit sich bringt. Fetter Sound, die gewisse Portion Härte, mitreißende Geschwindigkeiten und einfach nur tolle Lieder. Damit war im Vorfeld des Bang-Your-Head Festivals nicht zu rechnen, wenn man in gewissen Magazinen im letzten Jahr Formulierungen wie "eine Band, die ihren Zenit schon längst überschritten hat" zu lesen bekam. Pah! Welcome back!!! (The Jack)

Vom Speed Metal zum Hard Rock - das gibt es auch nur auf dem B-Y-H. Vengeance aus den Niederlanden, die Lieblinge des Chefradakteurs Eric, welche in diesem Jahr ihr großes Comeback mit der Scheibe BACK IN THE RING gefeiert haben, blasen zum Angriff. Schön riffig und auf Extreme-Posing getrimmt, serviert die Kapelle um den zum Teil etwas nervenden Fronthampelmann Leon Goewie ein Hard Rock Brett nah dem anderen, das es gewaschen hat. Toll, trotz dem vielen Kitsch und Glamour. (The Jack)

Anschließend spulen die Bands Raven, Jon Oliva's Pain und Death Angel drei souveräne Gigs ab, die bei ihren Anhängern große Begeisterung auslösen, für den neutralen Betrachter aber auch genügend Raum für Kritik zulassen. Eine besondere Respektbekundung gilt hierbei den Gallagher-Brüdern und dem Rest der Raven Mannschaft, die bereits am Vorabend die Clubshow eröffnen durften - da haben sich manche Fans weniger gut erholt. Alles in allem aber doch recht bescheiden, was die Mannen an Heavy Metal von sich geben. Ganz anders Jon Oliva's Pain: Die Stärken der Truppe um den Mountain-King liegen klar im Darbieten der guten, alten Savatage Klassiker, wobei selbstredend auch die Eigenkompositionen in diesem ausgewogenen Set einiges zu bieten haben. Nur, stimmlich lässt der singende "Wandschrank" im Vergleich zur TAGE MAHAL einiges liegen. "Ausgewogen"? Ein Fremdwort beim Bay Thrash Familienclan von Death Angel. Die Kerle metzeln ihren old-school Thrash in eine begeisternde Menge, die gleichzeitig (je nach Promillegehalt) erkennen muss, dass Death Angel stark limitiert in ihren Möglichkeiten sind. Geschmacksache eben! (The Jack)

Bei Helloween gibt's kein Mittelding. Sekt oder Selters heißt das Motto der Kürbisköpfe. Entweder ein Gig sorgt für grenzenlose Begeisterung oder fassungsloses Kopfschütteln bei den aufrichtigen Zuhörern (die leidige Deris/Kiske Diskussion bleibt dabei mal außen vor). Bereits nach wenigen Sekunden geben Weikath und Co. Entwarnung. Die Konzerte der KEEPER III Tour (beispielsweise in Karlsruhe) waren keine Eintagsfliegen, selbst wenn Michael Weikath mit seinen arrogant wirkenden Posen und Andi Deris' Blödeleien (Flaschen ins Publikum zu werfen) wie gewohnt zwiespältige Eindrücke hinterlassen. Gleiches gilt für die Setliste, die von dem Epos "A King For A 1000 Years" von der aktuellen Scheibe angeführt wird. Ob dies wirklich der beste Einstieg für eine Festivalshow ist, möchte ich doch schwer bezweifeln - ebenso wie die Ballade an Position drei. Darüber hinaus glänzt die Truppe mit ihrer zurückgewonnenen Freude und Leichtigkeit am Spielen, einem (zumindest in den vorderen Reihen) guten Sound und dem granatenmäßig aufgelegten Andi Deris (sei gegrüßt, mein badischer Landsmann). Die tolle Stimmung schwankt sofort von der Bühne auf einen Großteil des Publikums über, was die Klassiker "I Want Out", "Future World" und "Dr. Stein" zu absoluten Hörerlebnissen macht. Das abschließende Featuring ("Headless Cross") mit Ex-Black Sabbath Sänger Tony Martin zeigte deutlich: Helloween haben sich zurück in die Weltelite gekämpft - auch ohne Kiske. (The Jack)

Foreigner, die Truppe um das einzig verbliebene Original Mitglied Mick Jones war im Vorfeld sicherlich die auch die am heftigsten umstrittene. Auf der einen Seite stand die Fraktion der kompromisslosen Eisenfresser, die Foreigner eher dem seichten Schlager als dem Heavy Rock zuordneten. Und selbst die Altfans von anno dazumal sahen dem Gig mit Skepsis entgegen, schließlich ist Sänger Lou Gramm, das Erkennungszeichen der Fremden schlechthin, aufgrund seiner Krebserkrankung nicht mehr dabei.
Beide Lager sollten dermaßen eins auf die Fresse bekommen, wie sie es sich nicht hätten träumen lassen.
Foreigner waren DIE Überraschung des Festivals, wenn nicht sogar die der letzten Jahre auf dem BYH!
Klar, man könnte behaupten, eine Band mit einer derartigen Fülle an Stadion tauglichen Hits hat prinzipiell leichtes Spiel auf derartigen Veranstaltungen. Die größten Gassenhauer nützen aber nix, wenn sie nicht entsprechend dargeboten werden.
Spätestens nach dem grandiosen Eröffnungstrio "Double Vision", "Head Games" und "Cold As Ice" wusste jeder, dass da momentan was ganz Großes auf der Bühne passiert.
Energie pur! Alle Befürchtungen Lou Gramm sei nicht zu ersetzen, waren nach wenigen Takten verflogen, denn Kelly Hansen singt sogar noch besser. Wichtig hierbei ist auch zu wissen, was der Mann dabei so alles veranstaltet. Ein Alptraum für Fotografen: Still auf der Stelle stehen gibt's zu keiner Sekunde des Gigs. Rechts den Laufsteg lang, links den Laufsteg lang, mal eben eine Runde in den Fotograben springen und zur Abwechslung dann mal locker das Bühnengerüst hochgeklettert. Selbstverständlich ohne auch nur bei einem einzigen Ton daneben zu liegen. Auch optisch erinnert der Schlacks an eine jüngere Ausgabe von Steven Tyler.
Mick Jones war wie eh und je der Strahlemann in Person und darf nicht nur für sein agiles Stageacting und wie immer grandioses Gitarrenspiel Lob einfahren. Auch seine Entscheidung einen zweiten Klampfer mit auf die Bühne zu holen, was den Songs ordentlich Druck verlieh, und keine Balladen zu spielen - die einzig ruhige Nummer war das von ihm selbst gesungene proggige "Starrider" - war goldrichtig.
Nachdem uns alten Herren, ob dieser genialen Vorstellung die Pisse literweise aus den Glotzern lief, geschahen mit einmal wundersame Dinge auf dem Messegelände zu Balingen: Vor der Bühne wurde es voller und voller. Die komplette U - 25 Mannschaft, die sich die "Rentner Band" zunächst geringschätzig vom Bierstand aus betrachtete, fand Gefallen am regen Treiben auf der Bühne. Bei "Urgent" sah man haufenweise In Flames und Napalm Death Shirt Träger, die selbst beim überlangen Saxophon Solo in Begeisterung ausbrachen. Bei "Juke Box Hero", so war tags drauf von den Ordnern zu hören, gab es gar bis in die hinterletzten Reihen hoch gestreckte Arme sowie wildes Rübenschütteln zu sehen.
Nach der Zugabe "Hot Blooded" gab es dann in seltener Eintracht von Rockfans und Metallern aller Schattierungen solch frenetischen Jubel, dass selbst der Derwisch Kelly Hansen sprachlos war.
Noch nach dem einsetzen der Pausenmusik ließ sich Mick Jones mit seiner Truppe feiern und die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
So wie Foreigner an diesem Abend, und nur so, hat sich eine Rock - Legende zu präsentieren. Wann kommt eine ausgedehnte Deutschland Tour, Mr. Jones? (Maddin)

Hatten die Gruppierungen jeglichen Alters und Genregesinnung bei Foreigner den Anstand mitzuklatschen und -singen, so stellen einige der so genannten Altrocker ihre Bangtätigkeiten im Vorfeld des In Flames Headliner-Auftritts ein und verziehen sich in Richtung Bierstand, Partyzelt oder Campingplatz - klar, "bei der Trendkacke", namens Prog Death, die es seit zwölf Jahren gibt. Wer zu früh geht, verpasst eben das beste. Selbst schuld...
Der Stimmung tut's jedenfalls keinen Abbruch und der Lärmpegel steigt in undefinierbare Höhen, was das eigentliche Auswärtsspiel in ein regelrechtes Heimspiel verwandelt - zumindest solange bis Psycho-Schrei-Frontmann Anders Fridén, heute in rot-schwarzen Wollsocken, weißem Hemd und roter Krawatte gekleidet, den Fußball und das Achtelfinalspiel Deutschland vs. Schweden thematisiert - mindestens 5000fache gellende Deutschlandrufe lassen ihn aber schnell mit seinem 3:1 Tipp für die Tre Kronohrs verstummen, so dass friedlich weitergebangt werden kann. Zu diesem Anlass haben wir uns ja auch alle hier versammelt. Der Fünferpack beweist auch heute, dass er zu den besten Livebands dieses Planeten zu zählen ist. In die Beweisführung aufgenommen werden a.) der perfekte, knallende und klare Sound, den jede zweite Band für Studioaufnahmen verwenden könnte, b.) die motivierte, selbstbewusste und eingespielte Band und c.) die abwechslungsreiche, von jede Menge Pyros (von Böllern bis Flammen reichend) und Lichteffekten inszenierte, Bühnenshow. Egal ob alt ("The Jester's Race") oder neu ("Leeches"), "Muntermacher" ("Pinball Map") oder Ausklang ("My Sweet Shadow"), Highspeednummer ("Behind Space") oder Ballade ("Come Clarity"), Hit ("Cloud Connected") oder Dauerhüpforgie ("Only For The Weak"), hier passt einfach alles, das komplette Set liest sich wie die Karte eines Galadiners. In Flames räumen an diesem wunderschönen sommerlichen Tag in Balingen alles ab, was es zum abräumen gibt und setzen so nach guten anderthalb Stunden Tag eins die Hörner auf. Einfach nur geil!
Wie heißt es so schön auf einem Shirt der wohl heißesten Flammen der Welt? "In Flames - probably the best band in the world!" - "That's fuckin' right!!!"
PS: Es sollte übrigens der letzte Schweden-Sieg an diesem Wochenende bleiben... (The Jack)


Tag 2:



Der zweite Tag wird von einem regelrechten Metalfeuerwerk eingeläutet, denn Powerwolf stürmen die Bühne und versetzen die Zuschauer eine gute halbe Stunde lang ins große Staunen. Besessen von ihrem Black Sabbath anrüchigen Heavy Metal der Mitsinggüteklasse, spielt sich die, vom sympathischen Sänger Attila Dorn ("Was spielen wir jetzt? Ich muss mal nachschauen."), der heute über stimmliche Probleme, welche kein Mensch heraushört, klagt, angeführte Truppe in einen wahren Rausch. Egal ob Keyboarder Falk Maria Schlegel oder das Gitarristenbrüderpaar Matthew und Charles Greywolf, jeder von den fünf "Powerwölfen" gibt alles und versüßt den zahlreichen Zuschauern den Tag mit Schlagern wie "Mr. Sinister", "We Came To Take Your Souls", "Demons & Diamonds" und dem bereits zum Bandhit aufgestiegenen Song "Kiss Of The Cobra King". Ein wunderbarer Tageseinstieg, der erst einmal übertroffen werden muss. Ich habe immer gedacht, dass die Headliner einer Tag abschließen und nicht eröffnen... (The Jack)

Von einem Headliner-Status sind Anvil trotz ihres Kultfaktors weit entfernt. Das Viergespann mag ja seit 1981 und dem Debüt HARD 'N' HEAVY im Metal mit ihrer forschen und klassischen Herangehensweise mächtig Staub aufwirbeln, zu großen und abwechslungsreichen Songs haben es die Mannen um Schlagwerker Robb Reiner (einziges verbliebenes Gründungsmitglied) in all den Jahren nicht gebracht. Von dort, wo die Reise einst 1981 begann, hat man sich in all den Jahren kein Stück wegbewegt. Gut, viele wollen das so haben, was auch der große Andrang vor der Bühne und die Riesenbegeisterungswelle des Publikums zeigt. Über die Leistung und Qualität von Anvil kann man trotzdem geteilter Meinung sein. (The Jack)

Mit Victory betraten alte Bekannte aus längst vergangenen Zeiten die in der Mittagssonne brutzelnde Bühne. Nach ihrem Höhenflug Ende der 80er / Anfang der 90er, als die Band als Headliner in großen Hallen unterwegs war, ging der Stern der Hannoveraner irgendwann unter. Logisch, dass sich viele Neugierige älteren Semesters versammelten um zu sehen, ob's die Truppe um Herman Frank noch drauf hat.
Sie hat's, zweifellos. Ein ganz wichtiger Faktor für die gelungene Live Performance ist der neue Mann am Mikro, Jioti Parcharidis. Optisch eher dem Sleaze zuzuordnen, überzeugt der Jüngste der Siegreichen durch ein sehr energisches Stageacting und tadellosen Gesang.
Der Großteil des Sets bestand aus Stücken der beiden erfolgreichsten und wohl auch besten Victory Alben CULTURE KILLED THE NATIVE und TEMPLES OF GOLD. Zwar konnte Jioti hier dem göttlichen Fernando Garcia nicht das Wasser reichen, was aber nichts an der Tatsache ändert, das Nummern wie "On The Loose" oder "Backseat Rider" zum Besten gehören, was jemals das Licht der Heavy Rockwelt erblickt hat.
Klammern wir mal aus, dass die enorme Hitze den Herrschaften on Stage ganz schön zuzusetzen schien, bleibt unterm Strich ein guter Gig, der den Wunsch nach mehr Live Aktivitäten dieser altgedienten Institution weckt. (Maddin)

Lacher am Rande: Als ein Fan während des Auftritts seiner Herzallerliebsten von der Bühne aus einen Heiratsantrag machen wollte, musste sich die Holde zunächst mal den Weg durch die Menge nach vorne bannen. Naturgemäß dauert so etwas seine Zeit, was Sänger Parcharidis dazu bewog, dem verdutzten Möchtegern - Bräutigam mit den Worten "Jetzt gib' mir endlich mein Mikro wieder" selbiges zu entreißen.
Als die Dame dann endlich die Bretter erklomm, war die Band längst beim nächsten Stück und der Antrag verhallte ungehört. (Maddin)

Von dieser Euphorie der Deutschen ist nur wenige Minuten später bei Count Raven nichts mehr zu spüren. Wie auch? Bereits im letzten Jahr ist so manch einer bei dem Auftritt der "Kultband" Candlemass eingenickt. Doch, was in diesem Jahr von Count Raven ausgeht, das findet man auf keinem Friedhof. Einschläfernder Doom der ganz langsamen Black Sabbath Liga plus ein Sänger, der in seiner Kindheit zu viel von Ozzy Osbourne gehört hat. Schnell weiter zur nächsten Band. (The Jack)

Diese heißt Unleashed und stammt aus Schweden, zeigt sich am Achtelfinaltag in Kampfeslaune und nagelt ihren melodisch angehauchten Viking Death Metal mit vielen Amon Amarth Anleihen ins "blutrünstige" Publikum. Klar, solche harten Schnitten von Liedern sind nicht jedermanns Sache, aber neidlos muss ein jeder den Wikingern zugestehen, dass sie sich mit diesem Gig nur Freunde gemacht haben. Jawohl! (The Jack)

Neue Freunde gewinnen, müssen sich Amored Saint schon lange nicht mehr. Ihren Platz in der Metal Hall of Fame hat das Gespann um Ausnahmesänger und Ex-Anthrax Frontmann John Bush, der sich zum Zeichen der Verbrüderung ein Deutschland-Trikot überstreift und inzwischen die Haare wieder wachsen lässt, schon lange sicher. Der flotte und anspruchsvolle Metal der Kalifornier sorgt in Windeseile für offene Münder bei der Headbangerschaft. John Bush singt, rappt und schreit, dass sich die Balken biegen - einmalig. Jetzt wollen wir aber schleunigst eine neue Platte von John Bush, Joey Vera, Gonzo und Co.. (The Jack)

Die dänischen Mädels waren als Ersatz für Quiet Riot aufs Billing gerutscht, wobei den Verantwortlichen die Wahl sicherlich leicht gefallen ist, werden die Pretty Maids doch grundsätzlich gerne für Festivals verpflichtet. Frei nach dem Motto: "Die ziehen immer".
Stimmt! Fehlt lediglich der Zusatz: "Die sind immer gut". Stimmt nämlich genauso.
Auch in Balingen zementierte die Band ihren Ruf als Live Institution erneut.
Der Gig unterschied sich, abgesehen von der Tatsache, dass Gitarrist Ken Hammer jedes Jahr ca. 5 Kilo mehr auf den Rippen hat, so gut wie gar nicht vom letztjährigen Auftritt beim Rock Hard Festival. Warum sollte man auch irgendwas ändern, wenn man Granaten wie "Future World", "Rock The House" (Opener) oder "Yellow Rain" im Gepäck hat, die seit 20 Jahren funktionieren und die auch in den nächsten 20 zünden
Ronnie Atkins singt immer noch erstaunlich gut, liefert eine agile Performance ab und wirkt zudem überaus ehrlich und authentisch. Ein Rocker der alten Schule halt. Gleiches gilt für den Rest der Nordmänner. Eine absolute Gute Laune Band mit extrem hochwertigem Heavy Rock.
Sicher, man kann sich fragen, warum die Pretty Maids fast ausschließlich auf Oldies setzen. Warum nicht? Wenn man ein Meisterwerk wie "Future World" hervorbringt ist es legitim, dieses auch ausgiebig zu zelebrieren. Denn das ist es, was das Volk hören will.
Bis zum nächsten Jahr. (Maddin)

Normalerweise kann man als Band richtig froh sein, wenn man gegen 17:00 Uhr die Bühne betreten darf, da die stechende Mittagssonne vorbei ist. Ganz anders sieht dies aber an diesem gewissen 24. Juni 2006 für die Vorzeige-Hard-Rock-Truppe Y&T um ihren Götterfrontmann Dave Meniketti aus. Denn nur fünf Minuten nach Setbeginn stürmen Tausende Besuchern aus dem Festivalareal, um im Partyzelt oder der Innenstadt von Balingen die deutsche Fußballdemonstration gegen Schweden (2:0) zu sehen. Schade für eine der ganz großen Bands, an der die nachlassende Aufgeschlossenheit der verbliebenen Rocker nicht spurlos vorbei geht. Viele Die-Hard-Fans schätzten die Band im Nachhinein beim B-Y-H 2003 stärker als heute ein. Dennoch absolviert das Quartett einen ordentlichen Gig mit vielen Klassikern. (The Jack)

Noch ist das Spiel nicht zu Ende und auch Rik Emmet kann die Stimmung nicht wieder richtig nach oben auf Anschlag katapultieren - und das, obwohl er vorgab nur Hits aus der guten alten Triumph-Zeit zu performen. Man merkte einem großen Anteil der Zuschauer deutlich an, dass sie entweder Triumph nicht kennen bzw. keinen Bezug dazu haben oder um diese Uhrzeit etwas Muntereres als nette Gitarrensoli und Gesänge hören wollen. Den wahren Fans gefiel es trotz alle dem, auch wenn dieses Trio beim Rock of Ages Festival in wenigen Wochen wohl wesentlich besser aufgehoben wäre. (The Jack)

Gedränge vor der Bühne und eine außergewöhnliche Stimmung, das kann nur heißen, dass jetzt Zeit für eine ebenso außergewöhnliche Band ist. Korrekt! Stratovarius, die finnisch-schwedisch-deutsche Chaosband bringt die Power zurück zur Stage. Der phänomenale Sound, der selbst am hintersten Bierstand laut und klar zu vernehmen ist, tut das seinige zum Gelingen dieses Auftritts, der durch spektakuläre Entlassungen und Reunions in die Schlagzeilen geratenen Truppe. Lassen wir dies aber Geschichte sein, denn jetzt ist jetzt ist im Falle von Stratovarius Weltklasse. Ohne das Wirken von Timo Tolkki, der sich an diesem schönen Abend in einem Umkreis von zwei Metern bewegt, und seinen vier Mitstreitern würde es wohl 2.000 finnische Melodic und Power Metal Bands weniger geben. Die phantastischen, in die Gehörgänge wandernden Keyboardklänge des ehemaligen Yngwie Malmsteen und Dio Tastenmannes Jens Johansson beeinflussen wahrscheinlich den kompletten nordischen Musikbereich und darüber hinaus. Wunderbar, wie auch das kernige Drumspiel des deutschen Vertreters Jörg Michael und die treibenden Riffs von Tolkki. Den Vogel schießt jedoch Sänger Timo Kotipelto, der wie ein junger Gott den Tracks wie "Eagleheart" seinen Stempel aufdrückt und mit seinen im Lothar Matthäus Englisch gehaltenen Ansagen für allgemeine Belustigung sorgt: "We've got...äh...too much songs for you." Nun ja, macht ja nix, bei solch einer großartigen Performance. Die Melodic Power Metal Nummer eins aus Finnland ist endgültig zurück... (The Jack)

Whitesnake waren keine Enttäuschung, sie waren ein Ärgernis. Eine Unverschämtheit, eine Frechheit sondergleichen allen Fans gegenüber, die für ihr Geld hart arbeiten müssen, was Mr. Coverdale anscheinend nicht mehr nötig hat.
Der Reihe nach: Um 21.20 Uhr sollte der Auftritt beginnen. Als sich bis 21.40 Uhr immer noch nichts regte, setzte unter den Fans ein gellendes Pfeifkonzert ein. Doch es dauerte noch weitere 10 Minuten bis sich die Herren Rockstars auf die Bühne bequemten. Später wurde die Verspätung mit einem technischen Problem begründet. Seltsam allerdings, dass man während der gesamten Zeit keinen einzigen Techniker auf der Stage ausmachen konnte.
Von den folgenden 70 Minuten wurden ganze zwanzig für ausufernde Solo
Einlagen der Herren Aldrich, Beach und Aldridge verbraten. Bleiben also netto 50 Minuten Whitesnake. Na, das werden die vielen Fans, die sich nur aufgrund dieser Band ein Tagesticket gekauft haben aber toll finden!
Doch es kommt noch besser. Jeder weiß, dass in Balingen um Punkt 23 Uhr Schluss sein muss, weil es sonst saftige Strafen hagelt. Hier legte der hübsche David dann auch eine vorbildliche Pünktlichkeit an den Tag. Erneutes Pfeifkonzert. Der Veranstalter teilte der Band dann mit, dass man noch 8 Minuten dran hängen könnte, was Coverdale aber mit der grandiosen Aussage, sie hätten nur Songs über 8 Minuten, ablehnte.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin großer Whitesnake Fan, gerade deswegen rege ich mich auch tierisch über so ein unprofessionelles Verhalten auf.
Von daher werde ich mich auch nicht dazu äußern, was in den 70 Minuten konzerttechnisch abgegangen ist.
Denn ein ausführliches Live Review hat so eine Fan Verarsche nicht verdient.
Good Night, Mr.Coverdale! (Maddin)


Das abschließende Fazit der SQUEALER.net Gesandten:



The Jack

Nach dem etwas überlaufenen Jubiläumsfestival mit Motörhead und Twisted Sister war die elfte Auflage des B-Y-H in diesem Jahr mal wieder ein voller Erfolg. Die Stimmung war genial und entspannt und jede, aber wirklich jede Band fand den Zuspruch, den sie verdient hatte. Spielten im letzten Jahr die Opener trotz ausverkauftem Festival vor wenigen hundert Zuschauern, so war es heuer richtig propre voll vor der Bühne.
Höhepunkte: Die Auftritte von Leatherwolf, Flotsam & Jetsam, Foreigner (wer hat damit gerechnet, dass AOR/Hard Rock so gut beim Metalpublikum ankommt? Geil!), In Flames (Götterband!), Powerwolf (sympathische, von sich überzeugte Band), Pretty Maids (Kult!) und Stratovarius (ein klarer, druckvoller Sound bis an den Bierstand).
Tiefpunkte: Viel zu meckern gibt es in diesem Jahr nicht. Mit Ausnahme der mich zu Tode langweilenden Doom-Kolosse von Count Raven und der fürchterlichen Dreistigkeit des David Coverdale eine halbe Stunde später aufzutreten und nach nur einer Stunde Spielzeit (davon zehn Minuten Soli) wieder abzutreten.

Maddin

Allen Verantwortlichen, Ordnern, Hilfskräften, Verkäufern, Fans und Polizisten ein großes Lob und ein riesiges DANKE!
Es war wieder mal eine super Atmosphäre bei Euch in Balingen. Absolut stressfrei und mega - freundlich. Allerdings hab' ich auch nix anderes erwartet. Man kennt das BYH ja.
Die Auswahl der Bands war ebenfalls wieder große Klasse, wunderbar ausgewogen.
Für nächstes Jahr wünsche ich mir…äh…das alles so bleibt, wie es ist.