Mötley Crüe und Slash (20.06.2012, Bamberg, Stechert Arena, ChristophJ.)
Mötley Crüe in Bamberg - das Konzert des Jahres oder doch der Reinfall des Jahres? Wie Christoph Jungen, langjähriger Fan und bekennender Rocker, diesen Konzertabend erlebte, mit seinen Höhepunkten und abgründigen (Klang-)Tiefen, könnt ihr im Folgenden lesen.
Die Stechert Arena, eine mittelgroße Halle im wunderschönen Bamberg, war bereits gut gefüllt, als die für mich relativ unbekannten Kissin' Dynamite das Konzert eröffneten. Was soll ich sagen, die Jungs haben einen wirklich gelungenen Auftritt abgeliefert. Es wurde gerockt und "gepost" was das Zeug hielt. Die Band hatte Spaß und wollte hier wohl zeigen, wo in Sachen Poser Rock in Deutschland der Hammer hängt, was ihnen absolut und bei gutem Sound (der sich bei den folgenden Bands in Luft auflöste) gelungen ist.
Danach kam der Mann mit dem Zylinder: Slash
Der Mann ist cool, kann Gitarre spielen und ist bereits jetzt eine Legende. Mit im Gepäck hatte er mit Myles Kennedy und den Conspirators eine gut rockende Band, aber leider auch einen Soundmixer übelster Sorte mit an Bord. Slash rockte sich durch seine Bandgeschichten mit allerlei Songs, wobei ich "Halo" vom neuen Album schmerzlich vermisste. Ebenso hätte ich aus der "Roses-Ära" gerne "You could be mine" anstatt "Mr. Brownstone" gehört, aber man kann bekanntlich nicht alles haben. Was man aber erwarten kann ist ein Soundmischer, der weiß was er tut, dieser hier wusste es definitiv nicht. Ja, Slash ist ein Gitarrengott, aber muss man jedes seiner Soli so laut drehen das der Song dahinter nicht mehr existiert?
Als bei "Paradise City" das letzte Solo startete, verzog nicht nur ich mein Gesicht vor Schmerzen, doch es sollte im Verlauf des Abends noch schlimmer kommen, viel schlimmer. Insgesamt haben Slash und Konsorten aber gezeigt, dass sie es drauf haben - Daumen hoch.
Dann war es soweit, die Zeit war reif für Mötley Crüe. Was habe ich mich auf diese Band gefreut, ich war immer noch begeistert von ihrem letzten Gastspiel in Köln, mit Loaded und den Backyard Babies im Gepäck. Wie durchgesickert war, hatten sie diesmal ihre komplette US Produktion mitgebracht, incl. Tommy Lee's Rollercoaster, da konnte doch nichts schiefgehen oder vielleicht doch?
Nach einem kurzen Intro, ging's los mit "Wild Side" und nach kurzer Anfangseuphorie holte mich der unglaublich schlechte Sound auf den Boden der Tatsachen zurück. Meine Fresse, es kann doch nicht sein, dass bei heutiger Technik so ein Müll aus den Boxen kommen kann. Meine Hoffnung darauf, dass es besser werden könnte, wurde im Keim erstickt, denn das Gegenteil war der Fall. Der Tontechniker hatte offenbar entdeckt, dass man durch Aufdrehen des Basspotis am Mischpult die Leute zum Kotzen bringen konnte, was für ein Gedröhn.
Und auch die Herren Rockstars waren nicht dazu in der Lage durch eine gute, wilde Show, zu begeistern. Es war schon fast eine Frechheit, was hier gezeigt wurde. Ich habe aufgrund seiner heimtückischen Erkrankung den größten Respekt vor Mick Mars, doch am heutigen Abend war sein Spiel mehr als einmal hart an der Grenze. Teilweise undefinierbares Geschrammel, völlig am Timing vorbei, traurig. Herr Sixx ist mit Sicherheit ein begnadeter Songwriter doch als Bassmann eine Null, das fällt natürlich umso mehr auf, wenn einen der Herr Tontechniker so weit und so laut in den Vordergrund mischt. Sänger Vince Neil gab wie immer den Frontkasper, der später noch seinen Offenbarungseid ablegen sollte. Der Einzige der wirklich rockte war Tommy Lee, es macht Spaß ihn zu beobachten, wie er seine Drums bearbeitet, wie er scheinbar Rock'n'Roll atmet, Respekt!
Kurz vor "Primal Scream" holte Herr Sixx drei Fans auf die Bühne, keine Ahnung, was die da sollten. Zwei, drei Minuten standen sie dort unsicher herum bzw. bangten ein wenig, bevor ein Roadie sie dann wieder "abführte"... komische Nummer. Herr Sixx bewarf oder bespuckte seine Fans immer wieder mit Getränken, was wohl cool sein sollte. Doch irgendwann warf auch mal einer etwas zurück...schade nur, dass der arme Vince Neil ein paar Tropfen davon abbekam. Wut entbrannt warf er sein Mikro zu Boden, verließ die Bühne und ließ die Band für den Rest des Songs allein, was für ein albernes Gehabe. Der Bad Boy des Rock'n'Roll ist nass geworden und heult, wie geil ist das denn?! Vincilein war wohl nicht mehr zu beruhigen und so wurde das Konzert um zwei Songs gekürzt, "Girls, Girls, Girls" und "Dr. Feelgood" fielen also seiner Heulattacke zum Opfer.
Fazit: Insgesamt war das Konzert eines der miesesten meiner gesamten Karriere als Fan von Rockkonzerten. Ich hatte mich tierisch auf dieses Konzert gefreut, bin mehrere hundert Kilometer weit gefahren und was sah ich: Abgehalfterte, satte und fette Rockstars, die ihren Zenit wohl endgültig überschritten haben... schade, schade, schade...
Ach ja, da war noch Tommy Lee's Schlagzeugsolo, auf das wohl alle gewartet hatten, doch das riss die Kohlen nicht wirklich aus dem Feuer... zu gravierend waren all' die negativen Erlebnisse der dargebotenen Show bei übelstem Soundgedröhne und somit verließen unzählige Fans danach bereits vorzeitig die Halle... schade, schade, schade...
PS.:Gerade habe ich mir auf "Youtube" ein paar Clips der aktuellen Tour von KISS/MÖTLEY CRÜE angeschaut und siehe da: Auf einmal werden wieder Pyros abgefackelt und auch sonst noch ein paar Extras präsentiert, Dinge, für den der Fan aus Europa nicht geeignet ist oder was?! Für mich als Fan unverständlich und ein Schlag ins Gesicht, wisst ihr was, Crüe, leckt mich!!!
(Anm.d.Red.: Dieses Gast-Review stammt von Christoph Jungen (Han Jin Oakland). Danke!)
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