Squealer-Rocks.de Live-Review
Shadow Gallery und Manticora (01.11.2010, Turock, Essen, Tina)

Es wartet wieder ein netter Konzertabend im Turock. Diesmal spielen Shadow Gallery mit support. Es geschieht nicht so ganz oft, dass man auf eine Band wartet, auf dessen Tour etliche Fans seit Urzeiten warten. Zum ersten Mal steht diese Band in Deutschland auf der Bühne und der Auftritt wird mit großer Spannung erwartet. Doch bevor es zu Shadow Gallery kommt, wird erst einmal die Bühe für drei weitere Bands frei gegeben.

Die erste halbe Stunde werden von MAPLERUN (Griechenland) bestritten, die mit einem netten Mix aus Heavy Rock erst Technikprobleme ausbaden müssen und schließlich doch noch etwas Fahrt aufnehmen können.

Kurz darauf folgt die norwegische Band DIVIDED MULTITUDE, die mit ihrem wesentlich progressiveren Stil deutlich eher ins Konzept passen und mit einer ebenfalls recht kurz gestrickten Spielzeit herausholen, was herauszuholen geht.

Als dritte Band betrat an diesem Abend dann die dänische Kapelle MANTICORA die Bühne. Im Publikum war die Stimmung anfangs etwas verhalten, doch dies verstand die Band extrem schnell zu zerstreuen und die Köpfe der Anwesenden zum nicken bzw. zum bangen zu bringen.

Eine wirklich gute Performance – und damit stellten die Jungs mehr als zügig ihre Qualität als Live-Band unter Beweis. Vom neuen Album „Safe“ (VÖ am 12.10) wurden ebenfalls zwei Songs vorgestellt. Alle Musiker hatten ihre eigenen ausgiebigen Soli-Einlagen, die von den anwesenden Musikfreunden mehr als positiv aufgenommen wurden. Lars war nicht nur gut bei Stimme, sondern hat mit seinen Mannen über eine Stunde absolut gutes Unterhaltungsprogramm gezeigt und auch Überzeugungsarbeit geleistet.

Was gesanglich auf CD etwas poliert wirkt, klingt, im positiven Sinne, live deutlich rauer und erdiger. Zusammenfassend hat Manticora eine extrem gute Show auf die Bühne gelegt.

Nach dem Gig hatten wir noch die Gelegenheit, mit den Jungs ein paar Worte zu wechseln und ein Bier zu trinken – eine sehr sympathische Band auf qualitativ sehr hohem Niveau!

Auch wenn der Sound im Turock leider streckenweise etwas grenzwertig war (womit die erste Band leider eine schmerzliche Erfahrung machen musste), stand die bisherige Gesamtperformance (vor allem von den Dänen Manticora) unter einem wirklich guten Stern und bot einen großartigen Übergang zu den eigentlichen Göttern des Abends: SHADOW GALLERY.

Es erschreckt mich wirklich maßlos, wie wenige Leute es zu dieser Quasi-Premiere ins Turock geschafft haben. Dennoch: Das hält sowohl Band als auch Publikum nicht davon ab, knappe 2 Stunden lang ein richtiges Fest zu feiern!

Mit Brian Ashland am Mikrofon, der in die Fußstapfen von Mike Baker (verstorben im Oktober 2008, R.I.P.) tritt, der auch einige Gitarrenparts übernimmt und auch dann und wann an am Keyboard zu sehen bzw. zu hören ist, haben Shadow Gallery einen Gewinn gemacht. Gesanglich ist die Stimme von Brian durchaus im Stil von Mike einzuordnen. Der Herr am Mikro liefert eine außerordentlich gute Leistung. Es werden kaum Wünsche offen gelassen, da er die alten Songs nicht nur mit Können sondern auch von Emotionen geprägt vorträgt.

Die Band liefert einen grandiosen Auftritt mit einem Querschnitt durch eine über 20jährige Arbeit. Fokus liegt hierbei trotz und alledem auf dem 2009 erschienenen Album „Digital Ghosts“.

Ein ständiger Wechsel an den Instrumenten, der vierstimmige Gesang, ein großartiges Gitarrenduo Gary Wehrkamp und Brendt Allmann. Durchaus hervorzuheben ist, dass Gary Wehrkamp ein hochflexibel einsetzbarer Musiker ist, der zwischen Keyboard und Gitarre wechselt und auf einmal hinter den drums zu sehen ist. Der Drummer Joe Nevolo liefert sich mit seinem Kollegen vor/während des Ablösens ein Drumsolo der ersten Güteklasse. Als Entertainer, der das Publikum anfeuert und animiert, funktioniert der Basser Carl Cadden-Jammes, der zwischenzeitlich auch zur Querflöte greift.

Ich bin wirklich beeindruckt, was für Multitalente dort auf der Bühne stehen und vermag kaum zu begreifen, was dort geschieht. Unfassbare Spielfreude und offensichtlicher Spaß an ihrem Auftritt vermögen kaum glauben zu lassen, dass Shadow Gallery ihr erstes Konzert in Deutschland spielen.

Dieser Auftritt ist Progressive Metal in Reinkultur der ersten Güteklasse! Grinsende Gesichter und strahlende Augen der anwesenden Fans, frenetischer Jubel und Staunen ob des Geschehens auf der Bühne lassen den Abend mit einem mehr als nur guten Gefühl ausklingen. Es bleibt wirklich zu hoffen, dass sich Shadow Gallery nicht mehr so lange Zeit lassen, bis sie zum nächsten Mal nach Deutschland kommen. Vielen Dank für einen rundum gelungenen Abend!

Einziges Manko: Die Tourshirts waren unglaublich schnell restlos ausverkauft. Ich bin gespannt, ob wir unsere Shirts bekommen.