Squealer-Rocks.de Live-Review
Ray Wilson (25.11.2014, Bochum, Christuskirche, maddin)

Prolog:
Letztens beim Bierholen an einer Trinkhalle im pitoresken Wanne – Eickel:
„Ey, Maddin! Du bist doch so'n oller Prog Fan und hörst Dir den gerne Genesis an!“.
„Ja, und?

„Der Ray Wilson spielt in Bochum in der Christuskirche, wäre das nix für Dich?“
„Am Arsch!Genesis gehen nur mit Peter Gabriel und in Abstrichen mit Phil Collins am Gesang, als sie poppig wurden. Einen Aushilfssänger brauche ich nicht! NO!“
„Dann bleib' doch zu Hause! War nur nett gemeint!“
„Tu' ich auch, Du Arsch!“

21. November 2014, Christuskirche Bochum: Während ich überlege, ob dies der richtige Platz ist, meine mich begleitende Herzdame zu heiraten, versuche ich umzudenken, und diesen Ort als Konzert – Lokalität einzuordnen.
Und siehe da: Selbst, wenn die Herzallerliebste „Nein“ sagt, ist die evangelische Kirche mitten im Bochumer Zentrum DER perfekte Saal für geile Mucke – wer hätte das gedacht?
Geschätzte 1000 Leute füllen die Holzbänke und die leicht ansteigende Form ermöglicht einen Blick auf die Bühne, auch wenn man ganz hinten sitzt.
Zudem sind in wunderbar akustisch austangierten Abständen Lautsprecher aufgestellt, so dass man überall in diesem wunderschönen Klangraum den besten Sound auf die Ohren bekommt.

Als der wunderbar bescheidene und sympathische Ray Wilson nebst formidablem Ensemble die Bühne betritt, und mit dem Genesis Klopper „That's all“ die Show beginnt, gibt es klangmäßig noch ein bisserl was zu meckern: Zu wenig Gitarre und zu leise – was sich bei der folgenden Collins - Flachheit „Another Day in Paradise“ - dem einzigen unnötigen Song des Abends – auch nicht groß änderte.
Doch spätestens bei dem legendären „The Carpet Crawlers“ hatte der überaus fähige Mann am Mischpult die Sache im Griff und man konnte einen Sound geniessen, der dem eines 200 Euro teuren Kopfhörers in nichts nachstand.

Man muss fairerweise sagen, dass der liebe Ray Wilson in der Ankündigung ein kleines bisschen gelogen hat. Denn die Setlist bestand nur zu 50% aus Genesis Classics.
Die andere Hälfte stellten Songs aus dem Solo – Schaffen des Sängers dar. Ein Manko? Mitnichten!
Ein Klopper wie „Propaganda Man“ ist kompositorisch so stark, dass er locker auf den neueren Alben der Legende hätte Platz finden können.


Ein weiteres Highlight dieses unbeschreiblich geilen Konzerts sind die Solo – Darbietungen der Mitmusiker des Ex - Genesis Vokalisten.
Was die beiden Mädels an ihren Violinen, was der Keyboarder und der Bassist, der zudem noch Saxophon und Klarinette bedient hat, da so abgezogen haben – das war geil, GEIL!

Gut 2,5 Stunden dauerte der Gottesdienst und spätestens beim unvergleichlichen „Mama“ standen alle Hardcore Fans im Mittelgang des Gotteshauses und rockten, was das Kreuz aushielt.
Das der Meister himself den Abend mit dem höchstselbst komponierten Country Track „The Airport Song“ beendet der einem Alan Jackson Classic in nichts nachsteht, hebt ihn von einem super – sympathischen Musiker noch zu einem „den will ich knudeln“ - Mucker hervor.
Der einstimmige Tenor nach Verlassen der Kirche war der: „ Ab wann kann man Karten kaufen für nächstes Jahr?“.

Epilog:
Trinkhalle, Wanne Eickel. Maddin holt 5 Kannen Bier:
„Und, Alter – warste da?“
„Ja!“
„Und? Watt sachste?“
„Wozu?“
„Na, zum Ray Wilson!“
„War Scheisse!“
„ Im Ernst?“
„Lass mich in Ruhe!!.....“

Setlist:
That's All
Another Day in Paradise
(
Wait for Better Days
The Carpet Crawlers
Alone
The Actor
Another Cup of Coffee

Keyboard Solo
Not About Us
Take It Slow
Entangled
(Instrumental: Keyboard & Violin)
Invisible Touch
Sarah
More Propaganda
No Son of Mine
Congo

Vivaldi Intermezzo
Inside

Follow You Follow Me
Change
Solsbury Hill
One More Night

After the Ordeal / Blood on the Rooftops

Ripples...

Mama

Encore:
American Beauty

Jesus He Knows Me

The Airport Song