Squealer-Rocks.de Live-Review
Skapa Flöw und Custard (23.06.2013, Waltrop, Yahoo, maddin)

Drei Euro Fuffzig Eintritt für zwei Bands, von denen der Headliner eine Ruhrpott - Institution ist und schon seit ungefähr 200 Jahren durch die Lande zieht.
Ja, ich gebe zu, dass ich zu der Fraktion gehörte, die „viel zu billig – das sieht nach Ramsch aus, da kommt keine Sau, höchstens Asis!“ gebrüllt hat - nur um mich eines Besseren belehren zu lassen.
Statt den von mir befürchteten „Asis“, die den günstigen Salär zum Anlass nehmen, zu randalieren, versammelten sich an die 100, größtenteils bandkundige Musikfreunde im kleinen, aber schmucken „Yahoo“.
Tja – selten hat man so gerne Unrecht gehabt....

So konnten die Nachwuchs – Sleazer von Skapa Flöw vor einem schon recht gut gefüllten Saal mit einem überraschend guten und angenehm lauten Sound in ihren einstündigen Set einsteigen.
Ok – der Begriff „Sleaze“ ist auf meinem Mist gewachsen. So berichtet die größte Tageszeitung in NRW von der „Glam Sensation aus Waltrop“.
Und die Truppe selbst? Die hält sich lieber geschlossen, baut – ganz KISS like – lieber einen Mythos auf, schminkt sich wie seinerzeit die Crüe und rockt auf der Bühne, getreu der alten Aermosmith Weisheit „Let the Music do the talking!“.

Die Frage nach der nun absoluten stilistischen Wahrheit bringt dem Hobby - Schreiber jedoch nach 2 Songs klar den Sieg ein: Skapa Flöw orientieren sich an älteren Haudegen wie Faster Pussycat, Mötley Crüe, Guns & Roses oder von mir aus auch L.A. Guns.
Die Parallelen neueren Datums sind ganz klar Crashdiet und Hardcore Superstar.
Und was, lieber Herr WAZ Redakteur, ist denn davon nun Glam?
Ich glaube, nüscht!

Gut, den meisten von Euch Lesern ist dieses Grundsatzthema genauso egal wie der Meute vor der Bühne, die sich am höchst unterhaltsamen Auftritt der Waltroper Nachwuchs - Poser (den Begriff hatten wir ja noch gar nicht) erfreute.
So sehr, dass bereits nach dem dritten Song die ersten Sprechchöre durch den kleinen Saal hallten, der nach dem Willen der Band irgendwann mal ein großes Rund wird.

Skapa Flöw - ich bitte zu entschuldigen, dass ich keine Songtitel nenne, ich kenne mich mit GLAM nicht so gut aus! - legten eine Spielfreude an den Tag, die der der großen Vorbilder in kaum etwas nachstand:
Die beiden Gitarristen wechselten stetig die Positionen, damit die Haare besser fliegen, wurde eigens ein Original Lemmy Ventilator auf die kleine Bühne gewuchtet.
Lediglich Sänger Bobby wirkt extrem zurückhaltend, was natürlich nicht so recht in das Bild einer Sleaze, Sorry, Glam Band passen will.
Der junge Kerl besitzt jedoch eine sehr sympathische und ehrliche Ausstrahlung und konnte gesanglich bei allen Songs überzeugen.
Und so manche(r) im Publikum sagte: „Lieber einen schüchternen Kerl, als einen arroganten Idiot, der nicht singen kann, wie V. N.“

Alles in allem war der erst zweite Gig von Skapa Flöw nicht nur ein Erfolg vor heimischem Publikum.
Er war auch objektiv gut – den Verhältnissen entsprechend.

Das Custard von einem ganz anderen Kaliber sind und in einer höheren Liga spielen, liegt nun mal in der Natur der Sache.
Deshalb wird bei der Bewertung der Herner Power Metal Institution selbstrededend auch eine ganz andere Meßlatte aufgelegt.
Obwohl: Die einzigen 2 Punkte, die mich an den Live - Auftritten der Vanille – Liebhaber stören, sind stets die Gleichen.

Punkt 1:
Diese Band hat definitiv nichts in Jugendheimen zu suchen – die gehören ins Vorprogramm von Iced Earth oder auf die Nachmittags – Bühne des BYH Festivals!
Dort würden sie endlich den Erfolg einfahren, den sie verdienen.
Denn: Was Custard bei jedem Gig bieten, ist höchst professionell.
So schlicht ist das erklärt!

Sänger Olli ist eine Rampensau vor dem Herrn, die Songs des neuen Albums sind Gott, die ganze Band funktioniert einfach!
Und das, was Gitarrist Oskar da auf den schmalen Brettern, die den Ruhrpott bedeuten, ablässt, ist dermaßen geil, dass ich vor lauter Begeisterung meinen Freund Paul Stanley angerufen habe und ihn bei KISS unterbringen wollte.
Doch der meinte nur: „Wir würden ihn ja nehmen, aber auf dem Bart hält die Schminke nicht..!“
Da sollte der Gitarrero evtl. mal drüber nachdenken.
Überhaupt sollten Custard mal über ihre Setlist nachdenken.

Womit wir bei Punkt zwo wären:
Die letzten beiden Alben geben so viele Granaten her, weshalb hält man da immer noch das langweilige „Charons Call“ im Set?

Egal, und jetzt mal ganz ernsthaft: Custard gehören mit der aktuellen Besetzung zu den Bands, bei den man sich „blind“ ein Ticket kaufen kann.
Jede Band der „20 Euro Kategorie“ - Grave Digger, Sinner, Mob Rules, etc. - ist keinen Deut besser als die altehrwürdige Truppe aus Old Herne.
Wer das nicht glaubt, der kauft sich das neue Album und wenn es ihm nicht gefällt, schickt er es mir und ich zahle ihm den Preis zurück.

Das ist Werbung? Natürlich ist das Werbung!
Aber: diesen Spruch habe ich schon bei geschätzten 20 Reviews getätigt.
Und was ist zurückgekommen?
Unzählige Danksagungen und lediglich einmal musste ich zu meinem Wort stehen und das hat sich auf einem Konzert beim Bier schnell in Freundschaft aufgelöst.
Was ich damit sagen will: Hört Euch BITTE diese beiden Bandes mal an und kommt zum Konzert!

Es gibt keine Setlist, stattdessen die ultimative Kurz - Kritik zum Bier vor Ort:
War guuuuuuuuuuut.......