Status Quo und Uriah Heep (13.11.2013, Dortmund, Westalenhalle 1, maddin)
Wieder einmal präsentieren sich Status Quo live mit einem Support, der den gerne überstrapazierten Begriff vom „Doppel – Konzert“ alle Ehre macht.
Mit Uriah Heep hat man einen echten „Special Guest“ im Gepäck, und dieses Package relativiert auch den mittlerweile üblichen Salär von gut 50 Euro, so dass man hier, mit ein bisschen gutem Willen, in der Tat von „Value for money“ sprechen kann.
Sicher, die Westfalenhalle 1 zu buchen war etwas zu optimistisch seitens des Veranstalters gedacht. Doch bei ca. 5000 Besuchern konnten alle Zuschauer einen enstpannten Abend ohne Gedränge verbringen, da man freundlicherweise sogar den Oberrang geöffnet hat, für den im Vorverkauf gar keine Plätze verkauft wurden.
Eigentlich eine nette Geste der Organisation – obwohl sich so mancher Musikfreund fragen mag, weshalb er die teuersten Tickets im besten Block kauft, wenn dort jeder Hansel auch ohne gültiges Ticket mangels Kontrolle einmarschieren kann.
Sei's drum - als Uriah Heep um 19.50 ihre Show gewohnt fulminant eröffnen, steht eh jeder Rockfan in den vordersten Reihen. Doch dort gehen die Mundwinkel direkt gen Süden.
Mit „Overload“ hat die spielfreudige Truppe zwar einen ungewöhnlichen und nicht optimalen Opener gewählt, das jedoch wäre kein echter Grund für Enttäuschung gewesen.
Der „Sound“ jedoch, der uns hier angeboten wurde, war - gelinde gesagt – eine Katastrophe.
Der Bass übertönte alles, Mick Box' Gitarre war quasi nicht zu hören und Bernie Shaws Gesang war hoffnungslos übersteuert.
Nun, auch wenn es sich bei Mr. Shaw um einen der besten - wahrscheinlich DEN besten - Hardrock Sänger handelt, war das etwas zuviel des Guten.
In der Hoffnung, dass sich der Klang irgendwo anders in der Halle verbessert, marschiert Euer höchst ergebener Rezensent zunächst Richtung Mischpult, bevor er dann Unter – und Oberrang auf seiner akustischen Expedition erwandert, nur um festzustellen, dass der Matsch, der dort aus der überdimensionierten PA durch das altwehrwürdige Rund waberte, nur noch elendiger wurde, und die ca. 1000 Leute, die sich noch an den Bierständen des Umlaufs befanden, eine beinahe bessere Akustik erlebten, als die Fans im Innenraum.
Dem Mann am Mischpult dafür rechts links was auf die Backen!
Den Gentlemen von Uriah Heep dagegen rechts und links ein Schulterklopfen.
Diese Band kann anscheinend keine lustlosen Gigs abliefern. Mick Box, mit knallroten Stiefeletten, grinste wie immer durchgehend und zu Bernie Shaw hab' ich eh schon alles notwendige gesagt.
Lediglich die Setlist war etwas zu sehr Retro – orientiert. Man dachte wohl, es wäre passend bei Quo. Doch hier unterschätzt sich die Truppe anscheinend selbst.
Der Großteil des Publikums kannte eh nur „Lady in Black“ und „Easy Livin'“ und die Heep Fans hätten sich mit Sicherheit auch über mehr neueres Material gefreut.
Egal: Heep wurden relativ gut abgefeiert und gingen zufrieden von der Bühne, auch wenn der Gig hier nicht mal annähernd mit dem von der letzten Tour vergleichbar war.
Und dann, ja dann – dann war es wieder mal soweit.
The same procedure as every Year!
Im Innenraum wurde es etwas lichter, dafür füllten sich die Ränge.
Als der Startschuss mit „Caroline“ zu gut 100 Minuten Party fiel, brachen wieder mal alle Dämme.
Es gibt einfach nix geileres! Punkt. Ausrufungszeichen! Doppelt!! Dreifach!!!
Begleitet von einer imposanten Lichtshow und einem Sound, der zumindest akzeptabel war, wurde gleich deutlich: Quo haben immer noch Bock!
Francis Rossi war an diesem Abend besonders gut drauf und machte neben seinen meist unverständlichen Ansagen während der Songs allerhand Faxen, und wurde von Basser Rhino in puncto Stageacting eindrucksvoll unterstützt.
Rick Parfitt hielt sich am Mittwoch eher zurück und verweilte meist in „seiner Ecke“, machte aber dennoch einen sehr energischen Eindruck und intonierte härtere Klopper wie „Again and Again“ oder „Big fat Mama“, wenn auch im Rahmen eines Medleys, bestechend gut.
Andy Bown war wie immer der sympathische Fels in der Brandung und gab abwechselnd den Tastenmann wie auch den dritten Gitarristen, während Neu – Drummer Leon Cave halt das spielte, was bei Quo eben nötig ist.
Über die Setlist kann man wie immer streiten, doch zumindest gab es zwei Songs des aktuellen und sehr umstrittenen „Bula Quo“ Albums zu hören, die Live wesentlich besser als auf Platte zündeten, und auch der - unumstrittene – famose Vorgänger „Quid Pro Quo“ wurde kurz bedacht.
Sicher – das gegen Ende des Gigs die Stimmung im Innenraum immer schlechter wurde, während es auf den Rängen immer lauter wurde, liegt mittlerweile in der Natur der Sache.
Auch ich kann Songs wie „Rockin' all over the World“ einfach nicht mehr hören, während meine Begleitung als „Neuling“ davon völlig begeistert war.
Aber so ist es nun mal, wenn eine Band bei einem Konzert Gelegenheits – Hörer, die meinen Respekt verdienen, Hardcore Fans, die meinen absoluten Respekt verdienen und „Wetten, dass..“ Event – Publikum, das meine Verachtung vedient, unter einem Hallendach vereint.
Dazu könnte man jetzt ein Referat über die Gesetze des Marktes halten.
Man könnte aber auch einfach sagen, dass es ein geiler Abend mit einer unbeschreiblich eindrucksvollen Rockband war, die es immer noch drauf hat und keine Spur von Abnutzungserscheinungen zeigt.
Ich halte es von daher mit zweiterem und sage: Danke, Quo!
Und wie immer:
Wie buchstabiert man Rock'n'Roll:
S-T-A-T-U-S Q-U-O !!!
Setlist Uriah Heep:
Overload
Traveller in Time
Sunrise
I'm Ready
Between Two Worlds
Gypsy
Look at Yourself
July Morning
Easy Livin'
Encore:
Lady in Black
Get Back
Setlist Status Quo:
Caroline
Paper Plane
Hold You Back
Rain
Looking Out for Caroline
Go Go Go
Rock 'n' Roll 'n' You
Beginning of the End
What You're Proposing / Down the Dustpipe / Wild Side of Life / Railroad / Again and Again
Big Fat Mama
The Oriental
Creepin' Up on You
In the Army Now
Drum Solo
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin' All Over the World
Encore:
Junior's Wailing
Rock and Roll Music / Bye Bye Johnny
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