Uriah Heep (22.03.2013, Bochum, Zeche, maddin)
Obwohl Uriah Heep tags darauf noch in Köln spielten, dort sogar von drei Vorgruppen unterstützt, u.a. Bonfire, war die Bochumer Zeche, wo die britische Legende ohne Support zu einem satten Salär von 30 Euro auftrat, schon Wochen vorher ausverkauft.
Schon letztens bei SAGA - auch ohne Support – konnte die altehrwürdige Stätte ebenfalls „Sold Out“ melden. Dort, wo man vor 4- 5 Jahren bei den gleichen Acts noch Finderlohn bekommen hat, wenn man die ersten 4 Reihen voll bekommen wollte.
Was ist da los?
Ist das der von den Medien so gehypte Boom des Classic Rock? Besinnen sich auf einmal alle wieder darauf, was wirklich gut ist?
Es scheint so, und es ist gut. Nur gut! Nur gut waren Uriah Heep jedoch nie. Sie waren stets Legende, wenn auch eine schwer unterschätzte.
So könnte man sich schon darüber aufregen, dass die Herren um Mick Box lediglich Clubs und nicht die großen Arenen hierzulande füllen.
Man könnte – aber nur dann, wenn man am letzten Freitag das Zechen – Konzert nicht gesehen hat.
Denn es gibt wohl keinen der gut 800 Fans, der die Performance in dieser kleinen Halle, wo man der Band selbst von der letzten Reihe aus noch ins Auge blicken konnte, nicht einem großen Event vorziehen würde.
Schließlich es ist nicht nur die Magie eines Club - Konzerts, die begeistert. Es ist auch das Erlebnis, die Band genau beobachten zu können. Auf einer Riesenbühne mit einer Mega – Lightshow kann man Fehler kaschieren – hier nicht!
Zum Glück haben Heep es nicht nötig, Fehler zu kaschieren – sie machen halt keine.
So durfte man exakte 100 Minuten Zeuge davon werden, was eine Legende von den Bands unterscheidet, die...na ja.
Man hat halt zu jeder Sekunde gemerkt, WER da oben gerade für uns musiziert.
Zu Mick Box muss man eigentlich nix mehr sagen. Könnte er nicht gut Gitarre spielen, wir würden ihn dennoch alle lieben, da er wohl mit Abstand zu den liebenswertesten Typen gehört, die jemals eine Rockbühne betreten haben. Aber er KANN Gitarre spielen, falsch, er zaubert an den Saiten!
Sein Gegenpart an den 4 Saiten war diesmal ein Typ, der wie der Sohn von Frank Zappa ausgesehen hat und der in punkto Stageacting echt Kacke war. Musikalisch stimmte jedoch alles bei Dave Rimmer, der sein Geld sonst bei Zodiac Mindwarp verdient und den kranken Trevor Bolder ersetzen musste.
Der Tastenmann mit der grauen Mähne, Phil Lanzon, ist nach wie vor ein adäquater Ersatz für Ken Hensley und macht Stimmung ohne Ende.
Die macht auch Drummer Russel Gilbrook, der ohne Zweifel zu den besten seines Fachs gehört und einen WUMMS hat, das Dir „das Bier aus den Pfoten fliegt“!
Und wer thront über alldem? Genau, Übersänger Bernie Shaw. Übersänger deshalb, weil der Brite nicht nur 1:1 so singt wie auf den Alben, sondern weil er zudem wie ein Bekloppter über die Bühne jagt und dabei kein Poser ist, eher „Einer von uns“, um seine grenzenlos sympathische Performance mal halbwegs zu erklären.
Kurz gesagt: Mit diesen Typen würde man gerne mal einen trinken gehen.
Dazu war jedoch wenig bis gar keine Zeit, nicht einmal „pissen gehen“ war erlaubt.
Denn man hätte ja etwas verpassen könnnen vom Hit Feuerwerk, das die Briten hier abfeuerten.
Die Setlist war klar 70er Jahre dominiert, es kamen gar wenig gespielte Perlen wie „Sunrise“ zum Vortrag, was die vielen Rentner im Publikum zu Jubelstürmen animierte, bei denen selbst die zahlreich mitgereisten Pflegerinnen ihre viel geschundenen Hände gen Himmel streckten.
Die U- 60 Fraktion hatte ihren Spaß dann bei dem Drittel des Sets, der aus den neueren Tracks bestand. So wurde das immer noch aktuelle Album „Into the Wild“ mit drei Stücken bedacht, die allesamt gut ankamen.
Und wer nun IRONIE findet, der darf sie behalten.
Soll heissen: Es liegt mir fern, dieses tolle Publikum zu kritisieren. Bis auf den Idioten, der schon nach dem ersten Song ständig „July Morning!!“ brüllte, waren hier 800 Rockfans zugegen, die sehr fachkundig waren und eine Stimmung machten, die eine Legende wie Heep eben verdient.
Tolle Leute, toller Sound und tolle Band.
Danke für diesen denkwürdigen Abend!
Setlist:
Against the Odds
Overload
Traveller in Time
Sunrise
All My Life
I'm Ready
Between Two Worlds
Stealin'
Nail on the Head
Into the Wild
Gypsy
Look at Yourself
July Morning
Lady in Black
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Free'n'Easy
Easy Livin'
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