Squealer-Rocks.de Live-Review
Amon Amarth und Brainstorm (03.10.2005, Stuttgart, LKA Longhorn, Jack)

Die europäische Sparte des renommierten Independent-Labels Metal Blade feiert ihren zehnten Geburtstag mit sechs Acts im Stuttgarter Longhorn. Bei diesem Anlass zu feiern, dürfen SQUEALER.net selbstverständlich nicht fehlen. Gut, dass am nächsten Tag der Tag der deutschen Einheit ist, weshalb einer richtigen Sause – moderiert von Götz Kühnemund (RockHard) – nichts mehr im Wege steht.

Das sieht der Opening-Act Powerwolf genauso. Die international besetzte Truppe brilliert durch ihren Black Sabbath angehauchten kraftvollen Power Metal, der jeden anständigen Metaller zum mitbangen und mitgrölen animiert. Neben den sehr motivierten und in Poserlaune befindlichen Instrumentalisten kann allen voran Frontdracula Attila Dorn mit seinem humorvollen Auftritt und seiner all umfassenden Stimme Akzente setzen. Höhepunkte im Set: „We Came To Take Your Souls“ und „Kiss Of The Cobra King“. Kauft euch dringend das Powerwolf Debüt RETURN IN BLOODRED und unterstützt diese hervorragende Band … ich habe es nach dem Konzert getan und es lohnt sich auf jeden Fall!!!

„Wollt ihr Krach?“, fragt ein immer voller werdender *ggg* Götz Kühnemund das Stuttgarter Publikum. Besser hätte ich die Marschrichtung von Cataract nicht beschreiben können. Der Fünfer präsentiert rohen Metalcore; also immer voll auf die zwölf. Ein wenig Abwechslung bringt da die Nasty Savage Coverversion „XXX“, bei der zu zweit auf der Bühne gegrunzt wird. Nun ja, man kann geteilter Meinung bezüglich der Klasse dieser Band sein.

Die Überraschung des Tages sind definitiv die, mir vorher unbekannten, Ir(r)en von Primordial. Geboten wird vertrackte Mucke, die sich nicht jedem sofort erschließt. Wenn es dann aber (bei mir dauerte es bis Mitte des zweiten Songs) „klick“ macht, ist man schnell begeistert von dem Auftreten des Quintetts, das – ähnlich wie Vintersorg – von Heavy Metal bis Black Metal alles in einen Topf wirft – und wenn ich sage alles, dann meine ich auch alles. Dazu besorgt einem der Metzgermeister A. A. Nemtheanga mit seinem wechselhaften Gesang (mal singend, mal schreiend) den Rest.

Und dann wird schwäbisch g’schwätzt auf der Bühne, denn Brainstorm setzen zum Siegeszug an, und wie. Nicht erst seit den Ausnahmealben SOUL TEMPTATION und LIQUID MONSTER zählen Brainstorm, um den sympathischen Frontmann Andy B. Franck, zu den angesagtesten Bands in Deutschland und in weiten Teilen Europas. Die Stimmung steigt ins Unermessliche und die, mit einem Extrabassisten auftretenden, da Andreas Mailänder verhindert ist, Jungs von Brainstorm erwischen mit „Worlds Are Coming Through“ einen Start nach Maß. Die Band, die auf Wunsch der Instrumentalisten auf Balladen verzichtete, zeigt sich beeindruckt von dem sehr textsicheren Publikum (da schließe ich mich jetzt einfach mal ein ;-)), das Songs wie „The Leading“, „All Those Words“ und „Inside The Monster“ eine ganz neue Note verleiht. Brainstorm sind ganz oben angelangt … und für was wartet ihr auf eine Savatage-Reunion? Die Coverversion von „Sirens“ beweist, dass meine Lieblingsschwaben Savatage mindestens genauso gut spielen können wie Jon Oliva und Co.. Schade nur, dass nach „Under Lights“ schon Schluss ist. Nichtsdestotrotz: Große Band, große Songs.

Amon Amarth werden ihrem Ruf als Clubband wieder einmal gerecht. Auf den großen Bühnen – wie beispielsweise dem Bang-Your-Head – wirkt die Performance der Schweden immer viel zu steif, in den Clubs kommt sie dagegen voll zur Geltung. Die Wikinger konzentrieren sich allerdings auf unbekanntere Songs (Bonus Tracks, Demosongs, etc.), was aber niemanden interessiert: die Pommesgabeln werden in die immer stickiger werdende Luft gestreckt und der Kopf wird durchgeschüttelt, dass er bei manch einem noch eine gute Woche zur völligen Regeneration benötigt. Als die Band dann mit „Pursuit Of Vikings“ (die Zeile „Oden, guide our ships …“ ist einfach nur Kult!) und „Death In Fire“ die finale Runde einläutet, gibt’s kein Halten mehr. Amon Amarth, das ist kein Schweden-Wunder, das ist reinste Schweden-Power!

Schluss ist danach jedoch noch lange nicht und ich meine damit nicht das Saufgelage, das im Backstage-Bereich vor, während und nach des Konzertes stattgefunden hat und manch einem Metal Blade Mitarbeiter „nur leicht“ anzumerken ist *ggg*. Das Metal Blade Fun Projekt Los Vasallos Metallos entert die Bühne, um noch ein paar Songs zu zocken (Slayer, Six Feet Under Cover). Zu zehnt stehen sie auf der Bühne und schreien, als gebe es keinen Morgen mehr. Groß!

Was meint der Schreiberling abschließend zur Metal Blade Geburtstagsfeier?
Eine rundum gelungene Veranstaltung: klasse Bands, ein sauberer, knackiger Sound, verdammt faire Merchandise-Preise (für das Powerwolf Album habe ich gerade mal 10 Euronen bezahlt), tolle Gewinnspiele (auch wenn ich nichts gewonnen habe ;-)), Vorstellung einiger der wichtigsten (besoffenen) Köpfe hinter Metal Blade, ausgefallene Überraschungen, eine gute Stimmung, volles Haus, geile Location, eine Free-CD mit unveröffentlichten Tracks für jeden Besucher und nicht zuletzt ein geniales Label, ohne das es diese fünf Bands in dieser Größenordnung wohl nicht geben würde. Danke Metal Blade, auf die nächsten 10 Jahre.
Prost!!!

Unser liebes Forumsmitglied The Reaper darf auch noch seine „tödliche“ Meinung abgeben:
Ein Konzertabend, der im Zeichen des Sensenmanns stand (schaut euch doch mal das Plakat an!), muss natürlich auch eine Reaper’sche Meinung bekommen.
Also um es kurz zu sagen: „Es war geil!!!“
Powerwolf (von denen ich zuvor 2 Lieder kannte) überzeugten auf ganzer Linie mit ihrem „Transylvanian“ Metal (um diesen Begriff zu gebrauchen…) und ließen die Wölfe richtig heulen. Die Überraschung des Abends waren ganz klar Primordial und für mich fast die beste der 5 Bands, mal progressiv, aber nie ganz straight, versprühten sie eine Menge an Energie, oder wie sagte der Sänger? – „There is still a music that comes from the heart.“
Zu Brainstorm und Amon Amarth schließe ich mich der Meinung von Jack an – wer bis dahin noch keine Genickschmerzen hatte, der bekam sie… „Break ya neck!!!“