Squealer-Rocks.de Live-Review
(26.03.2011, Underground, Köln, Tina)

Bands:
Resist The Tide (Metal/Hardcore)
Placenta (Melodic Death Metal)
Disposed To Mirth (Metalcore)
Infight (Discopunk)
For All This Bloodshed (Melodic Deatcore)

Zur Einleitung vielleicht erst einmal ein paar Worte zum Veranstalter: NOIZGATE Records. Hierbei handelt es sich um junges und innovatives Spartenlabel der Bielefelder Music-Company NUVINCI GmbH. Der musikalische Fokus von NOIZGATE Records liegt auf den Richtungen Metal, Indie / Alternative und Electro-Core. So viel dazu.

Am 11. März 2011 verschlug es uns also nach Köln, da wir der freundlichen Einladung von Noizgate Records zum Showcase nicht wiederstehen konnten. Das Kölner Underground ist ja wohlbekannt, da es Wirkungsstätte vieler Veranstaltungen ist. Die Organisation von Wirkungsstätte und Veranstalter verdient absolut eine eins mit Sternchen, alle waren freundlich und kooperativ.

Das Publikum überraschte mich streckenweise sehr in verschiedenen Hinsichten und im Laufe des Abends durfte ich feststellen, dass die Kölner Szene eine vollkommen andere ist als die, die ich kenne. Was letztendlich sicherlich auch an der Art der Musik lag, die von den Bands dargeboten wurde.

Bands wie Disposed To Mirth, Resist The Tide oder Placenta siedeln sich im Bereich Death-/ Hardcore an, was sich teils überdeutlich im anwesenden Klientel wiederspiegelt. Viele Kids, davon erschreckend viele im Jogger (den ich nicht mal daheim auf der Couch anziehen würde, gruselig!), legten während der Auftritte dieser Bands Tanzeinlagen hin, dass mir allein beim Zuschauen schwindelig wurde. Teils wahrhaft sehenswerte Choreografien, teils völlig abgedrehte Ausdruckstänze, die einem Derwisch alle Ehre gereicht hätten.

Ein verschwindend geringer Teil, so auch wir, waren eher von der alten Schule und drückten sich ein bisschen verschreckt an den Rand des Raums. Wenn auch das Publikum ziemlich strange bis scary war, schmälert das jedoch nicht die Leistung der Bands.



Resist The Tide
Eigentlich ist eigentlich ein Wort, dass ich weitgehend vermeide, denn es lässt zu viel Raum für Spekulation und freie Interpretation des Zuhörers respektive des Lesers. Trotzdem nun bewusst verwendet: Eigentlich ist die Mukke nicht ganz mein Ding. Dennoch muss ich sagen: Chapeau, Freunde! Das war ein Auftritt, der sich hören lassen konnte und zeigt wieder einmal mehr, dass junge Bands dieses Genre häufig unterschätzt werden. Sowohl der Sänger als auch die Herren an den Instrumenten zeigen großes Können im Umgang mit ihrem Werkzeug. Die Stimmung ist wirklich großartig!

Placenta
Eine warme Empfehlung lag mir insbesondere zu diesen Herrschaften aus Berlin vor, aus dem Grunde war ich hochgespannt auf die Truppe. Recherchen im Vorfeld ergaben, dass die Band in grauer Vorzeit im Alternative-Bereich unterwegs war und dann aus verschiedensten Gründen im Melodic Death Metal/Hardcore-Beritt gelandet ist. So sei es und Bühne frei. Trotz kleinerer Pannen beim Soundcheck zeigen sich die Herren souverän und lassen sich nicht aus der Rolle bringen. Definitiv erwähnenswert empfinde ich das Zusammenspiel der gesamten Band. Der Bassist sorgt mit seiner unfassbaren Mimik immer wieder für große Heiterkeit. Sehr routiniert, mit extrem viel Spaß an der Mukke und einem charismatischen, gesanglich wirklich begabtem Sänger lieferten die Jungs aus Berlin ein echt steiles Brett ab. Gut arrangierte Songs mit Feierfaktor, Instrumentalisten und ein Sänger, die alles geben.

Disposed To Mirth
Grundsätzlich ist die musikalische Leistung der Jungs absolut gut gewesen, leider hat es am Gesang etwas geschwächelt. Die Anstrengung der Abwechslung zwischen Shout und Growl waren dem Frontman deutlich anzusehen, was sich streckenweise leider im Gesang wiederspiegelte. Musikalisch ist die junge Band wirklich gut dabei und hinterließ trotz kleiner Abstriche einen sehr positiven Eindruck. Wie dem auch sei, von Entertainment und viel Bewegung auf der Bühne versteht die gesamte Band was. Die Herren starteten mit einem “Kalinka” Intro und animierten die Zuschauer dadurch zum Händeklatschen. Die Stimmung war richtig gut, etliche der Anwesenden scheinen echt auf genau diese Kapelle gewartet zu haben. Von daher lediglich kleine Abstriche. Ein gelungener Auftritt!

Infight
Umbaupause. Die dauert diesmal etwas länger, da etwas mehr Equipment auf die Bühne geliefert wird – der Schinder weiß, was jetzt passiert? Anwesende zeigen sich teils sehr aufgeregt vor dem nächsten Auftritt und schnell erklärt sich auch, warum. Abgesehen davon, dass der Joggingpeitsche-tragende Teil des Publikums die Augen verdreht… Kaum erklingen die ersten Takte dieser ziemlich schrägen Band, steigt die Stimmung noch einmal auf einen Höhepunkt, feiern doch einige Leute schon fast frenetisch diesen Typen, der mit Hingabe seinen Synthesizer beackert und über eine gewisse Ähnlichkeit mit Jack Black verfügt. Discopunk? Aha? Noch nie gehört, dennoch macht es richtig Bock, zuzusehen, wie eben doch einige Leute abgehen und auch, erstaunlicherweise, dieser Band zuzuhören. Zwar sind die Synthesizer schwer dominierend, dass man extrem wenig von den restlichen Instrumenten zu hören bekommt, dennoch großes Kino und mir hat es richtig gut gefallen.

For All This Bloodshed
Ein wenig irritiert bin ich, als ich eine ziemlich helle Stimme während des Soundchecks der nächsten Band höre und keinen dazu passenden Menschen sehe. Das ändert sich schnell, als die junge Dame auf die Kiste vorn an der Bühne steigt, die Band anfängt zu zocken und ich falle fast hintenüber, als ich begreife: Diese Töne kommen wirklich und wahrhaftig von eben dieser Dame! Heilige Scheiße, die HAT ein Organ! Wahnsinn! Aus gesanglicher und musikalischer Sicht kann ich wirklich nur sagen: Respekt. Absoluten Respekt, was die Band rund um Frontfrau Rage abliefert. Gesanglich wird hier eine Nummer abgeliefert, die streckenweise von Holy Moses-Frontfreu Sabrina bis Arch Enemys Angela erinnert. Auch, wenn es nach wie vor noch um Deathcore geht, bin ich schwer beeindruckt. Die Stimmung geht noch mal ein Häppchen mehr nach oben und ein rundum gelungener Abend neigt sich langsam dem Ende entgegen.

Fazit:
Insgesamt war die Veranstaltung vollkommen gelungen, die Location gut gewählt und die Bands waren mit ihren musikalischen Darbietungen wirklich gut dabei.

Einziger Kritikpunkt:
Wie sehr raumgreifend die Tanzeinlagen einiger Leute waren. Somit war dem gemeinen Publikum die Möglichkeit genommen, näher an die Bühne heran zu kommen, trotzdem die Bands teilweise dazu oder eben zu handelsüblichen Moshpits aufforderten. Mir war meine körperliche Unversehrtheit da doch wichtiger So leid es mir tat, doch ich wollte nicht riskieren, ein blaues Auge oder ähnliches davonzutragen. Schade drum, denn mit mir ging es etlichen Leuten so, die sich neben uns an die Wand stellten.