Pretty Maids und Ginger Red (17.11.2010, Bochum, Zeche, maddin)
Die alte Binsenweisheit, dass der Montag der denkbar ungünstigste Tag für ein Konzert ist, erfuhr beim Blick auf spärliche Reihen (der Balkon wurde erst gar nicht geöffnet) wieder mal ihre traurige Berechtigung. Trotz eines nicht zu teuren Salärs von 22 Euro fanden sich gerade mal knappe 300 Musikfreunde in der altehrwürdigen Zeche ein.
OK – die hatten zwar alle ihren Spaß, doch etwas traurig ist es schon, dass einer der beständigsten und besten Heavy Rock Bands nicht mal mehr die Clubs ansprechend füllen kann.
Gerade auch, weil die dänischen Urgesteine seit jeher für mitreissende Konzerte stehen und das Publikum davon Zeuge werden durfte, dass die Mädels im 27. Jahr ihres Bestehens scheinbar ihren dritten Frühling erleben.
Um Punkt 20 Uhr jedoch musste erst einmal der Support Ginger Red ran, deren Debut „Hard as a Rock“ Ende November erscheint. Was dem Auditorium via Flyer als „neue Sensation“ angekündigt wurde, entpuppte sich allerdings schnell als laues Lüftchen.
Das Sextett bot eine Mischung aus rotzigem Heavy Rock mit Motörhead - Schlagseite, gepaart mit einigen Glam / Poser Elementen. Handwerklich war das Ganze zwar in Ordnung, jedoch erreichten die Kompositionen maximal Mittelmaß. Zudem bot die Band, abgesehen vom charismatischen Sänger Olli, eine Performance, die eher an eine Schülerband erinnerte.
Das spartanische Platzangebot auf der Bühne zählt hier nicht als Ausrede, da haben andere Truppen schon wesentlich mehr Action auf den schmalen Brettern geboten.
Es gab Höflichkeitsapplaus, aber 5 Minuten nach Ende des Gigs hatten die Zuschauer die Kapelle auch schon wieder vergessen.
So richtig gute Stimmung wollte zunächst auch nach der extrem kurzen Umbaupause nicht aufkommen, als Ronnie Atkins, Ken Hammer und ihre junge Begleitmannschaft mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Pandemonium“ die Stage enterten.
Doch das sollte sich recht schnell ändern. Zum Einen wurde den zahlreichen Leuten, die den aktuellen Output offensichtlich noch nicht kannten, schnell klar, wie stark die 2010er Songs sind, von denen sage und schreibe 6 Stück gezockt wurden. Ein Umstand der beweist, welchen Stellenwert das neue Langeisen bei der Band geniesst.
Zum Anderen ist Ronnie Atkins ein Frontman par excellence, dessen mitreissender Performance man sich einfach nicht entziehen kann. Und noch eins wurde sofort deutlich: Das blonde Energiebündel ist besser bei Stimme als es noch vor ein paar Jahren der Fall war.
Alleine seine Solo – Vorstellung bei „Savage Heart“ (übrigens die einzige Ballade des Abends), bei dem er nur vom Keyboard begleitet wurde, sorgte für offene Münder. Zumal der Gute nicht stur hinter seinem Mikro verharrte, sondern über die Bühne fegte, als würde er einen rasenden Headbanger intonieren.
Zweifellos einer der unterbewertesten Sänger der Szene.
Was freilich auch für den von Tour zu Tour immer breiter werdenden Ober - Sympath und Spaßvogel Ken Hammer an der Gitarre gilt. Allzu oft wird vergessen, wie viel prägende Riffs der Mann schon in seiner Karriere kreiert hat. Parallel zum Anwachsen Körperfülle bewegt sich der Saitenhexer zwar immer weniger und Seitenwechsel hatten Seltenheitswert, was es aber nicht weniger genussvoll machte, ihn bei der Arbeit zu beobachten.
Der zweite Aktivposten war Neuzugang Hal Patino am Bass. Mit seinem übertriebenen Poser - Acting würde er zwar eigentlich besser zu Combos wie Crashdiet passen, aber seine augenzwinkernde Selbstdarstellung mit offenem Hemd machte einfach Spaß und die Damen im Publikum hatten ihren Hingucker.
Manch einer mag das massive Aufgebot an neuen Songs kritisieren, aber das Problem mit der „richtigen“ Setlist hatten die Pretty Maids angesichts einer überbordenen Masse an geilen Songs ja schon immer. Die meisten Fans jedoch gingen nach dem Konzert mit mir konform, dass Tracks wie „Pandemonium“ ein „Yellow Rain“ zwar nicht ersetzen, aber eben auch nicht viel schlechter sind.
Symptomatisch dafür ist, dass „Little Drops of Heaven“ im Zugabenblock zwischen „Future World“ und „Red, Hot and Heavy“ begeistert vom gesamten Auditorium mitgesungen wurde.
Außerdem wurde 100 Minuten lang Vollgas gegeben, das Drum - Solo dauerte nur 2 Minuten, die Maids wollten spielen, spielen, spielen! Somit blieb immer noch genügend Raum für Klassiker wie „We Came to Rock“ oder das selten gespielte „Watin' for the Time to Come“.
Der Sound war ohne Fehl und Tadel. Angenehm laut und schön sauber. Die T - Shirts kosteten 20 Euro. Was will man mehr? Mehr Zuschauer!
Für eine Band, die nach 27 Jahren noch geile Alben veröffentlicht und Live offensichtlich unverwüstlich ist. Die Pretty Maids bleiben eine qualitative Konstante!
Danish Dynamite ist noch weiter unterwegs – hingehen!
HINGEHEN!!!
Setlist:
1. Pandemonium
2. I.N.V.U.
3. We Came to Rock
4. Welcome to the Real World
5. Breathless
6. Savage Heart
7. Queen of Dreams
8. This Comes at Night
9. Waitin for the Time to Come
10. Cielo Drive
11. Back to Back
12. Rodeo
13. Please, Don' t Leave Me
14. Love Games
--------------
15. Future World
16. Little Drops of Heaven
17. Red, Hot and Heavy
|