Squealer-Rocks.de Live-Review
Pretty Maids + Pink Cream 69 und L. Distance Call,The Claymore (18.09.2013, Bochum, Matrix, maddin)

Die Matrix in Bochum hat bei Konzertgängern nicht den besten Ruf. Der schlauchförmige Saal ist schwer zu beschallen, die PA in der Location verdient ihren Namen nicht und ab 300 Zuschauern wird es nicht nur eng, sondern extrem unangenehm.
Nun, nach dem gestrigen Abend wird sich die Reputation der Discothek in Langendreer weiter verschlechtern.
Doch der Reihe nach:

Bereits um 18.30 Uhr wurden Long Distance Call – ohne Soundcheck – auf die Mini - Bühne gejagt. Umso überraschender war der relativ angenehme Sound, auch wenn man noch Lichtjahre von „Gut“ entfernt war.
Die Truppe um den Ex- Custard Gitarrero Robert Resniak verscheuchte jedoch von der ersten Sekunde an alle negativen Gedanken und gab die Parole „Spaß“ aus.
Der sehr amerikanisch wirkende Hardrock kam bei den zu diesem frühen Zeitpunkt bereits ca. 200 Anwesenden überaus gut an und die Beifallsbekundungen beschränkten sich nicht nur auf den mitgebrachten Fan Club.
Sängerin Corry machte nicht nur optisch - darf man als oller Kerl ja mal sagen! - ein gute Figur, sondern brillierte stimmlich und überzeugte zudem mit ihrer sehr sympathischen, fast zurückhaltenden Art.
Mastermind Robert veredelte die eingängigen Songs mit Soli, die von irgendwo her kommen mögen – von dieser Welt sind sie jedenfalls nicht.

Nach einer kurzen Umbaupause stürmten dann die allesamt in Hemd und Schlips gewandeten Power Metaler von The Claymore die Bretter der niedrigen Bühne.
Ich war nicht der einzige, der auf den neuen Sänger gespannt war. Ein schweres Erbe, fürwahr.
Doch der „Neue“ machte seine Aufgabe nicht nur gut, er bewältigte sie mit Bravour.
Mike steht seinem Vorgänger in nichts nach, er ist sogar vielseitiger.
Nur an den Ansagen, da muss der Herr noch etwas arbeiten.
Ansonsten kann man zu The Claymore das Qualitätssiegel „wie immer“ vergeben.
Heisst, es wird technisch versierter Power Metal geboten, der vor originellen Ideen nur so strotzt.
Seien es moderne Einflüsse oder die typischen Maiden Parallelen.
The Claymore vetstehen ihr Handwerk nicht, sie zelebrieren es geradezu.
Das energische Stageacting tat sein übriges, um hier beide Daumen nach oben gehen zu lassen.
Die einzige Gänsehaut an diesem Abend, die habe ich bei den Metallern aus Castrop bekommen.
Grandios!

Danach war es Zeit für die Multi – Kulti Combo Pink Cream 69. Und siehe da: Mit einmal war der Sound perfekt!
Die Pinkies boten einen fast Headliner Set von 70 Minuten und hier gibt es nix – gar nix- zu meckern.
Sänger David Readman ist ein Frontman par excellence, ein Profi durch und durch und seine Gesangsleistung war über jeden Zweifel erhaben.
Da stört es wenig, dass seine Bandkumpels wenig bis gar kein Stageacting boten.
Die Mischung aus neuen und alten Songs funktionierte wunderbar. Highlights kann man nicht nennen, da die Badener Truppe ein konstantes Stimmungslevel halten konnte.
So, genau so, hat sich eine Profi – Band zu präsentieren.
Perfekt!

Und dann, ja dann – dann kam der Super – Gau. Bei den Pretty Maids? Ja, man muss es so sagen.
Wobei: Die Band trifft keine Schuld. Die Dänen waren toll wie immer – wenn man sie denn hören konnte.
Das konnte jedoch keiner im Saal! Beim Opener „Mother of all Lies“ waren lediglich Gesang, Keyboard und ein Schlagzeug zu vernehmen, das Erinnerungen an Metallicas „St. Anger“ wach werden liess.
Und – es wurde nicht besser!
„Love Games“, „Needles in the Dark“ und „Rodeo“ wurden von Ronnie Atkins wunderbar intoniert, nur die Klampfe des mittlerweile auf die dreifache Breite angeschwollenen Ken Hammer war schlichtweg nicht zu hören.
Leider war der offensichtlich orientierungslose Mischer beratungsresistent und tat die Beschwerden mehrerer Dutzend Besucher mit einer läppischen Handbewegung ab.
Prost!

Dazu kommt, dass jeder der ca. 600 Zuschauer, der nicht mindestens so groß wie Euer ergebener Schreiber, sprich 1,85 m, war, nichts, aber auch gar nichts von der Band sehen konnte.
Wie auch, bei einer Bühne, die gerade mal in Knöchelhöhe aufgebaut ist?
Total schade, denn die Maids boten neben ihrer bekannten Spielfreude eine tolle Setlist, die eine perfekte Mischung aus aktuellen Songs und Klassikern bot. Das man Tracks von genialen Scheiben wie „Sin Decade“ oder „Jump the Gun“ ausgespart hat, ist zwar ärgerlich, aber wenn man einen Backkatalog aus lauter Schmuckstücken besitzt, muss halt die eine oder andere Perle im Kästchen bleiben.

Fazit: Ein Paket, das echt Value for Money (24 Euro) bieten konnte, leider in der falschen Location mit dem unfähigsten Mischer an den Reglern, den ich in 30 Jahren erleben musste.

Setlist Pink Cream 69:
1. Keep Your Eye on the Twisted
2. Hell's Gone Crazy
3. Special
4. Lost In Illusions
5. Talk to the Moon
6. Break the Silence
7. Do You Like It Like That
8. The Tide
9. The Spirit
10. No Way Out
11. Livin' My Life for You
12. Wasted Years
13. Children of the Dawn
14. Shame


Setlist Pretty Maids:
1. Mother of All Lies
2. I See Ghosts
3. Needles in the Dark
4. Love Games
5. Sad to See You Suffer
6. Why So Serious
7. Yellow Rain
8. Queen Of Dreams
9. Fortuna Imperatrix Mundi (Carmina Burana)
9. Back to Back
10. Rodeo
11. Please Don't Leave Me
12. I.N.V.U.
13. Red, Hot and Heavy
Encore:
14. It Comes at Night
15. Little Drops of Heaven
16. Future World