Status Quo und The Spirits of Woodstock (19.03.2014, Oberhausen, Köpi - Arena, maddin)
Der harte Kern der Fans ist selig, die Band ist ob der guten Publikumsreaktionen zufrieden, nur der Veranstalter, der dürfte nicht so glücklich sein.
Obwohl die Reunion - Tour der legendären „Frantic Four“ beinahe ein halbes Jahr vorher beworben wurde, war die Halle in Oberhausen erschreckend schwach gefüllt.
Die Bühne wurde um zwei ganze Blöcke nach vorne geschoben und der Oberrang war nur sehr spärlich besetzt.
Zogen die unsäglichen Backstreet Byos zwei Tage vorher noch 11.000 Leute in die Köpi – Arena, so waren es bei Status Quo maximal die Hälfte, eher weniger.
Schon traurig, wenn eine dermaßen massgebliche Legende vor halbleeren Hallen spielen muss, während die Playback - Könige aus Amiland den Saal locker füllen.
Denk' ich an Deutschland in der Nacht....
Sei's drum – die Anwesenden bekamen das, was sie wollten.
Die Vorband um Carl Carlton und seine Spirits of Woodstock wollten sie offensichtlich nicht.
Auch, wenn ich das Desinteresse der Masse als z.T. arrogant empfinde, so kann ich es zum anderen Teil aber auch nachvollziehen.
Die Norddeutsche Produzenten – Legende Carlton, lediglich von einem Keyboarder und einem Drummer unterstützt, lieferte einen sehr guten Gig ab, der zum Großteil aus Coverversionen der Blues Ära bestand.
Zudem erzählte der Gute ständig Annekdoten aus der guten alten Zeit, und überhaupt machte der Gig Spaß, bzw. er hätte Spaß machen können.
In einem Irish Pub zum Beispiel oder auf einem kleinen Open Air, bei dem man entspannt auf der Wiese sitzt.
Aber in der großen Arena zu Oberhausen, vor Status Quo, vor ein paar tausend Leuten, die nur harten Boogie Rock hören wollen?
Nöö. Klassische Fehlbesetzung.
Die Stimmung schlug natürlich sofort um, als das Saallicht erlosch und die berühmte Ansage des „Quo...Live“ Albums durchs Rund schallte.
Der Vorhang mit dem „Hello“ - Motiv fiel und da standen / saßen sie, die Frantic Four!
Ist der Hallenboden bei vielen Konzerten nass vom verschütteten Bier, so dürften diesmal vergossene Freudentränen der Grund für eine akute Rutschgefahr gewesen sein.
Wenn alte Männer weinen....
Als der stimmlich bestens aufgelegte Alan Lancaster mit „Juniors Wailing“ loslegte, da brachen alle Dämme.
Überhaupt, Alan Lancaster: Was dieser Obersympath, durch seine MS Erkrankung stark in seinem Bewegungsradius eingeschränkt, trotz offensichtlicher Schmerzen hier abgezogen hat, war nicht nur bemerkenswert, es war Legende!
Das beeindruckendste war jedoch, dass er nicht den leidgeplagten Kämpfer gab, sondern eine Fröhlichkeit und Spielfreude ausstrahlte, das man diesen Kerl einfach lieb haben muss.
Das andere Ex- Mitglied, John Coghlan an den Drums, machte ebenfalls einen guten Job und hatte offensichtlich sehr viel Spaß dabei.
Die beiden Bosse Rossi und Parfitt wirkten gut gelaunt und spielsicher - also eigentlich wie immer.
Die Setlist bot erwartungsgemäß wenig Abweichungen von der im letzten Jahr und gut ein Drittel der Songs hört man auch im Programm der aktuellen Quo. Ob diese, wie viele Hardcore Fans glauben, nun im Original Line Up besser klingen, lass' ich mal dahingestellt.
Fakt ist, dass der Sound in der Halle ziemlich perfekt war – schön laut und dennoch klar.
Auch die Lightshow war, wenn auch nicht überdimensioniert, nett anzusehen.
Es bleibt die Erinnerung an einen tollen Headliner, in die sich leider ein bisschen Wehmut mischt.
Denn diese Formation werden wir aufgrund des schlechten Zustands von Alan Lancaster wohl nicht mehr sehen können.
Doch wenn sich jemand mit Würde verabschiedet hat, dann ist es dieser tapfere kleine englische Kerl.
Danke!
Setlist:
Junior's Wailing
Backwater
Just Take Me
Is There a Better Way
In My Chair
Blue Eyed Lady
Little Lady
Most of the Time
Rain
(April) Spring, Summer & Wednesdays
Railroad
Oh Baby
Forty-Five Hundred Times / Gotta Go Home
Big Fat Mama
Down Down
Roadhouse Blues
Caroline
Bye Bye Johnny
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