Status Quo (21.06.2011, Gelsenkirchen, Amphitheater, maddin)
Erstmals in meiner fast 30 – jährigen Laufbahn als Status Quo Fan pilgerte ich mit etwas gemischten Gefühlen zu einem Gig der Engländer. Der Grund: Noch vor gut einer Woche bei den Konzerten in den Niederlanden unterschied sich die Setlist nicht von der, die im vergangenen Jahr gespielt wurde. Nun, gut – das ist bei Quo im Allgemeinen kein Mangel, da man immer bestens bedient wird. Der Knackpunkt diesmal war allerdings die Tatsache, dass die Truppe mit „Quid Pro Quo“ ein bärenstarkes neues Album am Start hat. Würden sie es tatsächlich wagen, uns keinen von den neuen Songs in der Liveversion zu präsentieren? Das würde nicht nur meiner Meinung nach an Fanverarsche grenzen, zumal die Tour mit „Quid Pro Quo“ betitelt ist…
Doch zunächst mal galt es eine andere Enttäuschung wegzustecken: Einen derart schwachen Publikumszuspruch habe ich noch nie erlebt. Lediglich 1300 Zuschauer (Angabe des Veranstalters) verirrten sich im weiten Rund des herrlichen Amphitheaters. Dazu passte, dass die Stimmung im Auditorium für Quo – Verhältnisse erschreckend schwach war. Lediglich die großen Hits konnten mehr Leute als die Hardcore Fans zum fröhlichen Abfeiern bewegen. Vielleicht lag’s ja am Nieselregen…
Die wenig euphorische Atmosphäre bekam zunächst das Duo im Vorprogramm zu spüren. Den Namen der Zwei habe ich nicht mitbekommen und wohl auch kein anderer. Nennen wir sie also „Die Namenlosen“, die aus einem Sänger und einem Gitarristen bestehen. Neben einer - durchschnittlichen – Eigenkomposition boten die Zwo ausschließlich Coverversionen aus nahezu allen Bereichen der Unterhaltungsmusik. Das machten sie größtenteils ziemlich gut und bekamen von der Hälfte der anwesenden zumindest den gebotenen Höflichkeitsapplaus.
Das hierbei Smasher wie der „Folsom Prison Blues“ (Johnny Cash) oder „Johnny B.Goode“ (Chuck Berry) nur mit Akustikgitarre und Gesang besser funktionieren als Dios „Holy Diver“ liegt auf der Hand. Richtig vergriffen haben sich die beiden dann bei Pink Floyds „Another Brick in the Wall“ (geht gar nicht in so einer Version!), und die Balladenversion von „Breaking the Law“ brachte den Hardcore Fan mit Priest Tattoo hinter mir derart auf die Palme, dass man beruhigend auf den Metaller einreden musste, damit er nicht gen Bühne stürmte und die „Namenlosen“ auch noch zu „Kopflosen“ machte.
Nach 45 kurzweiligen Minuten war es dann auch genug der netten Nebenbei – Beschallung und man fieberte dem Auftritt unserer Helden entgegen. Der Beginn der Show: (natürlich) Wie immer.
„Caroline“ ist und bleibt der beste Opener der Rockgeschichte und mit „Something bout Baby I Like“ und „Rain“ im Anschluss macht man bekanntlich auch nix verkehrt.
Dann der große Moment: Francis' erste Ansage mit dem erlösenden Satz: „We got a new Album out.“. JAAAA! Die Steine, die den kundigen Fans in diesem Moment vom Herzen fielen, hätten eigentlich für eine Überschwemmung des Rhein – Herne Kanals hinter der Bühne sorgen müssen.
Es folgte „Rock’n’Roll’n’You“ in einer hammergeilen Version, die wesentlich härter als auf Platte rüberkam. Euphorie! Wahnsinn! Ich könnte jetzt noch vor Freude heulen! Doch damit nicht genug. Es folgten noch zwei weitere Songs des aktuellen Drehers, klugerweise nicht am Stück, sondern verteilt zwischen den Klassikern. „Two Way Traffic“ zündete auch, der Oberknaller war jedoch „Let’s Rock“. Schweinehart gezockt und von Rick geradezu hinausgebrüllt avancierte der Rocker zum Highlight des Konzerts.
Sicher, ohne Kollateralschäden geht so eine Änderung des Programms nicht vonstatten. So musste das geliebte „Hold You Back“ weichen, ebenso wie das weniger geliebte „Don’t drive My Car“. Lobenswerterweise blieben aber neuere Tracks von der Setlist – Sense verschont, so dass man mittlerweile von einem Programm sprechen kann, bei dem sich alter und neuer Stoff beinahe die Waage halten. Sehr lobenswert, meine Herren.
Wie schon in den vergangenen Jahren wirken Status Quo tatsächlich so, als ob sie mit zunehmendem Alter nicht nur immer besser, sondern auch immer spielfreudiger werden. Abgesehen von dem ewig lustlos wirkenden Drummer Matt Letley fegten die Briten mit einem Elan über die Bühne, den man von einer der ältesten Institutionen, die keinem mehr etwas beweisen muss, keineswegs erwarten kann.
Der Sound war klasse, die Lichtshow – auch wenn diese kaum einen interessiert – ebenfalls. Ganz leichte Abzüge in der B- Note gibt es lediglich für den etwas überstürzt wirkenden Abgang, nach einer zu hektisch dahin gerockten Zugabe. So kam man nur auf 95, statt der gewohnten 105 Minuten Spielzeit.
Aber, hey – irgendwas ist ja immer, oder?
Nun heißt es warten bis zum Herbst, denn da kommen die Boogie – Könige erneut in unsere Breiten. Und dann haben sie The Hooters im Vorprogramm. Was sagen wir da? Richtig:
„Let’s Rock!“
Setlist:
Caroline
Something bout you Baby I like
Rain
Rock 'n' Roll 'n' You
Mean Girl
Softer Ride
Beginning of the End
Two Way Traffic
Proposing Medley
Big fat Mama
The Oriental
Creepin up on you
Let's Rock
Living on an Island
In the Army now
Drum Solo
Roll over lay down
Down Down
Whatever you want
Rockin all over the world
Zugabe
Rock 'n' Roll Music
Bye Bye Johnny
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