Squealer-Rocks.de Live-Review
Avantasia (21.03.2016, Turbinenhalle, Oberhausen, maddin)

Die Erwartungshaltung hätte nicht höher sein können:

Nicht nur, dass Meister Sammet mit „Ghostlights“ das bisher abwechslungsreichste und in meinen Augen auch beste Avantasia Album auf den Markt geschmissen hat, nein, auch die Ankündigung mindestens drei Stunden zu spielen und die Liste der beteiligten Protagonisten schraubte die Vorfreude in ungeahnte Höhen.
Und, soviel vorweg, die beinahe überirdischen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen!

Leider jedoch muss ich meine kleine Rückschau mit einem negativen Aspekt beginnen: Wie schon 2013 war die Turbinenhalle nicht nur ausverkauft, sondern schlichtweg überfüllt. Eine volle Halle ist ja nett, wenn aber mindestens 20% des eingelassenen Publikums keine Gelegenheit hat, weder Sound noch Optik halbwegs vernünftig zu geniessen, wenn Leute keine Möglichkeit mehr haben, in die Halle zu kommen, wenn sie - mit viel Glück – gerade mal in den Saal spicken können, dann läuft hier irgendwas verkehrt!
Dann grenzt die Verkaufspolitik des Veranstalters an Betrug!

So, jetzt aber zum positiven, wobei – gibt es eigentlich ein adäquates Adjektiv, das dieser Show annähernd gerecht wird?
NEIN!!! Super – Hyper – Hammergeil wäre noch eine Untertreibung!
Fast pünktlich um exakt 8 Minuten nach 2O Uhr dröhnte das altbekannte Intro „Also sprach Zarathustra“ durch den Saal, die Lautstärke des Fanjubels übertraf beinahe den Sound der PA, und als Tobi nebst Gefolge mit dem Meat Loaf Song „Mystery of a blood Red Rose“ loslegte, wurde trotz Gänsehaut und Pisse in den Augen schnell folgendes klar: Der Sound war laut, dennoch glasklar, alle Musiker entstammen der Champions League und Meister Sammet war bestens bei Stimme.

Das war ja nicht immer so und es gab schon Avantasia Konzerte, wo man dankbar war, dass es genügend Gastsänger gab, die die stimmlichen Kohlen aus dem Feuer holten.
Heute Abend unnötig – dennoch ging ein Raunen durch den Saal als beim folgenden „Gostlights“ Michael Kiske die wunderbar gestaltete doppelstöckige Bühne betrat. Der Hüne singt immer noch so wie vor 20 Jahren und Tobi wurde auch nicht müde zu betonen, wie sehr er den Kiske bewundert, dass er ihn quasi zum Metal gebracht hat und gestand nebenbei noch, dass er „I want out“ bisher dreimal gecovert hat...

Überhaupt, die Ansagen: Die verbalen Ausflüge des Avantasia Chefs gelten ja gemeinhin als gefürchtet (oder geliebt). Diesmal war alles gut. Keine Fussball Sprüche, die „Attacken“ gegen Oli Hartmann sind mittlerweile Programm und seinem Bassisten zu sagen, dass es eben nicht für 6 Saiten gereicht hat, ist schon große Satire, da man als Zuschauer nie das Gefühl hatte, Sammet wäre überheblich.
Den Preis für den besten Spruch des Abends bekommt jedoch Jorn Lande. Bei seiner Lobeshymne auf Tobi erwähnte er Edguy mit dem Satz „OK . Not so bad...“.

Back to Music: Die größten Sympathie- Punkte seitens des Publikums bekam Altmeister Bob Catley. Seine typische Gestik, sein formidabler Gesang, das passte. Die Frauen fanden ihn „niedlich“, wir Altrocker erstarrten in Ehrfurcht und Sammet war anzumerken, wie sehr er es geniesst, mit dieser Legende die Bühne zu teilen.

Gesangliches Highlight war - wie erwartet – Jorn Lande. Sein „Lucifer“ jagt mir jetzt noch eine Entenpelle ein.
Auch „Mr. Big Mouth“ Eric Martin war wieder mal grandios. Man mus ihn nicht mögen, mit seinem roten Schal, mit seiner großen Schnauze, aber der Typ ist irgendwie authentisch und bei „Dying for an Angel“ hat er wieder mal bewiesen, das er ohne Zweifel zu den Besten gehört.

Zu den „Besten“ gehört auch Amanda Sommerville. Gut, dass sie wieder dabei ist. Hauptsächlich im Background tätig, veredelt sie jeden Song und ihre Leads bei „Farewell“ sind unerreicht.
Natürlich muss man noch „Mr. Pretty Maids“, Ronnie Atkins, erwähnen und Herbie Langhans, der im Background tätig war und bei „Draconian Love“ die Bude zum toben und hüpfen brachte.

Ja, Scheisse - was muss ich noch alles erwähnen? 5 Seiten könnte ich vollrotzen---im Grunde kann man dieses Konzert gar nicht vernünftig beschreiben!
Drei Stunden und 20 Minuten Show, von denen nicht eine Minute langweilig war.

Klar – ein guter Konzertbericht sieht anders aus, aber wenn man knapp zwei Wochen später immer noch geflasht ist, hat die Band irgendwas verdammt richtig gemacht....

Setlist:

Intro
Mystery of a Blood Red Rose
Ghostlights
Invoke the Machine
Unhan the Light
A Restless Heart and Obsidian Skies
The Great Mystery
Scarecrow
Lucifer
The Watchmakers' Dream
What's Left of Me
The Wicked Symphony
Draconian Love
Farewell
Stargazers
Shelter from the Rain
The Story Ain't Over
Let the Storm Descend Upon You
Promised Land
Prelude
Reach Out for the Light
Avantasia
Twisted Mind
Dying for an Angel
Encore:
Lost in Space
Sign of the Cross / The Seven Angels