Squealer-Rocks.de Live-Review
Asia (02.09.2013, Bochum, Zeche, maddin)

Ungefähr ein Drittel der gut 800 Leute in der fast asuverkauften Zeche waren, wie ich sie mal nennen will, „Nostalgie - Fans“. Heisst, Musikfreunde, die das erfolgreiche Treiben von Asia in den 80ern wohlwollend betrachtet haben, über die aktuellen Geschehnisse aber wenig bis gar keine Kenntnis besitzen.
Dieses Drittel staunte nicht schlecht, als die Bombast – Pop -Prog Legende um Schlag 20 Uhr die Bühne des atwehrwürdigen Clubs an der Prinz Regent Strasse betrat.
So war die einstige Supergroup auf eine ¾ Allstar Combo geschrumpft.

Da stand nämlich rechts neben John Wetton nicht die Institution Steve Howe, sondern ein „Milchgesicht“, das mit seinen gerade mal 26 Lenzen gar der Enkel seiner Mitmusiker sein könnte.
Fragen wie „Ist Howe krank?“ machten während des perfekt gezockten Openers „Only Time will Tell“ die Runde.
Nachdem die Kunde durch den Saal schwappte, dass dieser Bubi mittlerweile festes Mitglied bei Asia ist, gingen die Mundwinkel bei den Uninformierten zunächst steil nach unten.
Doch spätestens beim folgenden, ebenso formidabel dargebotenen, „Wildest Dreams“ hatte das „Milchgesicht“ gewonnen.

Der Junior im Asia Team, der eigentlich Sam Coulson heisst, steht einem Steve Howe technisch in nichts nach und hat zudem mit einer super – sympathischen Ausstrahlung überzeugt.
Ohne affektiert zu wirken, hat der junge Saiten – Hero jederzeit den höchst schwierigen Spagat geschafft, Spaß und gleichzeitig Respekt gegenüber den drei Legenden, mit denen er die Bühne teilt, zu demonstrieren.
Ein Umstand, den Asia Boss John Wetton durchaus zu schätzen wusste und der Jungspund wurde quasi permanent von seinem Chef mit Applaus bedacht.

Überhaupt: John Wetton wirkte um einges zugänglicher, spielfreudiger und entspannter als noch vor drei Jahren an selber Stelle. Es ist ja kein Geheimnis, dass der Gute mit Steve Howe nicht gerade eine innige Freundschaft pflegte.
Der Beweis dafür, dass selbst die größten Virtuosen von einer funktionierenden Bandchemie profitieren.
Sein Gesang war - keine Übertreibung! – BESSER als auf CD, was spätestens bei der semi – akustischen Version von „Voice of America“ deutlich wurde.

Zu Geoff Downes gibt es - wie immer – nicht viel zu sagen; zumindest nix schlechtes. Der Blondschopf knallt neben seiner brillanten Tastenarbeit Background Vocals raus, dass meine Herzdame mehrfach fragte: „Ist das wirklich live?“
„Ja, das ist live! Das ist bei Asia immer so!“, lautete dann die Antwort aus mehreren Kehlen.
Was auch auf den Sound in der Halle zutrifft.
Der nämlich klang beinahe so, als hätte man einen Kopfhörer der Oberpreisklasse auf den Lauschern.

Die Setlist war leider dem Umstand geschudet, dass der aktuelle Output „XXX“ schon über ein Jahr alt ist. Bedeutet, der Schwerpunkt lag auf den alten Songs und die Alben der Neuzeit wurden nur punktuell bedacht. Für meinen Geschmack etwas schade, denn bei einer Spielzeit von gerade mal 90 Minuten ohne Vorband (was übrigens auf den Plakaten beworben wurde) hätte wohl nicht nur ich noch gerne neuere Klopper wie „Holy War“ oder „Bury me in Willow“ gehört.

Tut aber der Sache keinen Abbruch. Es war kein Konzert, es war eine Offenbarung und man hat hinterher 800 grinsende Gesichter gesehen.
Überhaupt, das Publikum: Es war so wie 2010. Man sieht neben ein paar Hardcore Fans hauptsächlich Typen, von denen man eher denkt, sie gehen auf Jazz Konzerte.
Die aber machen dann eine Stimmung, dass die Bude bebt! Herrlich!
Irgendwas vergessen? Das war doch noch was, oder?
JAAAAA – das war Carl Palmer an den Drums!
Es gibt viele gute Schlagzeuger, sogar viele sehr gute Schlagzeuger – und dann gibt es noch Carl Palmer.
Der Mann ist zweifellos der Blickfang bei einem Asia Konzert. Es spricht Bände, dass bei seinem Drum – Solo niemand im Auditorium die sanitären Anlagen aufsucht.
Es ist eher so, dass die Stimmung hier ihren Höhepunkt erreicht.
Selbst beim großen Finale und dem Signature Track „Heat of the Moment“ ist es Carl Palmer, der die Leute mitreisst.

Ganz ehrlich: Wenn man auf einem Asia Konzert war, könnte man 5 Seiten schreiben und es wäre immer noch nicht genug!!!
Man kann es aber auch so formulieren:
Gute Musik – sehr gute Musik – ASIA!!!

Oder so: Gute Musiker – Profis – ASIA!

Oder so: Guter Sound – fantastischer Sound – ASIA!

Oder so: ...das sind / nn bei 5 Seiten....


Setlist:
Only time will tell
wildest dreams
face on the bridge
don't cry
an extraordinary life
opnen Your eyes
voice of America
my own time
the smile has left Your eyes
days like these
time again
go
drum solo
sole survivor

Heat of the Moment