Squealer-Rocks.de Live-Review
The Hooters (12.05.2011, Bochum, Zeche, maddin)

The Hooters waren für mich, wie wohl für viele andere Stammesbrüder auch, stets eine nette Konstante auf feucht – fröhlichen Festivitäten, wo man zu vorgerückter Stunde Gassenhauer wie „Johnny B.“ oder „All You Zombies“ voller Inbrunst mitbrüllte. Viel mehr kannte man von den Hupen aber kaum. So eine typische „von denen muss mir mal ‚ne Scheibe holen“ – Band eben. Es wäre auch beim ewigen Vorsatz geblieben, hätten die Herren nicht im Sommer 2009 den Opener für das grandiose Package Status Quo / Deep Purple gemacht. Die 6 Amis schafften es seinerzeit tatsächlich, die Stimmung in der Dortmunder Westfalenhalle überkochen zu lassen. Ein Novum für Vorgruppen dieser beiden Acts.
Einleitungsfazit: Wer The Hooters einmal live auf der Bühne gesehen hat, der ist für immer infiziert.


So fanden sich folgerichtig ca. 800 Infizierte am ungeliebten Dienstagabend in der Bochumer Zeche ein und sorgten für ein fast ausverkauftes Haus. Einen Support gab es nicht zu sehen, was angesichts der vielen Hardcore Fans, die ihre signierten Shirts zahlreich präsentierten, auch wenig Sinn gemacht hätte. Um Punkt 20 Uhr ging es dann auch super – pünktlich los und bis zum super – pünktlichen Ende um exakt 22 Uhr sah man nur noch glückliche, feiernde und klatschende Menschen vor und auf der Bühne. Ohne Scheiss – so eine durchgehend euphorische Stimmung habe ich selbst bei Status Quo nur selten erlebt. Dabei ist das Rezept des Sextetts aus Philadelphia so simpel wie genial: Sie machen einfach alles richtig.

Sie verlassen sich nicht stur auf ihre zahlreichen Hits, sie präsentieren eine herrlich ausgewogene Setlist und lassen den Party – Faktor niemals ins Langweilige abdriften, sondern sorgen stets für eine perfekte Balance zwischen laut und leise.
Und: Sie sind absolute Vollprofis, die genau wissen, wie ein Konzert zu funktionieren hat. Das Eröffnungsdoppel „Dancing on the Edge“ / „Day by Day“ reicht aus, um den Saal zum kochen zu bringen. Die mitreissende Mischung aus Rock, Folk, Ska und guter Laune, sowie der absolut brillante Sound jedoch wären noch keine Garanten für eines der Highlights des Jahres. Es sind die Musiker, die diesen Abend unvergesslich machen. Auf der Bühne steht eine Band, die als Einheit funktioniert, die sich in ihre Musik so reinsteigert, dass man sich manches Mal fragt, wer denn hier eigentlich die Fans und wer die Stars sind. Dazu ein zwar höchst professionelles, aber niemals gekünstelt wirkendes Stageacting.

Die Ausgewogenheit der Setlist habe ich bereits erwähnt. So wurden auch drei Songs des letzten regulären Longplayers „Time stand still“ sowie die komplette neue 5 - Track EP „5 X 5“ gespielt. Leider Gottes stammt von eben diesem Output der einzige Tiefpunkt eines sonst durch und durch perfekten Gigs. Die in deutsch gesungene Nummer „Pissing in the Rhyne“ ist nett gemeint und funktioniert nach einer entsprechend konsumierten Menge des besungenen Rebensafts sicherlich auch, erreicht nüchtern betrachtet aber bestenfalls das Niveau des Kölner Karnevals.
Apropos deutsch: Die Truppe liebt Deutschland und hat hier eine riesige Fanbasis. Aus Respekt intoniert sie deshalb bei drei bis vier Songs mal gerne eine Strophe in unserer Landessprache. Doch auch hier: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Mal vornehm ausgedrückt: Es klingt einfach harmonischer, wenn ein Amerikaner englisch singt…

Es gab auch - zumindest für Neufans wie mich – Überraschungen: Die Hits „One of Us“ und „Time After Time“ ( Zweiter in einer saftigen Hardrock Version) kennt man von Joan Osborne und Cindy Lauper. Doch die einzige Coverversion, die man zu hören bekam, war „The Boys of Summer“ von Don Henley. Die beiden vorher genannten Tracks stammen nämlich aus der Feder von The Hooters Frontman und Gitarrist Eric Bazilian, bzw. vom zwoten Kopf der Band, Rob Hyman. Ebenso wie „Private Emotion“, das die Menschen eher mit dem Latino – Schmalztopf Ricky Martin, als mit einer ernst zu nehmenden Rockband verbinden. Ungerechte Rockwelt? Nicht, wenn man an die Credits denkt, die die beiden Hooters Köpfe für ihre Kompositionen einstreichen dürften…

Ja, es war wirklich alles gerecht und gut an diesem Abend. Der Eintritt war mit 32 Euro fair, weil man eine derart professionelle Show selten genug in einem Club geboten bekommt. Das Geheimnis der vielen signierten Shirts war auch schnell gelüftet: The Hooters standen nach dem Auftritt am Merchandise Stand nassgeschwitzt und gut gelaunt für Autogramme und Fotos zur Verfügung und wieder mal stellte man sich die Frage, wer eigentlich die Fans und wer die Musiker sind. Mehr Fannähe geht nicht! Ein Konzert, das man nie mehr vergisst.
Danke an die Hooters und an ein tolles Publikum!
See You next year, Guys!

Setlist:
Dancing on the Edge
Day By Day
South Ferry Road
Fightin' on the Same Side
Silver Lining
Great Big American Car
500 Miles
Morning Buzz
Deliver Me / Private Emotion / Deliver Me
The Boys Of Summer
I'm Alive
25 Hours A Day
Satellite
All You Zombies
Karla With A K
And We Danced

Encore 1:
Johnny B.
Boys Will Be Boys
Pissing in the Rhine

Encore 2:
Nobody But You
Really Fine Wine
One of Us
Time After Time