Brainstorm und Winterstorm (16.10.2016, Bochum, Matrix, Rockpalast, maddin)
Auch in meinem Alter, auf der Zielgeraden zur „Großen 5“, gönnt man sich ab und an mal Konzerte, bei denen man vom Headliner schändlicherweise so gut wie nix kennt.
Klar, das kommt in so'nem Review jetzt nicht gerade cool rüber, aber man muss ja auch mal Mut zur Lücke zeigen ...eine Lücke übrigens, die nach diesem Abend schnellstens geschlossen wird!
Doch der Reihe nach: Klar, der Sonntag Abend ist schon ein Scheiss - Termin für ein Konzert - dazu noch die allgemein ungeliebte Matrix. Schlechter Sound, zu teuer, kein Essen - und dazu noch am Arsch der Welt gelegen (zumindest hat der Betreiber an diesem Abend eine überaus freundliche Security angeheuert - schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.)
So war ich wenig verwundert, dass sich nach meiner Schätzung die Zahl der anwesenden Musikfreunde im eh schon kleinen „Rockpalast“ im unwirtlichen Keller des Gebäudes lediglich im zweistelligen Bereich bewegte.
Die jedoch waren allesamt gut drauf und bereiteten kurz vor dem offiziellen Beginn dem lokalen Support Cryptic Lane einen relativ warmherzigen Empfang.
Das Wohlwollen des Publikums zog sich auch über die volle Distanz des Gigs, obwohl die Burschen aus Castrop – Rauxel stilistisch eher weniger zum metallischen Rest des Programms passten.
Die Truppe um Frontman und Neu – Bassist Rene Wilhelm frönt doch eher dem gemäßigten Spektrum der gitarrenlastigen Mucke. Alternative meets Hardrock / Melodic Rock nenne ich die Melange der jungen Combo mal. Das klingt alles sehr gefällig, an den ganz großen Hits jedoch mangelt es noch. Zudem muss die Band unbedingt an ihrem stageacting arbeiten. Nur nett zu sein, reicht einfach nicht aus, um einen bleibenden Eindruck bei einem Publikum zu hinterlassen, das wegen einer vor Energie nur so sprühenden Power Metal Institution den Weg nach Langendreer angetreten hat. Hier hätte man sich mehr „Arschtreten“ gewünscht – doch die junge Mannschaft wird sicher noch das nötige Selbstbewusstein bekommen. Auch das totgedudelte „Born to be Wild“ als junge Band zu bringen, kommt sicherlich auf Strassenfesten oder Rockertreffen gut an, aber vor Brainstorm? Nö - eher nicht....
Das größte Ärgernis jedoch war, das Bassist / Sänger Rene quasi zwei Songs den Viersaiter zupfte, ohne das er hörbar gewesen wäre. Auf seine Beschwerde hin dann ans Mischpult, wurde der Bass so laut gedreht, dass es kurzzeitig wiederum beinahe unterträglich laut wurde.
Echt traurig – ich dachte, solche Mätzchen gehören der Vergangenheit an und gäbe es nur bei Profilneurotikern wie W.A.S.P..
Die gute Laune kam jedoch ganz schnell wieder: Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause präsentierten die Bajuwaren Winterstorm eine tolle dreiviertel Stunde lang Mitsing – Metal. Das hat echt Spaß gemacht. Guter Sound, sehr sympathische Band, viel Action auf der Bühne und „Hoch die Tassen“. Bei Sabaton oder Powerwolf im Vorprogramm könnte die Truppe sicherlich viele CDs verkaufen. Doch auch hier muss man sagen, dass das Songwriting noch Wachtumspotential hat. Die folkigen und bierseligen Mitsingparts klingen oft sehr kalkuliert, zu wenig originell und haben eben nicht das Niveau ihrer Vorbilder.
Dennoch: Geiler Gig und tolle Unterhaltung!
Von „toller Unterhaltung“ war bei Brainstorm keine Rede mehr! Das war ein Gottesdienst!! Kennt Ihr das Gefühl, wenn man gar nicht mehr mitklatschen kann, weil man schlicht paralysiert ist? Wenn man nur noch fassunglos auf die Bühne glotzt und gar nicht versteht, was da gerade passiert?
Klar - das kennt man von Rush oder Savatage. Aber bei einer Power Metal Truppe aus Süddeutschland?
Wie im Vorwort erwähnt, waren mir fast alle Tracks unbekannt, aber jede dieser gottverdammt geilen Power Granaten hat mir eine Gänsehaut eingejagt.
Und – NATÜRLICH!!! - spielt die Performance der Band eine tragende Rolle! Gerade in so einem kleinen Laden. Über Sänger Andy B. Franck brauch' man wohl keine Worte mehr verlieren. Den kannte ich sogar ich von Symphorce. Umso überraschender – für mich, als Unwissender! -, dass man hier es mit einer Band zu tun hat, wo es bis in kleinste Detail simmt und alles stimmig wirkt.
Eine Mannschaft, die über die Bühne wirbelt, voller Energie steckt und zudem noch super sympathisch ist! JEDER Musiker war ein Highlight für sich!
Ich habe wirklich den ganzen Gig über gedacht: DAS IST SIE; DIE WALL OF SOUND!!!
Das war MÄCHTIG, das war FETT, das war METAL! Allenfalls vergleichbar mir den leider verblichenen Stygma 4 aus Österreich!
Ach, ja - und zum Sound bei Brainstorm: Geht doch!
Ein toller Sonntagabend mit drei stilistisch verschieden gelagerten Bands für 'ne schmale Mark.
Klasse! Beim nächsten Mal aber bitte den Samstag wählen....
Setlists?
Ich kannte außer „Born to be wild“ doch nix...
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