Squealer-Rocks.de Live-Review
Ohrenfeindt und Night Demon (20.03.2015, Essen, Turock, maddin)

Ich gebe es ja ungern zu, aber man sollte öfter mal auf seine Gemahlin hören.

So drängelte die schönste aller Frauen seit Wochen, wir sollten doch unbedingt das Konzert von Ohrenfeindt besuchen; die wären ja so geil.
Ohrenfeindt? Nie gehört und die Schreibweise liess mich in meiner kläglichen Unwissenheit an eine ebenso klägliche Onkelz – Kopie denken.

Im Turock angekommen, dann die erste Überraschung: Statt juveniler Freiwild - Kinder bestimmten Altrocker die Szenerie, zum Großteil in Leibchen von AC/DC, KISS, Judas Priest oder eben Ohrenfeindt gewandet.
„Geil“, dachte sich Euer – wie immer – höchst ergebener Schreiber, „hier bisse richtig!“.

Der Begriff „geil“ entfuhr mir dann noch gefühlte 100mal, als die Amis von Night Demon lautstark die Bühne stürmten. Und die Attribute „stürmen“ und „lautstark“ könnten treffender nicht sein.
Das Trio aus dem sonnigen Kalifornien präsentierte sich genauso, wie es sich für eine Vorgruppe gehört: Vollgas ohne Ende!
Ansagen? Keine Zeit! Rocken ist angesagt! Song auf Song knallten die super – sympathischen Jungs ins mit geschätzten 200 Leuten nur mittelmäßig gefüllte Auditorium.
Die Mucke der Burschen klingt wenig amerikanisch, als reinen NWOBHM Ableger, wie es in den meisten Reviews steht, würde ich die Kiste aber auch nicht einordnen.

Klar, man denkt öfters mal an alte Maiden der Di'Anno Phase oder auch an Jaguar oder ganz frühe Def Leppard. Doch die vor Energie nur so strotzenden Westküstler drücken ihrer Mucke schon einen eigenen Stempel auf, der auch so manches Mal an Volbeat oder KISS denken lässt. Ist halt 'ne sehr interessante Mischung, die man zu hören bekam. Spielfreude par excellence und genau das richtige Gespür für Melodien liessen anschliessend nicht nur mich zum Merch – Stand der Band pilgern.

Das richtige Gespür für gute Musik hatte ein Teil der Ohrenfeindt Fans offensichtlich nicht. Gut ein Drittel der Leute verliess den Saal nach drei Songs, was nicht weiter schlimm wäre – ein AC/DC Fan muss nicht unbedingt auf puren Metal stehen. Das jedoch einige Idioten meinten, sie müssten ihre Langeweile mit Rufen nach dem Headliner und dem demonstrativen Platzieren von vollen Bierbechern direkt zu Füssen des Bassers / Sängers kundtun, zeugt von absoluter Null - Intelligenz und ist einfach nur asozial.

Und ist bestimmt nicht im Sinne des Ohrenfeindt Masterminds Chris Laut gewesen. Die Wuchtbrumme aus Hamburg entpuppte sich nämlich als Obersympath vor dem Herrn.
So – wie waren die denn jetzt?
Ja, sie waren geil, sehr geil. Das hanseatische Trio rotzt und rockt sich durch einen zweistündigen Set, der von der Spielfreude und der Atmosphäre lebt.
Sicher – nicht jeder Track ist musikalisches Konfekt und so mancher Hit für die Fanbasis löst bei mir statt Euphorie eher nett gemeintes Kopfnicken aus.
Dennoch: Songs wie „Durch die Nacht“ sind hochwertiger Deutsch – Rock und sorgen für Gänsehaut.


Für ein Konzert sind Ohrenfeindt absolut empfehlenswert, machen Spaß und Stimmung, und ich würde jederzeit auch ohne den Druck meiner Herzdame da nochmal hinwalzen.
Allerdings muss man objektiv feststellen, dass die Vorgruppe mindestens zwei Ligen höher spielt.
Isso! Prost!