Circle II Circle und Steel Engraved (01.11.2010, Turock, Essen, Tina)
Große Vorfreude auf diesen Abend! Allein die Tatsache, dass ich bislang Mr „Voice“ Zak Stevens noch nicht live gesehen habe und das endlich nachhole. Schade war jedoch, dass die Recken von Vicious Rumors nicht dabei waren. Das soll jedoch die Vorfreude nicht trüben, denn wir sind mehr als entschädigt worden.
Die ein oder andere organisatorische Kleinigkeit (wie z.B. das nicht-Vorliegen einer Gästeliste) ist eher marginal zu bewerten. Die traurige Tatsache, dass es nicht einmal 100 Leute ins Turock geschafft haben, wiegt in meinen Augen deutlich schwerer, zudem es das für die Bands sicherlich nicht einfacher macht. Doch zeigt sich hier nicht nur die Professionalität der Musiker, sondern auch und vor allem die unbändige Lust auf das, was sie am besten können: Ihre Musik!
Wie dem auch sei, es ändert ja nix an elementaren Tatsachen – und denen wollen wir uns jetzt widmen.
Teil I – Steel Engraved
Ein Live Review und ein spontanes Interview, das eigentlich keines war – hört sich komisch an? War es auch, aber komisch im Sinne von lustig.
Gegen 20:00 Uhr betraten die Herren die Bühne und legten auch direkt los. Mit der Tour stellen Steel Engraved u.a. ihr Debütalbum „State Of Siege“ vor.
Die Truppe aus Niederbayern legt durch die Bank weg ein großes Brett hin. Was anfänglich an ein paar Stellen noch etwas schwächelt, baut sich Song für Song immer weiter auf und gegen Halbzeit des Gigs hat sich die Band gefunden und tritt mit voller Wucht aufs Gaspedal.
Beachtlich allein schon aus dem Grunde, dass erschreckend wenig Publikum dort ist – dafür geben diejenigen, die vor der Bühne stehen, wirklich alles. Der Funke ist übergesprungen.
Erwähnenswert ist, dass der Vokalist den Musikern viel Raum lässt. Die Herren an den Saiteninstrumenten und der Mann in der Schießbude danken das mit krachigen Soli-Einlagen in technisch einwandfreier Leistung, die im Publikum großen Beifall finden.
Die gesangliche Leistung von Marco steigert sich ebenfalls im Laufe des Gigs. Was zu Beginn noch teils etwas leise klang, steigert sich immer weiter und gipfelt in hochkonzentrierte Arbeit am Mikro, die von klarem Gesang über Shouteinlagen bis hin zu screamigen Parts wechselt.
Es gibt durchaus verschiedene, erkennbare musikalische Einflüsse, u. a. Iron Maiden, Helloween, etc., dennoch setzt die Band ihre eigenen Akzente und glänzt durch Individualität, Spielfreude und hohe Qualität.
Die Spielzeit ist bei großem Gefallen ja oftmals zu kurz, dennoch hat die Band eine mehr als nur gute Qualität abgeliefert, die auch entsprechend gewürdigt wurde.
Im Anschluss an den Gig trifft man sich wie so oft an der Theke oder am Merchandise. Nachdem ich mit Chris einige Sätze ausgetauscht hatte, erklärte er sich spontan zu einem kleinen Interview bereit. Ein klassisches Interview sieht mit Sicherheit anders aus, dennoch war es ein interessantes Gespräch, zu dem sich in kurzer Zeit die gesamte Band am Tisch einfand.
Andi berichtete über die Gründung der Band. Von Andi, Marco, Chris, Thorsten und Anton Weber (drums, seit Ende 2009: Daniel) in 2006 gegründet, wurde unter dem Namen Stainless Steel eine Demo aufgenommen. Spannend war natürlich die Frage, wie die Band dazu kam, mit Vicious Rumors und Circle II Circle auf Tour zu gehen – für eine verhältnismäßig junge Kapelle ein richtiger Wurf.
Die Frage war für Andi erstaunlich einfach und schnell zu beantworten: Steel Engraved zockten auf dem Metal Invasion Festival (Passau, Niederbayern). Dort wurde man auf die Jungs aufmerksam und schon war ein Plan geboren. Die Chemie zwischen den drei Bands war und ist richtig gut. So ist die gesamte Tour nicht nur von Arbeit, sondern auch von viel Spaß geprägt.
Dass die Chemie innerhalb der Band zusammenpasst und die Herren super miteinander harmonieren, ist deutlich spürbar.
Auf Nachfrage erklärte Marco, dass er keinen Gesangsunterricht hat und instinktiv mit seiner Stimme umgeht. Es ist ihm bewusst, dass er durch scream & shout seine Stimmbänder stark beansprucht, dies jedoch durch Konzentration auf sich und seinen Gesang gut kompensieren kann.
Zusammenfassend war es schlichtweg ein lockeres Gespräch ohne Fragebogen, Richtlinien und Konventionen. Angefangen beim Heavy Metal über die Tour mit Circle II Circle und Vicious Rumors, über das Leben allgemein bis hin zum Bier (Wichtig zu erwähnen: Ja, auch Bayern können richtiges Bier, nicht nur Weizen!) wurden viele Themen angeschnitten, diskutiert und vor allem auch viel gelacht.
Mir präsentierte sich eine extrem sympathische und höchst humorvolle Band, die mit Sicherheit noch einiges vor sich hat – im positiven Sinne.
So bleibt nicht mehr viel übrig, außer:
Vielen Dank für eure Zeit und das gesellige Beisammensein, es hat echt Spaß gemacht!
Line-Up Steel Engraved:
Marco – vocals
Andi – guitars
Thorsten – bass
Chris – guitars
Daniel - drums
Teil II – Circle II Circle
Als der Headliner des Abends die Bühne betrat, war die Spannung aller Anwesenden merklich groß.
Als Opener knallten uns die Mannen rund um den charismatischen Frontman Zak Stevens den gleichnamigen Titelsong des neuen Albums „Consequence Of Power“. Ein würdiger Einstieg, will man meinen!
Zak Stevens war gut bei Stimme, zeigte sich höchst gut gelaunt und präsentierte mit seiner Band einen großen Teil des neuen Circle II Circle-Albums. An der gesanglichen Leistung des Herrn Stevens gibt es bekanntermaßen nur höchst selten etwas zu meckern, so auch bei diesem Auftritt. Vollkommen unbestritten verfügt der Mann mit seiner Stimme über eine wahrlich gesegnete Gabe, die er perfekt einzusetzen weiß. Das unglaublich warme Timbre, die stimmliche Bandbreite, diese Live-Performance ist einfach großes gesangliches Tennis.
Auch die Herren an den Saiteninstrumenten zeigten sich absolut elangeladen. Andi Lee gab kurzerhand immer mal wieder Angus-Young-Einlagen und pushte damit nicht nur die Stimmung des Publikums hoch. Teilweise vollkommen selbstvergessen gab der Gitarrist alles, was auch nur eben geht. Interessant übrigens, dass der Mann während einer Soli-Einlage mit einem hochprozentigen Getränk aus einer grünen Flasche „gefüttert“ wurde, nicht mal gezuckt hat und weitermachte, als sei nix passiert – Respekt!
Mitch Stewart am Bass stand dem Engagement seines Kollegen in nichts nach, sang die backing vocals und versprühte ebenso wie Johnny Osborn an den drums unfassbar viel Energie. Das unfassbar positive Zusammenspiel der Band war nicht nur zu sehen, sondern auch deutlich hörbar.
Eine sehr emotionale Angelegenheit für alle Anwesenden war die, einem der wirklich Großen, der zu früh aus dem Leben gerissen wurde, dem Gotthard-Sänger Steve Lee, gewidmete Ballade „Blood Of An Angel“.
Seinen absoluten Höhepunkt fand der Gig bei der Zugabe: „Taunting Cobras“ und „Edge Of Thorns“ – das schmälerte den gesamten Auftritt nicht, jedoch setzt Zak Stevens ein deutliches Zeichen dafür, dass für ihn seine eigene Band vollkommen im Fokus steht und Savatage für durchaus wichtig, dennoch aber (positive) Vergangenheit ist.
Als weiteres nice-to-see: Zak Stevens, der Meister des großartigen Gesangs, hockte in der Schießbude, der Bassist sang Ted Nugent’s „Strangehold“, Johnny Osborn gab eine kurze Gesangseinlage, der Steel Engraved Gitarrist Chris kam auf die Bühne, Zak und Johnny zauberten ein beidhändiges drumsolo. In diesen Momenten drohte die Bühne vor der dort pulsierenden Energie schier zu explodieren.
Absolut groß und definitiv erwähnenswert ist, dass sich die Bands gemeinsam beim Publikum bedankten und verabschiedeten. Die Musiker dankten sich gegenseitig für eine extrem gute Tour und den großartigen support– das ist nicht immer selbstverständlich und setzte einen schönen Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Abend!
Line-Up Circle II Circle
Zak Stevens – vocals
Andy Lee – guitars
Mitch Stewart – bass
Johnny Osborn – drums
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